Der Lohrer Ausschuss für Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur hat zwei Empfehlungen an den Stadtrat beschlossen, um den Bedarf der vier Grundschulen im Stadtgebiet in den nächsten Jahren abzudecken. Für die Umsetzung seien "ganz erhebliche Summen nötig", kündigte Bürgermeister Mario Paul an, ohne konkrete Zahlen zu nennen.
Marcel Brunner, der Referent für Familien, Kinder und junge Menschen im Rathaus, hat nach Pauls Worten dafür eine "umfangreiche Bedarfsfeststellung erarbeitet". Diese sei mit den jeweiligen Schulen abgestimmt worden, versicherte der Bürgermeister. Die Schulfamilien seien "von Anfang an in die Planungen einbezogen worden".
Nach Brunners Angaben hat der Betreuungsbedarf in den Grundschulen in den letzten Jahren zugenommen und wird weiter zunehmen – vor allem am Nachmittag. Ab 2026 bestehe ein Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz am Nachmittag. Darauf müsse sich Lohr vorbereiten, denn der Flächenbedarf sei "zum Teil nicht unerheblich". Bei seiner Bedarfsermittlung hat Brunner eine Betreuungsquote von 85 Prozent am Nachmittag als Ausgangspunkt der Planung angesetzt.
Diesen Wert hinterfragte Eric Schürr (Bürgerverein): Die Zahl erscheine ihm sehr hoch gegriffen, die aktuellen Betreuungsquoten lägen teilweise weit darunter. Laut Brunner gibt es keine von der Politik vorgegebene Prozentzahl. In der Grundschule Sackenbach liege die Quote jetzt schon bei 88 Prozent. Nach Abfrage von Erfahrungswerten bei Kooperationspartnern im Kreis und unterfrankenweit habe er 85 Prozent angesetzt.
"Blick in die Glaskugel"
Das sei "ein Stück weit ein Blick in die Glaskugel", räumte Brunner ein, "aber so realistisch wie möglich". Zudem würden die 85 Prozent nicht sofort, sondern erst über einen womöglich längeren Zeitraum erreicht. Was die Bedarfsplanung für die vier Grundschulen bedeutet, fasste Bürgermeister Paul zusammen.
In der Grundschule Lohr muss nach seinen Worten geklärt werden, ob der offene Ganztagsbereich im dritten Stock noch eine Zukunft hat oder möglicherweise in einen Anbau "im Bereich der Schule" ausgegliedert werden muss. Dann wäre der dritte Stock komplett frei für den schulischen Bedarf. An der Abstimmung müsse auch die Gemeinde Rechtenbach beteiligt werden, deren Grundschüler diese Schule besuchen.
Für die Grundschule Sendelbach "steht die Generalsanierung außer Frage", stellte der Bürgermeister fest. Der Einstieg in ein VGV-Verfahren für die Planungsleistungen (Vergabe in einem europaweiten Verfahren) sei "zwingend erforderlich". Nur so lasse sich das Raumprogramm verwirklichen.
In der Grundschule Wombach gibt es statt eines offenen Ganztags eine Mittagsbetreuung in den ehemaligen Räumen der Lebenshilfe Main-Spessart in unmittelbarer Nachbarschaft. Die Verwaltung müsse mit der Lebenshilfe ein Mietverhältnis eingehen, "um eine langfristig auskömmliche Raumsituation für die Betreuung am Nachmittag zu schaffen", so Paul. Im und am Gebäude müsse der Sanierungsbedarf geprüft werden.
Spannend in Sackenbach
Vor allem die Nachmittagsbetreuung werde in der Grundschule Sackenbach "sehr spannend", meinte der Bürgermeister, denn die Quote liege jetzt schon bei 88 Prozent. In die Beantwortung der Frage, ob es in Sackenbach dafür zukunftsfeste Strukturen gibt, müssten auch die Gemeinde Neuendorf, deren Kinder in diese Schule gehen, und die Kapazitäten der freigemeinnützigen Kindergärten in der Umgebung einbezogen werden. Paul betonte, die Existenzberechtigung der Grundschule Sackenbach, die in der Vergangenheit einige Male gewackelt hatte, stehe außer Frage: "Wir wissen nicht, wohin sonst mit den Schülern."
Peter Sander (FDP) wollte wissen, ob es die gegenseitige Benutzung von Klassenzimmern durch Grundschule Lohr, Realschule und Berufsschule noch gibt. Nach Auskunft von Grundschul-Rektor Wolfgang Schmitt waren Klassen nur während der Generalsanierung um die Jahrtausendwende ausgelagert, sonst nicht. Von der Realschule wisse er, dass es dort mit Zimmern "sehr eng" zugehe.
Einstimmig empfahl der Ausschuss dem Stadtrat, das Raum- und Funktionsprogramm für die Lohrer Grundschulen als Planungsgrundlage festzustellen. Die von Paul skizzierten Empfehlungen für die einzelnen Schulen wurden für Lohr, Sendelbach und Sackenbach ebenfalls einstimmig angenommen. Bei Wombach stimmten die Grünen-Stadträtinnen Mathilde Lembach und Ulrike Röder dagegen.