Vor einigen Wochen staunte Marktheidenfelds Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder nicht schlecht, als sie einen Anruf aus der polnischen Hauptstadt Warschau erhielt, bei dem ihr mitgeteilt wurde, dass ihrer Stadt und der polnischen Partnerkommune Pobiedziska der vierte Deutsch-Polnische Selbstverwaltungspreis der Stiftung für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit (SdpZ) verliehen werden solle.
Offenbar war die trinationale Begegnung von Jugendlichen mit dem Titel „Eau-Wasser-Woda“ auf Vorschlag der polnischen Partnerstadt als preiswürdig auserkoren worden. Es winke ein Preisgeld von 40 000 Zloty (rund 9000 Euro), das zur Verwirklichung eines neuen Jugendprojekts herangezogen werden könne.
Deshalb begaben sich am Sonntag vor einer Woche der Vorsitzende des Städtepartnerschaftskomitees, Herbert Felbinger, und der Kreisvorsitzende des Mitausrichters Bund Naturschutz, Erich Perchermeier, auf die Bahnreise nach Polen. Am Montagabend nahmen sie im Nationaltheater von Sczcecin (Stettin) im Rahmen des 8. Selbstverwaltungsforums des SdpZ gemeinsam mit Pobiedziskas Bürgermeister Michal Podsada und Leszek Pawlikowski den Preis entgegen.
Der geschäftsführende Vorsitzende der SdpZ, Albrecht Lempp, bewertete bei der Verleihungsrede den Selbstverwaltungspreis für das deutsch-polnisch-französische Jugendprojekt zwischen den Städten Pobiedziska, Marktheidenfeld und Montfort als den Ausdruck der Wertschätzung für den Ausbau guter Beziehungen unter europäischen Kommunen. Das Projekt rage inhaltlich deutlich aus der Normalität der deutsch-polnischen Städtepartnerschaften heraus. In Deutschland sind rund 1000 Städtepartnerschaften mit Polen inzwischen an die zweite Stelle nach Frankreich mit über 4000 Partnerschaften gerückt.
Partnerschaften festigen
Olgierd Geblewicz, Marschall der Woiwodschaft Westpommern, unterstrich, dass funktionierende Städtepartnerschaften zur Festigung und Nachhaltigkeit der deutsch-polnischen Beziehungen beitragen. Deshalb veranstalteten Kommunen inzwischen jährlich Hunderte von Veranstaltungen und Begegnungen. Die beiden beteiligten Städte wurden den Gästen der Preisverleihung durch deren Vertreter kurz mit einer Präsentation vorgestellt.
Auch die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Cornelia Pieper, war bei der Tagung zu Gast und bewertete in ihrem Referat das trinationale Projekt „Eau-Wasser-Woda“ als eine beispielhafte praktische Umsetzung der Prinzipien des „Weimarer Dreiecks“ vor Ort. Unter dem Begriff versteht man seit 1991 die besondere außenpolitische, europäische Gemeinsamkeit zwischen Frankreich, Deutschland und Polen.
Heribert Felbinger und Erich Perchermeier ließen es sich mit Leszek Pawlikowski nicht nehmen, der Staatsministerin im persönlichen Gespräch ihr gemeinsames Projekt näher vorzustellen. Die Politikerin nahm dabei einen Kugelschreiber zu Hand und notierte den Satz „Herzliche Grüße an die Marktheidenfelder! Ihre Cornelia Pieper, Staatsministerin“ auf einen polnisch-sprachigen Fremdenverkehrsprospekt von Marktheidenfeld.
Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder freute sich über diesen freundlichen Gruß an die Stadt, als Felbinger und Perchermeier ihr die Preisurkunde im Rathaus übergaben. Sie bewerte den Selbstverwaltungspreis als eine hohe Auszeichnung für die Partnerstädte und alle, die sich für die europäischen Städtefreundschaften aktiv einsetzen. Die Rathauschefin erhielt einen großen Ausdruck einer interaktiven deutsch-polnischen Landkarte der Partnerschaften, die man im Internet unter der Adresse www.deutsch-polnische-Landkarten.info zur Information über deutsch-polnische Städtefreundschaften aufrufen kann.