30 Jahre ist es her, dass die französische Gemeinde Ouistreham im Departement Calvados und die Stadt Lohr eine Städtepartnerschaft eingingen. Um dies zu feiern, fährt eine Lohrer Delegation vom 26. bis 29. Mai in die Normandie. Diese Redaktion hat mit Mitreisenden gesprochen.
Der Bus in die Partnerstadt ist bereits voll. Wie Inge Schönmann von der städtischen Pressestelle auf Anfrage mitteilte, war er nach Bekanntgabe der Jubiläumsfahrt über den städtischen Newsletter und in einer Pressemitteilung innerhalb von wenigen Tagen ausgebucht. Es gebe eine Warteliste mit weiteren Interessenten, falls Mitfahrer absagen müssten.
Das Programm für die vier Tage, das der Partnerschaftsverein Ouistreham aufgestellt hat, sieht für Donnerstagabend, 26. Mai, Ankunft und Empfang durch die französischen Partner vor. Am Freitagvormittag, 27. Mai, ist Zeit zur freien Verfügung für Shopping, einen Besuch des Marktes oder einen Spaziergang am Strand. Für Freitagnachmittag sind Aktivitäten und Besuche in und um Ouistreham-Riva Bella vorgesehen, anschließend ein Konzert der deutschen und französischen Musiker. Am Freitagabend wird es den Festakt zum Jubiläum im Casino geben. Er wird nach Angaben der städtischen Pressestelle durch die Lohrer Big Band Swinging Lohr mitgestaltet. Für Samstag, 28. Mai, ist ein ganztägiger Ausflug vorgesehen, um Spezialitäten der Normandie zu entdecken und unterwegs auf den Spuren Wilhelm des Eroberers zu sein. Am Samstagabend gibt es einen Abend der Partnerschaft, bevor am Sonntagmorgen, 29. Mai, der Bus zurück nach Lohr fährt.
1000 Kilometer entfernt
Irmgard Langer ist 1997 auf den Partnerschaftsverein aufmerksam geworden anlässlich des "Französischen Frühlings in Bayern", initiiert vom französischen Konsulat in München. Da sie vorher zweieinhalb Jahre in Frankreich gelebt hatte, "habe ich mich gefreut, dass Lohr eine französische Partnerstadt hat und mich gleich engagiert". So seien viele Kontakte und Freundschaften entstanden. Sie finde es toll, dass die Besuche so regelmäßig stattfinden, "trotz der großen Entfernung von circa 1000 Kilometern".
Wegen der Pandemie seien die Kontakte in den vergangenen zwei Jahren im Wesentlichen auf Telefon und E-Mail beschränkt gewesen. "Umso erfreulicher ist es, dass jetzt wieder eine große Gruppe nach Ouistreham fahren kann und wir unsere Freunde wieder persönlich sehen können", betonte Langer. Die aktuelle Situation in der Ukraine zeige deutlich, dass ein geeintes Europa nur friedlich in Freiheit und Demokratie erreicht werden könne. Krieg, Besatzung und Unterdrückung seien in der Vergangenheit nie von Dauer gewesen "und werden es hoffentlich auch im 21. Jahrhundert nicht sein". Dazu könne jeder beitragen, so Langer, zum Beispiel durch Freundschaften über Landesgrenzen hinaus.
Hoffen auf Jugendaustausch
Mathilde Lembach freut sich darauf, dass persönliche Begegnungen stattfinden werden und sie die französischen Partner vor Ort treffen kann. Die frühere Sozialpädagogin im Lohrer Jugendzentrum hofft, dass nach der Corona-Pause der Jugendaustausch wieder aufgenommen werden kann. Nach Lembachs Angaben war das bisher letzte Treffen im Herbst 2019 in Lohr.
Den Gegenbesuch in der Normandie habe man 2020 wegen der Pandemie absagen müssen. Zwischenzeitlich habe sich die Partnerorganisation in Ouistreham aufgelöst. Dazu erwarte sie sich Informationen, auch zu einem neuen Team, das sich mittlerweile gebildet habe. "Ich will herausbekommen, wie wir zusammenarbeiten können", sagte Lembach. Die Bedeutung der Städtepartnerschaften sieht die Stadt- und Kreisrätin der Grünen darin, dass sie eine der Grundlagen für Frieden und ein geeintes Europa seien. Aus ihnen ergäben sich viele private Kontakte. Sie habe immer noch Kontakt zu einer französischen Austauschschülerin, die sie vor der Partnerschaft Lohr – Ouistreham mit 15 Jahren auf Initiative ihres Französischlehrers kennengelernt habe. "Mittlerweile sind wir beide schon Oma."
Freundschaften fürs Leben
Neulich habe sie einen jungen Mann aus dem Jugendaustausch des Juze mit Ouistreham getroffen. Dieser habe seinen Freund in Lohr besucht. Man sehe also, dass Städtepartnerschaften Freundschaften fürs Leben begründen könnten, so Lembach.
Für Marianne und Peter Drexler begann die Partnerschaft vor mehr als 20 Jahren. Es hätten sich in dieser Zeit enge Freundschaften entwickelt mit jährlichen gegenseitigen Besuchen. Daran könne man erkennen, "dass wir die Partnerschaft mit Ouistreham immer gepflegt haben und so auch familiär mit unseren französischen Freunden verbunden sind". In dieser langen Zeit habe sich der beteiligte Personenkreis gewandelt. Zudem fänden offizielle Termine wie die Jubiläen nur alle fünf Jahre statt. Neue Freundschaften seien dabei schwierig zu knüpfen. Nach wie vor bestünden Sprachschwierigkeiten. Spontane Ideen lassen sich nach Aussage der Drexlers wegen der großen Entfernung nach Ouistreham nicht immer verwirklichen.