Schien nach der Sitzung Anfang Juni noch Einvernehmen zu herrschen, wie der Stadtrat mit einem Verkehrs- und Parkkonzept für Marktheidenfeld umgehen will, kam in der Sitzung am Donnerstag doch alles wieder anders.
Etliche von einer eventuellen Einschränkung der Parkplätze am Mainkai betroffene Bürger saßen deutlich erregt auf den Gästeplätzen der öffentlichen Sitzung im Rathaus. Erregt waren auch manche Stadträte wie Christian Menig. Der beschwerte sich im Namen der CSU, dass die Beschlussvorlage der Sitzung eine ganz andere sei, als sie noch in der Besprechung der Fraktionsvorsitzenden zu lesen war. Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder erwiderte, dass es in den Besprechungen nur Arbeitspapiere gebe, die eigentliche Beschlussvorlage werde immer am Sitzungstag erstellt.
Auch einen von Andrea Hamberger (Freie Wähler) im Vorfeld gestellten und dann wieder zurückgezogenen Antrag zum Thema Parkplätze fand Christian Menig irritierend.
Auch Hermann Menig (SPD) gab zu, „sauer zu sein, wie es gelaufen ist“. Nach gegenseitigem Zitieren aus dem Sitzungsprotokoll von Anfang Juni beruhigten sich die Stadträte in Sachen Formalien und wandten sich dem eigentlichen Thema zu: dem Verkehr und den Parkplätzen.
Harald Michalke vom Ordnungsamt stellte die Ergebnisse einer Befragung vom Juni zum Mainkaiparkplatz vor. Demnach gibt es dort 81 Stellplätze ohne Zeitbegrenzung und zwölf mit Parkscheibenregelung. Der Parkplatz sei überwiegend von Dauerparkern belegt, was sich negativ im Parksuchverkehr auswirke. In vier Stunden wurden in der Mitteltorstraße etwa 200 Fahrzeuge gezählt, in der Fahrgasse 170, in der Untertorstraße 300 und in der Baustraße 340 Fahrzeuge. Um den Suchverkehr zu reduzieren, schlug Michalke vor, den Mainkaiparkplatz für Anwohner und Hotelgäste zu reservieren und Anwohnerparkausweise zu vergeben – nach Straßenverkehrsordnung für 30 Euro pro Jahr. Die Baustraße sollte gesperrt werden. Nach Berechnungen des Bauhofs könnten auf dem Festplatz Martinswiese etwa 70 bis 80 Parkplätze geschaffen werden.
Inge Albert als Leiterin der Abteilung Stadtmarketing, Kultur, Tourismus gab an, dass es bei den Bürgern, im Einzelhandel und in der Gastronomie kein einheitliches Stimmungsbild zur Verkehrs- und Parksituation in der Innenstadt gibt. Sie empfahl, mit allen Beteiligten noch einmal zu sprechen.
Aber auch bei dem Sachthema blieb eine Front zwischen den Freien Wählern auf der einen sowie CSU und SPD auf der anderen Seite. Wolfgang Hörnig (CSU) zweifelte das Verkehrsgutachten an, dass das Büro von Mörner vorgestellt hat. „Es wurden nur Autos gezählt, nicht Parksuchende“, sagte Hörnig. Man wisse nicht, wer Anwohner sei. Darum sollte der Parkplatz am Mainkai so bleiben, wie er ist und ein kleines Parkleitsystem eingerichtet werden, das ihn überwacht und die Belegung anzeigt.
Eine Umwidmung des Mainkaiparkplatzes nur für Anwohner und Hotelgäste hält Michael Müller von den Freien Wählern für „die einzige Lösung des Problems“, das die Stadt schon ewig begleite.
Alternativen für Ausweichparkplätze zu suchen hält Hermann Menig für wichtig. Er warnt aber davor, dabei zu sehr auf den neuen Festplatz zu setzen. „In ein paar Jahren haben wir da vielleicht gar nichts mehr, wenn die Alte Mainbrücke saniert wird“, sagte der SPD-Stadtrat.
Dass sie bei Stadtführungen von Gästen verwundert darauf angesprochen werde, dass in der Innenstadt so viel Verkehr sei, erzählte Bärbel Gillmann-Bils (FW). Den Verkehr aus der Innenstadt zu verbannen hätten „andere Städte auch geschafft“, so Gillmann-Bils.
In der Abstimmung wurde der Beschlussvorschlag, den Mainkaiparkplatz nur für Anwohner und Übernachtungsgäste auszuweisen, mit 13:10 Stimmen abgelehnt. Mit einer Gegenstimme angenommen wurde der Vorschlag, die etwa 70 bis 80 Parkplätze auf dem Festplatz Martinswiese nach der Laurenzi-Messe neu auszuweisen.
Wie auch andere Stadträte war Christian Menig (CSU) der Meinung, dass es zu dem Thema offensichtlich noch viel zu besprechen gebe und man sich ab Oktober wieder zusammensetzen sollte.