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Post lieferte neues Prinzenpaar aus

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Post lieferte neues Prinzenpaar aus

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    Mit Hölzernen Armbändern und einem Strick gefesselt blieb Gemeinderäten und Bürgermeister beim Retzbacher Rathaussturm keine Wahl: Sie
übergaben die Gemeindekasse und den Rathausschlüssel an die Narren.
    Mit Hölzernen Armbändern und einem Strick gefesselt blieb Gemeinderäten und Bürgermeister beim Retzbacher Rathaussturm keine Wahl: Sie übergaben die Gemeindekasse und den Rathausschlüssel an die Narren. Foto: FOTO JÜRGEN KAMM

    "Wir stehen hier mit geballter Macht, wollen sehen, wer wohl zuletzt hier lacht", wandte sich Sitzungspräsident Ludwig Pfister an Bürgermeister und Räte, die vom ersten Stock des Rathauses das närrische Treiben beobachteten. "Seit ihr bereit, uns die Macht zu übergeben, dann wird auch versprochen, es bleiben alle am Leben."

    Doch das überzeugte nicht: "So einfach machen es sich Bürgermeister und Gemeinderäte nicht", antwortete Gemeindeoberhaupt Karl Mühlbauer. "Freiwillig geben wir die Macht niemals ab, auch nicht an so schöne Närrinnen und Narren wie hier in Retzbach."

    Der Sitzungspräsident versuchte es weiter im Guten: "Lass es laufen, geh mit den Räten lieber einen Saufen. Genießt die Zeit, nicht zu regieren, dann braucht man euch nicht vorzuführen." Die Antwort kam von oben herab: "Auf solche Angebote geht der Gemeinderat niemals ein."

    Das Ende der Diplomatie war eingeleitet. "Ergebt euch doch, sonst setzen wir zum Sturme an", warnte Pfister nochmals, "ihr findet euch dann in Ketten wieder und kniet vor den Narren nieder."

    Nicht viel anders kam es auch, drei, vier Schüsse aus der Kanone der HuKaGe. Die Retzbacher Hexen und Dominos drangen in das Rathaus ein und verpassten den Entmachteten hölzerne Armbänder. Obwohl der Bürgermeister danach brav die Gemeindekasse, die zwar nicht leer war aber trotzdem keine Dukaten enthielt, und den Rathausschlüssel übergab, hatte das "Volk" kein Mitleid. "Sperrt sie ins Moschele", das ist die das einstige Retzbacher Gefängniszelle im alten Rathaus, forderten die fast 200 Besucher.

    Die Macht ist das eine, doch Narren brauchen zum Regieren Prinz und Prinzessin. "Wer möchte gerne?", fragte Ludwig Pfister ins närrische Volk. Da hupte ein gelber Lieferwagen der Post und fuhr vor das Rathaus. "Ich bin der Schorsch von der Post", stellte sich Georg Liebler vor, "und ich hab eine Sendung, die nix kost. Präsident Bruno ist ein Mann von Welt, der hat direkt bei mir bestellt." Bei der Sendung handelte es sich um nichts geringeres als das neue Prinzenpaar. Nicole I und Bernd I stiegen direkt aus den Postauto auf den Prinzenwagen, um die Insignien der Macht zu empfangen und ihre Regierungserklärung abzugeben. Im richtigen Leben ist Nicole Bühner Kinderpflegerin, ihr Mann Bernd ist als Fernfahrer viel auch Achse.

    Mit ihrer Proklamation schickten sie die Retzbacher erst mal zurück auf die Schulbank. Hätten sie doch Probleme, die richtige Mülltonne raus zu stellen. Deshalb werde der ehemalige Schuldirektor Günter Kirchner den Lehrgang "Wie lese ich den Müllkalender richtig" abhalten. Den in diesem Sommer versiegten Dorfbrunnen sollen 2005 die Winzer mit Übermengen wieder sprudeln lassen.

    Ganz ohne Praxisgebühr behandelt der RCC bis zum Aschermittwoch kleine Wehwehchen, mit der bekannt guten Medizin "Lachen" auf den Prunksitzungen. Nicht hinzunehmen ist, dass aus der Sandleite große Mengen Obst verschwanden. Fahnder Mufti soll in Zellingen die "Zwiebelspur" aufnehmen. Die arbeitslosen Gemeinderäte und der Bürgermeister werden in der fünften Jahreszeit in die Pflanzlöcher in der Rosenstraße als Armleuchter abgestellt.

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    Das närrische Gebot, dass alle im Umlauf befindlichen Posthörner als Trinkhörner zu verwenden sind und alle Postler ihre Faschingsgewänder gelb einzufärben haben, verleiht dem Sessionsmotto Gewicht. Es lautet "Die Post geht ab", und das gleich mehrfach: In Retzbach gehören Gesellschafts- und Sitzungspräsident zum Kreise der Postler, und der ehrenwerte Mon Seniore heißt bekanntlich Gerold Postler.

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