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Karlstadt: Paul Kruck: Das Bürgermeisteramt als berufliche Krönung

Karlstadt

Paul Kruck: Das Bürgermeisteramt als berufliche Krönung

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    Karlstadts Bürgermeister Paul Kruck geht in den Ruhestand.
    Karlstadts Bürgermeister Paul Kruck geht in den Ruhestand. Foto: Klaus Gimmler

    Die zwölfjährige Amtszeit von Bürgermeister Paul Kruck geht mit dem April zu Ende. Kruck zeigte sich im Gespräch mit der Main-Post gut gelaunt und freut sich auf einen neuen Lebensabschnitt. Die Zeit als Bürgermeister sei die Krönung seiner beruflichen Laufbahn gewesen, sagt er. Als ungerecht habe er empfunden, dass er bei der Schließung des Karlstadter Krankenhauses zum Sündenbock gemacht worden ist. 

    Herr Kruck, die erste Frage muss in dieser Zeit leider Corona betreffen. Sind Sie gesund? Sind Sie und ihre Familie bislang gut durch die Krise gekommen?

    Paul Kruck: Ja, meine Familie und ich sind gesund. Ich persönlich habe keine Angst vor Corona, aber ich nehme die Sache sehr ernst. Wir müssen auf unsere ältere Generation aufpassen.

    Mit dem April endet ihre Amtszeit als Bürgermeister. Was überwiegt? Die Freude auf ein neuen Lebensabschnitt oder die Wehmut, ein lieb gewonnenes Amt zu verlieren?

    Kruck: Ja, Wehmut empfinde ich schon auch, vor allem werde ich das kollegiale Miteinander in der Verwaltung vermissen. Aber vor allem empfinde ich Dankbarkeit. Es endet ja nicht nur meine zwölfjährige Zeit als Bürgermeister, sondern mein fast 40-jähriges Berufsleben. Ich konnte in sechs verschiedenen Ämtern arbeiten, mit immer neuen Aufgaben. Besonders gerne erinnere ich mich an die Zeit bei der Regierung von Unterfranken, wo wir mit der Aktion Grundwasserschutz neue Wege zur Sicherung der Wasserversorgung in Unterfranken entwickeln durften. Die Zeit als Bürgermeister ist für mich trotzdem die berufliche Krönung.

    Was wird ihre letzte Amtshandlung sein?

    Kruck: Ich hoffe, dass ich noch einen Kaufvertrag unterschreiben kann. Vom Stadtrat bin ich ermächtigt, das Stockleb-Grundstück mit dem Turmkaufhaus zu kaufen. Dies wäre sozusagen der Schlussstein, der es der Stadt ermöglicht, den ganzen Bereich der südlichen Altstadt mit der Schwenk-Kreuzung, Hegewald-Gelände und dem Neubau der Mainbrücke neu zu planen. Die Verhandlungen sind weit fortgeschritten.

    Was werden Sie vermissen?

    Kruck: Als Bürgermeister muss man die Stadt nicht nur verwalten, sondern auch repräsentieren. Letzteres habe ich besonders gerne gemacht. Ich bin gerne beispielsweise zu Geburtstagen unserer älteren Mitbewohner und seltenen Ehejubiläen gegangen, weil viele interessante Geschichten, auch Schicksale erzählt wurden. Gerne habe ich auch auswärtigen Besuchern Karlstadt vorgestellt und versucht, ihnen unser fränkisches Lebensgefühl näher zu bringen.

    Zum Abschied zieht man Bilanz. Zwölf Jahre waren Sie Stadtoberhaupt. Was glauben Sie, mit was werden Sie den Karlstadtern in Erinnerung bleiben?

    Kruck: Um nur ein paar Dinge zu nennen: Mit dem neuen Schwimmbad haben wir ein Schmuckstück, das in Kommunen unserer Größe seinesgleichen sucht. Mit dem neuen Rathaus-Anbau ist es gelungen, den ursprünglichen Plan für unser Rathaus zu vollenden. Leider fehlt momentan das Geld, den in die Jahre gekommen alten Teil ansprechend zu sanieren. Und mit dem Erwerb von Grundstücken ist jetzt möglich, den Bereich der südlichen Altstadt zu entwickeln. Wir haben es auch geschafft, die Stadt zu entschulden, um Freiräume für die Zukunft zu schaffen. Dass das schon ab heuer notwendig sein wird, war so nicht geplant.

    Leute, die es nicht gut mit Ihnen meinen, werden sagen, in der Amtszeit Kruck hat Karlstadt sein Krankenhaus verloren?

    Kruck: Ich weiß, dass mir das Einige nachtragen, aber nicht ich habe das Krankenhaus geschlossen, sondern der Kreistag im Jahr 2015 mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit. Allerdings wurden Landrat Schiebel und ich nahezu allein zu Sündenböcken gemacht. Ich erinnere mich an mehrere Fastenpredigten in Gambach, wo wir schon bei der Begrüßung ausgepfiffen worden sind. Die Hetze in den sozialen Medien damals hat mir weh getan und ist mir auch gesundheitlich auf den Magen geschlagen.

    Viele hatten erwartet, dass der Karlstadter Bürgermeister um den Erhalt des Hauses kämpft.

    Kruck: Das habe ich auch getan, drei Jahre zuvor 2012 zusammen mit Helga Schmidt-Neder, damals sogar erfolgreich. Allerdings hat sich die finanzielle Situation der Krankenhäuser weiter verschlechtert, so dass es aus meiner Sicht zur Schließung keine bezahlbare Alternative gab. Als Kreisrat sehe ich mich auch den Finanzen des Kreises verpflichtet. Das war eine schwere, aber richtige Entscheidung, die manche in Karlstadt nicht wahrhaben wollen.

    Gibt es Entwicklungen, die Sie als nicht gut erachten?

    Kruck: Es gibt nach wie vor einen Trend in der Gesellschaft, immer neue Aufgaben zu definieren. Und viele müssen wir Kommunen umsetzen und oft auch bezahlen. Ein Beispiel dafür ist die Kinderbetreuung mit dem Recht auf einen Betreuungsplatz für Unter-Dreijährige. Dass wir uns nicht falsch verstehen, ich weiß, dass Angebote dafür notwendig sind. Aber wenn der Staat solche Garantien in die Verfassungen schreibt, muss er sich auch stärker an der Finanzierung beteiligen. Die Defizite daraus schränken unsere Handlungsfreiheit immer stärker ein. Weitere Beispiele dafür sind die Jugendsozialarbeit, die Ganztagesbetreuung in den Schulen oder die Integrationsarbeit.

    Gab es ein besonders bewegendes Ereignis in ihrer Amtszeit? 

    Kruck: Ja, da gab es einige, aber die Beerdigung von Leo Kübert war besonders bewegend. Er war das Gesicht der sanierten Altstadt und ist kurz, nachdem er in den Ruhestand verabschiedet worden ist, an einer heimtückischen Krankheit gestorben.

    Vor welchen Herausforderungen steht ihr Nachfolger?

    Kruck: Die Corona-Krise hat alles verändert. Der Haushalt, den wir im Dezember mit Sorgfalt und Optimismus aufgestellt haben, ist nur noch Makulatur. Ein Nachtragshaushalt ist unumgänglich. Ob wir Projekte zurückstellen müssen, wird davon abhängen, wie wir und unsere Betriebe durch den Sommer kommen. Man kann natürlich ein Stück weit in die Verschuldung gehen, dafür haben wir in den letzten Jahren Freiräume geschaffen.

    Welche Projekte ließen sich denn zurückstellen?

    Kruck: Der Auftrag für die neuen Parkplätze am Baggertsweg ist vergeben. Diese müssen auch fertiggestellt werden. Eine Stornierung der Aufträge käme zu teuer. Vielleicht kann man den geplanten Neubau von einem Sozialwohnungsblock am Stationsweg zeitlich strecken. Aber das muss der neue Stadtrat entscheiden.

    Was machen Sie ab Mai?

    Kruck: Meine Frau und ich hatten schon Reisepläne, die liegen aber erst alle auf Eis. Wir wollen mal nach Neuseeland, nach Südafrika und auch mit dem Wohnmobil die Ostsee entlang ins Baltikum. Aber jetzt kümmern wir uns erst mal um Haus und Garten. Da gibt es noch genug zu tun. 

    Bleiben Sie politisch aktiv bei den Freien Wählern?

    Kruck: Ich bin meinem Vorgänger Karl-Heinz Keller sehr dankbar, dass er mir nach seinem Ausscheiden zwar Ratschläge gegeben hat, wenn ich ihn gefragt habe, sich aber nie in die aktive Politik eingemischt hat. So will ich es auch halten. Politisch aktiv bei den Freien Wählern werde ich bleiben, aber ich strebe sicher kein Mandat mehr an. Darüber hinaus habe ich versprochen, bei der Ehrenamtsbörse in der Organisation mitzuhelfen.

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