Wegen „Gefahr im Verzug“ ließ das Landratsamt Main-Spessart erst die Sägewerksruine und jetzt den Schornstein einlegen, da die derzeitigen Eigentümer dies nicht bezahlen konnten – die Kosten werden ihnen dennoch in Rechnung gestellt. Etwa 40 000 Euro kostete allein die Sprengung des Schornsteins. Seine Spitze hatte sich in den vergangenen Jahren leicht geneigt und Teile der Klinker flogen bei Sturm bereits in benachbarte Gärten.
„Riesenaufschlagenergie“
Ein so genanntes Fallbett hatte die Lohrer Baufirma Siegler für den Schornstein vorbereitet, um den Aufprall zu dämpfen. Der Schlot habe eine Masse von 750 bis 800 Tonnen, erklärte Chef Johannes Siegler: „Das gibt eine Riesenaufschlagenergie.“ Seine Frau Martina löste die Zündung aus. Drei Kilogramm Sprengstoff detonierten mit einem dumpfen Knall.
Er steckte in etwa einem Meter Höhe in 42 Bohrlöchern, die 30 Zentimeter tief ins Mauerwerk reichten. Es bestand aus 55 Zentimetern massiven Klinkern und einer 24 Zentimeter starken Innenschale. Der Schornstein hatte am Fuß einen Durchmesser von 3,30 Meter, in der Mitte drei Meter und verjüngte sich weiter nach oben.
Für die Sprengung verantwortlich waren zwei so genannte Sprengberechtigte, Michael Gschwendtner aus Karlstadt-Laudenbach und Eduard Reisch aus Starnberg. Sie freuten sich, dass der Schlot nicht einem Stück kippte, sondern im Fall zunächst noch mittig und dann an weiteren Stellen brach und somit beinahe in sich zusammenfiel. Nichts und niemand kam zu Schaden.
Gelände weiträumig gesperrt
Sicherheitshalber waren drei angrenzende Häuser geräumt und das Areal weiträumig abgesperrt worden. 24 Helfer des Technischen Hilfswerks Lohr mit ihrem Ortsbeauftragten Michael Nätscher hatten die Sicherung des Geländes übernommen, Polizisten sperrten kurzzeitig die Bundesstraße für den Moment der Sprengung, für die eine Pause im Zugverkehr auf der benachbarten Bahnlinie abgewartet worden war. Ein Mitarbeiter der Bahn war vor Ort, ebenso Vertreter des Landratsamts. 1974 hatte das Sägewerk seinen Betrieb eingestellt und seither als Lager gedient. Es verfiel dabei aber über Jahrzehnte immer mehr. Wernfelder forderten den Abriss des Schandflecks“. Der Schornstein, so erinnert sich der Wernfelder Eugen Feser, war 1939/1940 gebaut worden. Als Bub hatte er beim Richtfest zugesehen, als ein Trompeter auf die 44,5 Meter hohe Spitze kletterte und ein Lied schmetterte.