Den Kunden dürfte der Wechsel in der Organisationsstruktur ohnehin kaum aufgefallen sein. In der Tat gab es kaum Anzeichen. Eines davon war, dass vor einigen Wochen in dem Markt binnen nur einer Nacht eine Komplettinventur durchgezogen wurde. Zwei Busladungen Osteuropäer zählten damals alle der rund 30 000 Artikel.
Und nur besonders Aufmerksamen ist wohl aufgefallen, dass der Markt eben seit 1. Mai auch auf den Kassenzetteln unter einem anderen Namen firmiert. Wo bisher „Dipl.-Kaufmann T. Riedel GmbH“ stand, ist seither „Obi Bau- und Heimwerkermärkte GmbH & Co. Franchise Center KG“ zu lesen. Wie Klaus Stenzinger, Prokurist der Riedel GmbH, gegenüber der MAIN-POST erklärte, hat sich mit dem Namen lediglich die Zuständigkeit für den reinen Betrieb des 2006 eröffneten Lohrer Marktes geändert. Für das operative Geschäft sei nun nicht mehr die Riedel GmbH, sondern eben Obi selbst zuständig.
Das eine Verkaufsfläche von rund 5000 Quadratmeter umfassende Gebäude sowie das rund 18 000 Quadratmeter große Areal gehören jedoch nach wie vor der Riedel GmbH. Diese vermietet nun über eine Holding die Immobilie an Obi. „Es handelt sich um einen langfristigen Mietvertrag“, sagte Stenzinger und versicherte sogleich, dass es „Obi in Lohr noch lange geben wird“. Zur organisatorischen Abgabe an Obi habe man sich entschieden, „um die langfristige Zukunft des Marktes in Lohr zu sichern“, sagte der Prokurist, ohne ins Detail zu gehen.
Für die Mitarbeiter bleibe aber auch nach dem Betreiberwechsel alles beim Alten. Alle würden zu den bisherigen Konditionen weiterbeschäftigt, so Stenzinger. Er geht davon aus, dass die Lohrer Obi-Kunden bisher nichts von dem Wechsel bemerkt haben und auch weiterhin nichts bemerken werden. Und wenn doch, „dann höchstens positiv“, so der Prokurist der Dipl.-Kaufmann T. Riedel GmbH.
Kein „Anteils-Hopping“
Auch Johanna Meessen, Pressesprecherin der in Wermelskirchen angesiedelten Obi AG, betonte gegenüber der MAIN-POST das Interesse des Unternehmens an einem kontinuierlichen Fortgang des bisherigen Geschäfts. Nachdem die Obi AG den Lohrer Markt übernommen habe, werde dieser sicherlich dauerhaft direkt von Obi betrieben werden. „Es wird kein Anteils-Hopping geben“, schloss Meessen die neuerliche Übertragung des Marktes an einen Lizenznehmer aus.
Die Würzburger Riedel GmbH betreibt nach der Abgabe des Lohrer Marktes noch fünf Obi-Märkte. Drei davon in Würzburg und je einer in Gunzenhausen und Eisenberg (Thüringen). Der erste Obi-Markt in Deutschland wurde 1970 in Hamburg eröffnet. Heute gibt es in der Bundesrepublik 334 Obi-Märkte. Etwa die Hälfte davon wird von Obi selbst betrieben, die andere Hälfte von Lizenznehmern. Im europäischen Ausland gibt es weitere 182 Obi-Märkte. Nach eigenen Angaben ist das Unternehmen Spitzenreiter in der deutschen Bau- und Heimwerkerbranche. Mit insgesamt 38 000 Mitarbeitern erwirtschaftete das Unternehmen zuletzt einen Jahresumsatz von 5,8 Milliarden Euro. Obi zählt zu den bekanntesten Unternehmen in Deutschland. 97 Prozent der Menschen ist der Name ein Begriff. Obi ist übrigens nicht der Name des Bibers, der im Firmenlogo zu sehen ist. Vielmehr handelt es sich um die Lautschrift des französischen Wortes für Hobby.