. . ., naja, vielleicht ist es auch ein Momentchen länger her, da hat ein gewisser Wladimir Iljitsch Uljanow, der uns Deutsche als Theoretiker ansonsten sehr schätzte, wenig charmant durchblicken lassen, dass wir in seinen Augen als Revolutionäre nicht mal für die Ersatzbank taugten: "Revolution in Deutschland? Das wird nie etwas; wenn diese Deutschen einen Bahnhof stürmen wollen, kaufen die sich noch eine Bahnsteigkarte!", greinte der gebürtige Halb-Kalmücke über das Volk der Dichter und Denker. Angeblich soll er sich auch darüber beklagt haben, dass kein deutsches Gebäude von Deutschen gestürmt würde, wenn vor ihm das Schild "Rasen betreten verboten" aufgestellt sei. "Wozu", so werden Sie sich, verehrte Leserin, geehrter Leser, nach mittlerweile 21 Zeilen nun halblaut fragen, "haut uns dieser komische Kolumnenschreiber jetzt schon das zweite Lenin-Zitat um die Ohren?" Recht haben Sie! Und eine Antwort verdient auf diese Ihre Frage: Die lautet schlicht und barsch: Frammersbach! Mehr muss man gar nicht dazu sagen. Wer nämlich neulich, vielleicht ist es ja auch am gestrigen Mittwoch um 10 Uhr vor dem Frammersbacher Rathaus gewesen, im leichten Nieselregen stand und wartete, weiß genau, warum diese Kolumne nach Lenin-Zitaten schreit. Allen übrigen sei mitgeteilt, dass das Frammersbacher Rathaus zu eben jenem Zeitpunkt nicht gestürmt wurde! Obwohl das so mit den kleinen Revolutionären vom Kinderfasching ausgemacht war. Sie haben's einfach ausfallen lassen, die Nachwuchsrevolutionäre: Nicht wegen dem empfindlichen Frammersbacher Rasen. Und auch nicht wegen der teuren Rathaus-Billets, denn solche muss in Frammersbach nicht mal die Revolution lösen. Es war ihnen, wie sie in letzter Sekunde wissen ließen, schlicht zu nieselig und zu trübe für den Rathaus-Sturm. Sie würden diesen aber gerne nachholen, wenn das Wetterchen für eine Revolution, sagen wir, ein wenig netter und freundlicher sei. Tja. Er lag mit uns Deutschen wohl gar nicht so falsch, dieser Wladimir Iljitsch Uljanow.
Lohr