Deshalb ist es für die angehende Meisterin im Glaserhandwerk auch spannend, wie die Besucher auf ihre Werke reagieren werden. "Ich möchte einfach mal hören, was andere Leute darüber denken", erklärt die Künstlerin ihre Erwartungen.
Dabei bedauert es Jasmin Berthold nicht noch etwas länger Zeit für die Vorbereitungen gehabt zu haben. Denn sie sei erst ganz kurzfristig mit auf die Ausstellerliste gekommen. So war es ihr nicht mehr möglich, eigens für "Art-Stein" Kunstwerke anzufertigen. Denn für ihre phantasievoll gestalteten Vasen, Schalen und bleiverglasten Gegenstände benötigt Jasmin Berthold vor allem eins: Ausreichend Zeit.
Und die hat die junge Künstlerin momentan gerade nicht. Denn neben der Ausstellung steckt die Neubessingerin auch noch mitten in den Vorbereitungen für ihre Meisterprüfung, die ebenfalls am kommenden Samstag beginnt. Und die zu bestehen, ist für die junge Frau sehr wichtig.
Denn nur der künstlerischen Glasgestaltung möchte sich Jasmin Berthold nicht widmen. "Im Moment steht das Handwerk im Vordergrund", erklärt sie. Da gebe es noch viel zu experimentieren. Beste Voraussetzungen dafür findet sie in der Werkstatt ihres Vaters, der eine Firma für Bauelemente besitzt, und unter anderem Fenster, Türen und Holzdecken fertigt. So haben die beiden auch schon Gemeinschaftsproduktionen erstellt: Der Vater den Türrahmen, Jasmin die bleiverglaste Füllung.
Ursprünglich wollte Jasmin Berthold auch das Schreinerhandwerk erlernen. Doch eine Stauballergie zwang sie zum Umdenken. Etwas Handwerkliches sollte es dennoch sein, und so kam sie zum Glas. Dafür ging sie nach der zehnten Klasse vom Hammelburger Gymnasium ab und absolvierte eine dreijährige Ausbildung an der Glasfachschule Hadamar bei Limburg an der Lahn.
Bestens in Erinnerung ist Berthold ihr Aufenthalt in England am International Glass Center in der Nähe von Birmingham, wo sie zehn Monate lernte, Glas kunstvoll zu gestalten. Vor allem die große Ausstellung am Ende der Fortbildung mit den Werken der Kursteilnehmer begeisterte die Neubessingerin.
"Das war so richtig englisch", schwärmt sie von dem großen Empfang, der aus diesem Anlass in einem alten Herrenhaus gegeben wurde. Dabei schnitt Jasmin Berthold auch noch prima ab, denn eine ihrer mundgeblasenen Vasen wurde mit dem "Sam-Robinson-Memorial-Award" für "Beste Qualität" ausgezeichnet.
Der Aufenthalt in England war für die Kunsthandwerkerin nur möglich gewesen, da sie in den Genuss der Begabtenförderung der Handwerkskammer gekommen war. Zwar sei der Schulbesuch quasi kostenlos gewesen, doch habe sie für Unterkunft und Verpflegung selbst aufkommen müssen. "Leider wissen nur sehr wenige, dass sie diese Förderung beantragen können", bedauert Jasmin Berthold, die drei Jahre lang auf jährlich 3000 Mark Fördergelder zurückgreifen kann.
Ob sie irgendwann ihren Lebensunterhalt von ihrem Handwerk bestreiten kann, darüber macht sie sich noch keine Gedanken. Denn bei "Art-Stein" am kommenden Wochenende will sie auch erst einmal ausloten, was die Besucher bereit sind, für ihre Kunstwerke zu zahlen.
Geöffnet ist die Ausstellung in der Stadthalle am Samstag, 3.November, ab 16 Uhr, am Sonntag, 4. November, von 10 bis 17 Uhr.