In der Nacht wusste Feuerwehrkommandant Konrad Biener, dass das Großfeuer in der Oberen Viehmarktstraße, Spitalgasse, am Schuhhaus Wendel und Anwesen Ludwig Adelhard eingedämmt werden musste, sollten nicht über die Spitalkirche und Knabenerziehungsanstalt die Flammen die gesamte Altstadt erfassen.
Biener erklärte dem Kampfkommandanten Dr. Robert Mühl-Kühner, dass er mit dem Löschfahrzeug außerhalb des Festungsgürtels zum Main fahren wolle. Der deutsche Posten möge nicht auf ihn schießen.
Biener: "Wir fuhren sozusagen ins Niemandsland, brachten die Motorspritze in Stellung, legten unsere Schlauchlage und konnten den Löschangriff am Brendel-Haus und bei Kaufmann Eugen Wendel und Ludwig Adelhard einleiten. Unsere Bemühungen schienen auch von Erfolg gekrönt zu sein, als plötzlich der Giebel vom Kaufhaus Wendel nach außen herausfiel, gegen die Leiter schlug und einen Feuerwehrmann aus einer Höhe von zwölf Metern mit der Leiter in den Brandschutt stürzte.
Wir schafften ihn sofort heraus." Er wurde nur leicht verletzt.
An diesem Tag verzeichnete Biener in seinem Tagebuch einen "erfreulichen Volltreffer": der verhasste Dr. Robert Mühl-Kühner, Stabsarzt aus Zellingen, wurde in seiner Befehlsstelle im Landratsamt schwer verwundet "und war somit als Kampfkommandant erledigt".
Sein Nachfolger für wenige Stunden war Oberleutnant Krohn von der im Freibad stationierten Schiffsflak, bis ihn Oberleutnant Heberlein ablöste.
Um 16 Uhr verließ NSDAP-Kreisleiter Max Sorg mit seinem Stab fluchtartig das brennende Karlstadt. Feuerwehrkommandant Konrad Biener hielt im Tagebuch fest: "Somit waren die letzten Parteibonzen aus Karlstadt geflohen, und wir hatten von ihrer Seite aus nichts mehr zu befürchten."
Um Mitternacht baten Stadtpfarrer Josef Stangl, der sich aktiv am Löschen der Brände beteiligte, sowie die Volkssturmführer Gottfried Ort und Hugo Müllerklein den Kampfkommandanten Heberlein, die Stadt zu räumen und freizugeben. Landrat Josef Dendl war verhaftet worden, und Heberlein sollte Hugo Müllerklein festnehmen und der Division bei Müdesheim überstellen. Doch der Oberleutnant wartete ab.
Max Sorg, Mälzerei-Besitzer aus Marktheidenfeld und Kreisleiter der NSDAP, wurde am 28. Septem- ber 1948 wegen Totschlags zu acht Jahren Haft verurteilt. Er soll am 1. April 1945 den 21-jährigen Berg- mann Oswin Lang zum Tode durch den Strang an einem Telefonmast an der Marktheidenfelder Brücke verurteilt haben. Im Dezember 1948 verurteilte die Spruchkammer Sorg als NS-Aktivisten wegen anderer Vergehen zu vier Jahren Arbeitslager Arbeitslager unter Anrechnung von zwei Jahre Inter- nierungslager. Am 8. April 1964 starb Sorg in Marktheidenfeld, wo er mit großen Geleit und ehren- den Nachrufen beerdigt wurde.