Seine Leidenschaft lebt er in der Küche aus. Da kombiniert er eine Ochsenbacke mit einem Süßholzfond oder verleiht einer Cannelloni eine ganz neue Optik, indem er sie viereckig macht und paniert. Bernd Arold (40) ist in Karlstadt aufgewachsen. Heute ist er Spitzenkoch in München. Und er hat schon mehrmals den Zuschauern von „Galileo“, im ZDF oder Bayerischen Fernsehen etwas vorgekocht.
Respektlos und wild, aber qualitativ hochwertig, so könnte man umschreiben, was er am Herd kreiert. Auf Videos im Internet ist er zu mit schwarzer Kappe zu sehen, mit Zopf und Gamsbärtchen und mit Tattoos auf dem Arm. Zu den schnellen Szenenwechseln ertönt Punkrock.
Der „Gesellschaftsraum“
In München betreibt Bernd Arold seit sechs Jahren in der Augustenstraße 7 in Schwabing ein eigenes Restaurant, den „Gesellschaftsraum“. Mit seinen 55 Sitzplätzen im Restaurant und 35 Sitzplätzen im Freien gehört es zur gehobenen Gastronomie der Landeshauptstadt. Seine PR-Agentur schreibt dazu: „Er bietet qualitativ hochwertige Kochkunst, die man dem unkonventionell wirkenden Bernd Arold auf den ersten Blick vielleicht gar nicht zutrauen würde.“
Nach der Realschule in Karlstadt war er durch ein Praktikum im „Backöfele“ in Würzburg auf seinen Berufswunsch Koch gekommen und machte dort seine Lehre. Anschließend waren die „Käferschenke“ in München und die „Schweizer Stuben“ bei Bettingen Stationen.
Zwischendurch mal Schreiner
Doch dann fand Bernd Arold den Beruf zum Davonlaufen: „In der Sternegastronomie jeden Tag 18 Stunden Töpfe schmeißen, schreien, Essen fertig machen – und das sechs Tage die Woche – das war mir zu viel.“ Er schlug einen ganz anderen Weg ein und machte eine Schreinerlehre, erst bei der Firma Henker in Gössenheim, dann bei Horstmann in Karlstadt. Nach zweieinhalb Jahren, kurz vor der Gesellenprüfung, begann er seinen Zivildienst im Blindeninstitut Würzburg.
Es folgte die Rückkehr zum Koch mit einem kurzen Intermezzo im korsischen Hotel „Maristella“, ehe Bernd Arold im Jahr 2000 beim Starkoch Stefan Marquard in den „3 Stuben“ in Meersburg begann. Im Jahr darauf zog er mit ihm nach München um. Dort arbeitete er bei ihm im Design-Restaurant „Lenbach“ mit 1800 Gästeplätzen. Bei Marquard kam Bernd Arold auf den Geschmack des außergewöhnlichen Kochens. Das bunte Kombinieren von Zutaten und Gerichten kam seiner Experimentierfreude entgegen.
Von 2002 bis 2007 erarbeitete er sich dann in dem kleinen Münchner Restaurant „ESS 9“ – seiner ersten eigenen Küchenchefstelle – den Ruf als einer der kreativsten Küchenchefs in ganz München.
So kam es, dass sein derzeitiger Geschäftspartner Andreas Ebrahim auf ihn aufmerksam wurde. Dieser war von den Fähigkeiten und der sympathischen Art des ehemaligen Karlstadters überzeugt und wagte sich an die Eröffnung des „Gesellschaftsraums“. Dessen Tage sind allerdings gezählt. Denn das Gebäude ist verkauft worden und soll saniert werden. Dem „Gesellschaftsraum“ wurde gekündigt. So sind Arold und Ebrahim gerade auf der Suche nach einer anderen Lokalität in München – und haben schon eine im Auge.
Dort soll es in der bewähren Qualität weitergehen. Zu seiner Art zu kochen sagt der Küchenchef selbst: „Ich versuche gegen Rezepte anzukämpfen und Kombinationen zu finden, die man sonst nicht umsetzt, Kombinationen, die gegen das normale Kochdenken gehen.“ So arbeitet er gerne mit Früchten, wählt ein dominantes Gewürz wie Estragon, Lakritz oder Lindenblüten, „spielt“ mit dem Gegensatz von warm und kalt, wenn er etwa rohen Fisch mit Lamm zusammenbringt, lässt eine Creme Brulée Richtung salzig gehen oder nutzt Affenbrotbaumkernmehl statt Ei, um eine Räucher-Aal-Creme-Brulée zu binden.
Neben seiner Tätigkeit in der Küche bietet Bernd Arold Kochkurse und ist Jurymitglied für „junge wilde Köche“. Als Gegenpol zum Beruf geht er gerne joggen und zum Boxtraining. Auch Punkrock ist ihm sehr wichtig. Vor allem aber legt er Wert auf Zeit mit seiner Frau und seiner Tochter (11).
Nur selten kommt er noch nach Karlstadt, wo sein Vater wohnt. Doch denkt er gerne an die „wahnsinnige Jugend“ in Karlstadt zurück, als er mit der Clique viel Spaß bei Partys in der Sandgrube hatte, „die es leider nimmer gibt“. Dann wieder wurde in Bühler Baseball gespielt oder mal nachts ins Karschter Freibad eingestiegen. Sein Fazit: „Zum Aufwachsen war Karlstadt genial.“