Drei Tage lang, vom Donnerstag bis zum Samstag, feiert der Stamm St, Josef in Sendelbach der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) am Mainufer sein 40-jähriges Bestehen. Zu den typischen Aktionen der Pfadfinder gehört bekanntlich das Zelten. Deshalb haben die Sendelbacher zum 40. Geburtstag ein Zelt der besonderen Art errichtet – eine Jurtenburg.
Das deutsche Wort Jurte stammt aus dem türkischen „jurt“, was so viel wie Zelt, Lagerplatz, Land, Heimat oder Wohnort bedeutet. Die Jurte ist die übliche Unterkunft nomadisierender Völker im asiatischen Raum. Dieser Typ von Zelt ist schriftlich erstmals aus dem 6. Jahrhundert überliefert; heute ist die Jurte vor allem noch bei den Mongolen im Gebrauch.
Beliebte Zeltform
Dass sie sich in Deutschland – in einer vereinfachten Form – bei den Pfadfindern großer Beliebtheit erfreut, hängt eng mit einem anderen Zelttyp zusammen; der Kohte. Diese Zeltform kam um 1930 in der deutschen Jugendbewegung auf und wurde aus der Zeltform der finnischen Samen entwickelt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Kohte von den Pfadfindern und anderen Jugendgruppen übernommen; sie blieb allerdings bis heute im Wesentlichen auf den deutschsprachigen Raum beschränkt.
Sie besteht in ihrer Grundform aus sechs schwarzen, dreieckigen Zeltbahnen, die zu einem spitzen Kegel zusammengefügt werden, und hat oben eine Öffnung, die es ermöglicht, erforderlichenfalls im Zelt zu kochen. Zum Aufstellen der Kohte sind zwei oder drei Stangen erforderlich, an denen sie aufgehängt wird. Knüpft man mehr als sechs Bahnen zusammen, dann wird der, von ihnen gebildete Kegel, flacher. Mithilfe von entsprechend vielen viereckigen Bahnen kann man Seitenwände anfügen und schon entsteht eine Jurte. Für die Seitenwände sind dann allerdings zusätzliche Stützen und Spannleinen erforderlich.
Inzwischen liefert eine ganze Industrie für Schwarzzelte nicht nur Bodenplanen, Zwischen- und Verbindungsstücke, sondern auch viele andere Zubehörteile, mit deren Hilfe man kompliziertere Gebilde wie die Jurtenburg errichten kann.
Die in Sendelbach errichtete Burg besteht aus einer Art Kuppel in der Mitte, neun Meter hoch, an die sich seitlich weitere, niedrigere Teile anschließen. Das Ganze bildet ein Oval mit einem Durchmesser von zwölf bzw. 18 Metern. Schätzungsweise etwa 50 Zeltbahnen verschiedener Größen und Formen waren erforderlich. Da der Sendelbacher Stamm nicht über so viel Zeltmaterial verfügt – für ein normales Zeltlager ist ein solcher Prachtbau kaum erforderlich – hatte er sich zusätzliches Material vom Diözesanverband und von den Nachbarstämmen ausgeliehen. Der Aufbau des komplizierten Gebildes gestaltete sich schwieriger und erforderte mehr Zeit, als ursprünglich geplant. Die Pfadfinder hatten zwar einen genauen Plan, aber in der Praxis war es gar nicht so einfach, bis jede Plane, jeder Zeltstab und jede Leine am richtigen Platz waren. Am Dienstagnachmittag musste dann das Kreisbauamt die Jurtenburg auf Stabilität und Sicherheit prüfen. Das ist für jedes Zelt ab einer gewissen Größe erforderlich.