Man hätte zwar auch in die Scheune des Museums gehen können, räumte Landrat Armin Grein bei der Begrüßung der Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur ein, "aber Lumpenstube passt einfach zu einer Landratsschoppen-Probe viel besser als eine anonyme Scheune". Mit dem Motto "Der Wein und die Schoppenpfetzer" hatte Grein den Hauptkellermeister der Gebietswinzergenossenschaft Franken (GWF), Christian Baumann, nach dessen Worten besonders herausgefordert, doch meisterte jener seine Aufgabe bravourös.
"Schoppenpfetzer verkörpern ein Stück fränkische Lebensart und Mentalität", stellte Baumann fest und betonte, sie würden wie in einem Gedicht von Friedrich Rückert angemahnt, "nie gedankenlos und nie gefühllos trinken". Bei den neuen Landratsschoppen besteht diese Gefahr ohnehin nicht. Nur ausgewählte Weine kommen laut Landrat Armin Grein in den Genuss, sich so nennen zu dürfen.
Ein wesentliches Kriterium dabei, so führte Grein aus: "Es muss ein Zecherwein sein, das heißt, man muss mehrere Gläser davon zu sich nehmen können, ohne gleich betrunken zu sein." Diese Anforderung hätten Altlandrat Erwin Ammann und der Wirt des Gasthauses "Schwarzer Adler" in Karlstadt, Heribert Anders, dereinst in weiser Voraussicht festgelegt. Anders gebühre auch der Verdienst, den Namen des Weines schützen zu lassen. Es könne nur einen geben, betonte Grein: "Genauso einmalig wie unsere Dialekte für unsere Region sind, ist es auch der Landratsschoppen."
Mundartlich bemühten sich am späten Montagnachmittag mit verschiedenen Beiträgen und wechselndem Erfolg auch der Landrat selbst und Kellermeister Baumann, der nach der Präsentation der Landratsschoppen zu einer "Weinreise" durch den Landkreis einlud. Zur Verkostung kamen aus den Kellern der GWF ein Grauburgunder vom Erlenbacher Krähenschnabel, ein Riesling vom Gambacher Kalbenstein, ein Silvaner vom Stettener Stein (1er-Traube), ein Kerner vom Eußenheimer First sowie ein Silvaner vom Retzbacher Benediktusberg.
Homburgs Weinprinzessin Nina Huller lobte die "gute Wahl" der Jury. Nicht nur Dichter Immermann, der einst am Kallmuth Rast einlegte, zähle die Weine vom Kallmuth zu den "köstlichsten aller Frankenweine". Bürgermeister Jürgen Nolte sprach von einer besonderen Ehre für den Weinort, wo in den Lagen Kallmuth und Edelfrau auf 50 Hektar Wein angebaut wird.
Für die nötige und köstliche "Grundlage" zu den Weinen sorgte das Team der Krankenhausküche von Marktheidenfeld um Chefin Hilde Winkler, das beim Auftragen der Speisen von den Weinprinzessinnen Carolin Gehrsitz (Himmelstadt), Daniela Gold (Karlburg), Cornelia Hebig (Retzstadt) und Sabria Amthor (Stetten) unterstützt wurde. "'s Asse" war die Speisekarte überschrieben und listete folgende drei Gänge auf: "1. verschdeggelder Fiesch und a weng Zolod, 2. gebroadnes Rindfläsch mit Zwieweli, gfüllte Klöass, ab bissle Gemüas, 3. eigewiggelde Birn', doazu Weisoß und Eis."
Für das unterhaltsame Rahmenprogramm sorgten die "Spessart Spielleut" Lissy und Hans Heilgenthal sowie die Kabarettisten Gerlinde Heßler und Werner Hofmann alias "Hermann und Hermine". Sie machten sich unter anderem Gedanken über den fränkischen Dialekt und wie so Worte wie "fei", "nomel" oder "Mengängerles" zu übersetzen seien. Hermines Definition von Dialekt: "Wenn man weiß, was gemeint ist, aber nicht in der Lage ist, es ins Hochdeutsche zu übersetzen."
Einen amüsanten, gereimten Beitrag zum Thema Schoppenpfetzer steuerte schließlich noch der frühere Geschäftsführer der Handwerkskammer, Josef Omert, bei. "Lumpen trinken häufig lärmend, Pfetzer lieben eher das Schwärmen", griff Omert die Lokalität, die "Lumpenstube" auf. Und Kellermeister Baumann hatte bei der Vorstellung der Weine unter anderem noch diesen Beitrag parat: "Wird einer früh vom Tod getroffen, sagt man: Er hat sich tot gesoffen. Trifft es einen von den Alten, so heißt's: Den hat der Wein erhalten."