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WÜRZBURG/LOHR: "Nigeria Connection": Frau prellte Senioren um 95.000 Euro

WÜRZBURG/LOHR

"Nigeria Connection": Frau prellte Senioren um 95.000 Euro

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    Insgesamt 95 000 Euro ergaunerte sich eine Seniorin in ihrem Bekanntenkreis. Symbolfoto: Müller
    Insgesamt 95 000 Euro ergaunerte sich eine Seniorin in ihrem Bekanntenkreis. Symbolfoto: Müller Foto: Müller

    Um knapp 95.000 Euro hat eine Rentnerin aus Lohr (Lkr. Main-Spessart) Dutzende zum Teil sehr alte Menschen betrogen. Ihre Opfer kannte sie über ihr ehrenamtliches Engagement in einer Pfarrei. Die 67-Jährige wollte mit „frischem Geld“ einige hunderttausend Euro retten, die sie in den vergangenen Jahren verloren hatte: In der Hoffnung auf gute Rendite war sie der sogenannten „Nigeria Connection“ auf den Leim gegangen. Ein Schöffengericht in Würzburg verurteilte die Frau am Montag wegen gewerbsmäßigem Betrug in 50 Fällen zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten.

    „Schwer nachvollziehbare Dummheit“

    In dem Fall ging es, so Richter Thomas Behl, „um schwer nachvollziehbare Dummheit“ und eine professionelle Betrügerbande aus Nigeria, mit der er bereits vor Jahrzehnten als junger Staatsanwalt zu tun gehabt habe. Die Masche: Mit gefälschten Unterlagen versprechen die Betrüger aus dem nigerianischen Lagos denjenigen große Summen, die afrikanischen Geschäftsleuten dabei helfen, riesige Dollarbeträge außer Landes zu schaffen. Dafür werden „Vorausgebühren“ fällig, dann angebliche Anwaltskosten, Bestechungsgelder fürs nigerianische Finanzministerium und den Zoll. Und jede dieser Forderungen wird als „die letzte“ vor Ankunft der Geldkiste oder Überweisung aufs Konto bezeichnet.

    Wiederholt fragte der Richter die Angeklagte: „Wer glaubt eigentlich so einen Quatsch? Noch dazu Sie als ehemalige Bilanzbuchhalterin?“ Die Frau, die alle 50 Fälle ohne Wenn und Aber gestand, konnte sich ihre Leichtgläubigkeit selbst nicht erklären. Sie sei da in einen Strudel geraten und habe nicht zu 100, sondern zu 1000 Prozent geglaubt, was ihr aus Nigeria versprochen wurde. Sie schäme sich, weil sie Leute betrogen habe, die sie seit Jahrzehnten gut kenne. 2,5 Millionen Dollar seien ihr zugesichert worden.

    Rentnerin ignorierte Warnungen der Polizei – und glaubte FBI-Lüge

    Die Dokumente hätten alle echt ausgesehen. Darin war unter anderem behauptet worden, dass das amerikanische FBI den Geldtransport nach Europa absichere. In einem Fall soll der Geldbote mit der Geldkiste bereits in Paris gelandet, aber im Zoll hängen geblieben sein – und schon war wieder eine Zahlung fällig.

    Obwohl die Rentnerin von der Polizei in Lohr wiederholt darauf hingewiesen worden war, dass sie an Betrüger geraten und ihr gesamtes Vermögen verloren ist, glaubte sie immer wieder neuen Versprechen aus Afrika, wonach die Überweisung von einigen Millionen Dollar jetzt endlich bevorstehe.

    Komplize ebenfalls verurteilt

    Unterstützt wurde die Frau von einem Rentner, der die 67-Jährige aus gemeinsamen Jahrzehnten im Kirchenchor kannte. Der 68-Jährige hatte Mitleid, als ihm seine Bekannte von ihren finanziellen Problemen berichtete. Er kam mit einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren davon. Außerdem muss er 200 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten.

    Das Duo hatte im Bekanntenkreis finanzielle Engpässe vorgegaukelt. Angeblich waren Steuernachzahlungen fällig, hohe Arztrechnungen und Krankenhauskosten, Anwaltshonorare oder Kosten für die bevorstehende Auszahlung aus einem Fonds. So hatten sie sich Darlehen zwischen 350 und über 8000 Euro erschwindelt, mit der Zusage, das Geld bald zurückzuzahlen. Seit Juni 2018 sitzt die Rentnerin in Untersuchungshaft, weil sie trotz des bevorstehenden Strafverfahrens ihre „Darlehensgeschäfte“ fortgesetzt hatte und immer noch nicht glauben wollte, dass ihre Geschäftspartner in Afrika Betrüger sind.

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