Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten
Karlstadt
Icon Pfeil nach unten

KARLSTADT: Physikschüler auf Zahns Spuren

KARLSTADT

Physikschüler auf Zahns Spuren

    • |
    • |
    Felix Scheb (rechts) erklärt die Funktion eines von Gymnasiasten nachgebauten Teleskops aus der Zeit von Johann Zahn. Links sein Mitschüler Manuel Amthor.
    Felix Scheb (rechts) erklärt die Funktion eines von Gymnasiasten nachgebauten Teleskops aus der Zeit von Johann Zahn. Links sein Mitschüler Manuel Amthor. Foto: FOTO Martina Amkreutz-Götz

    Mehr als nur der Namenspate einer Straße in der Karlstadter Siedlung soll Johann Zahn 300 Jahre nach seinem Tod in Karlstadt sein, sagte Bürgermeister Karl-Heinz Keller im voll besetzten Sitzungssaal des Rathauses. Im Foyer erinnert der Historische Verein in einer Ausstellung an die klerikalen Wirkungsorte des Pfarrers und Probstes Zahn und an seine Schriften. Dazwischen steht ein Euryskop von Voigtländer mit einer spiegelverkehrten Ansicht vom Treiben auf der Straße am Helfenstein, daneben eine von Gymnasiasten nachgebaute Camera obscura Zahns, die ebenfalls auf die Straße gerichtet ist. Den zweiten wichtigen Part in der Erinnerung an Zahn neben dem Historischen Verein hat die Klasse 9 c des Johann-Schöner-Gymnasiums übernommen. Sie hat auch ein Teleskop nachgebaut. Die jungen Physiker erklärten den Gästen der Vernissage die Schautafeln, auf denen sie Ideen, Experimente und Schriften in Wort und Bild darstellen. Kreisheimatpfleger Georg Büttner, der mit dem Historischen Verein und vielen Helfern, darunter Peter Mauer und dem Bauhof, die Schau zusammengetragen hat, ließ in Vertretung des eigentlichen Festredners Hans L. Müller das Leben Zahns Revue passieren (die MAIN-POST berichtete ausführlich). Müllers Onkel Hanns Meder hatte schon 1952 einen Aufsatz über Johannes Zahn veröffentlicht.

    Physiklehrer Dr. Johannes Günther nahm gern mit seinen Schülern der 9 c die physikalischen und mathematischen Ideen und Aufzeichnungen Zahns in den Stundenplan auf. Die Gymnasiasten experimentierten beinahe selbstständig auf den Spuren Johannes Zahns. Dr. Günther brachte in seinem lebendigen Vortrag und mit einem Beamer (den Vorläufer hatte Zahn vor 350 Jahren selbst gebaut) die Bedeutung der Zahn'schen Aufzeichnungen nahe. Ihm lauschten seine Schüler, alle Schulrektoren, Bankdirektoren, Leihgeber der Ausstellung und Stadträte.

    Der Seelsorger Zahn, dessen Wurzeln in der Karlstadter Lateinschule steckten, hatte genug Zeit für Studium, Experimentieren und Veröffentlichungen. Sein Verdienst ist, dass er das Wissen seiner Zeit – das ausgehende 17. Jahrhundert war eine Hoch-Zeit für Erfindungen – in mehreren Schriften und Büchern niederschrieb, erklärte, zeichnete und damit den Forschergenerationen bis heute eine Grundlage gab.

    So hat Zahn die Anatomie des Auges beschrieben. Vor Isaac Newton schrieb Zahn über Farbenlehre und Prisma. Er experimentierte über geometrische Grundlagen der Optik und der Lichtbrechung (Dioptrik), über Lichtreflexionen und über ein seitenrichtiges Bild in einer Spiegelreflexkamera. Er baute ein Spiegelteleskop, in dem er mehrere Linsen für schärfere Bilder einbaute, um sich den Planeten zu nähern. „Als Mann der Kirche stand für ihn die Erde im Mittelpunkt, um die die Sonne kreist“, betonte Lehrer Johannes Günther.

    Bei den Recherchen zu Johannes Zahn wurde ein Buch über ihn in einem amerikanischen Antiquariat entdeckt, sagte Wolfgang Merklein, zweiter Vorsitzender des Historischen Vereins. Zusammen mit der Stadt und Sponsoren möchte der Historische Verein das Buch für 5000 US-Dollar für Karlstadt kaufen.

    Die Ausstellung im Karlstadter Verwaltungsgebäude ist bis 27. Juli während der dienstlichen Öffnungs- zeiten frei zugänglich.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden