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ROTHENFELS: Premiere Krimikeller: Cyrano starb, der Himmel weinte

ROTHENFELS

Premiere Krimikeller: Cyrano starb, der Himmel weinte

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    Ein mutiger Kerl, der Komplexe und seine bösen Seiten hat – Cyrano, gespielt von Michael Franz.
    Ein mutiger Kerl, der Komplexe und seine bösen Seiten hat – Cyrano, gespielt von Michael Franz. Foto: Fotos: Ralf Thees

    Großes hat sich der Krimikeller Rothenfels mit seiner Produktion „Cyrano 2016“ vorgenommen. Michael Franz, Leiter des Theaters in Rothenfels, wollte seinen langjährigen Traum umsetzen und „Cyrano de Bergerac“ von Edmond Rostands inszenieren und selbst die Hauptrolle spielen. Kein einfaches Stück, und eine Naturbühne und einen Chor einzubeziehen, machte die Aufgabe weder leichter noch günstiger. Nach der Premiere am Donnerstag darf man vor Michael Franz und dem ganzen Ensemble den Hut mit Feder ziehen.

    Cyrano (Michael Franz) ist ein gewitzter Draufgänger und Poet im Regiment des französischen Königs – mit einer gewaltigen Nase im Gesicht. Wegen dieses Makels traut er sich nicht, der schönen Roxane (Christina Miceli) seine Liebe zu gestehen. Die ist ohnehin in den jungen Christian (Davide Ballarini) verliebt – oder besser gesagt, in dessen gutes Aussehen. Doch Christian hat es nicht so mit Worten, die romantische Poesie, die Roxane erwartet, kann er ihr nicht bieten. Also wird Cyrano zu Christians Sprachrohr zu Roxane, obwohl er sie selbst begehrt. Was als lustige Idee beginnt, endet tragisch.

    Der Wortwitz in „Cyrano“ funktioniert auch heute noch – obwohl alle Texte im Versmaß des Alexandriners verfasst und in der Übersetzung mit heute alt klingenden Begriffen belassen wurde. Falls ein Zuschauer nicht weiß, was eine „Parzenschere“ oder „Base“ ist – im Programmheft gibt es ein Glossar.

    Nicht immer nett – Cyrano mit langer Nase.
    Nicht immer nett – Cyrano mit langer Nase. Foto: Ralf Thees

    Das Versmaß und die Reime schränken die Möglichkeit der Schauspieler stark ein, bei Texthängern zu improvisieren – Auswendiglernen ist hier gefordert. Auch hier muss man für dem Ensemble Respekt zollen – nur selten kamen sie ins Stocken. Die Probezeit seit Februar hat sich gelohnt. Besonders das Gedächtnis von Michael Franz ist in der Rolle des wortgewaltigen Cyrano gefordert.

    Regisseurin Georgia Viola-Richartz hat intensiv mit ihren Schauspielern an der Sprache gearbeitet, die Dialoge in Reimform kamen flüssig und größtenteils natürlich rüber. So konnten die Darsteller sich auf das Spiel konzentrieren und den Rollen Gefühle und Leben einhauchen.

    Roxane (Christina Miceli) trauert um ihren geliebten Christian (Davide Ballarini).
    Roxane (Christina Miceli) trauert um ihren geliebten Christian (Davide Ballarini). Foto: Ralf Thees

    Gerade bei den Hauptrollen war das eine anspruchsvolle Aufgabe. Christina Miceli spielte die Roxane angemessen leicht zickig, aber doch mit Sehnsucht nach romantischer Liebe, und zeigt gerade beim tragischen Schlussakt, dass sie nicht umsonst das Studium der Schauspielkunst begonnen hat. Davide Ballarini als Christian meistert sein erstes Mal auf der Bühne mit Bravour. Michael Franz hat die vielschichtige Rolle des Cyrano so sehr verinnerlicht und rübergebracht, dass man nach der Aufführung fast schon irritiert war, ihn gut gelaunt und ohne überlange Nase bei der Premierenfeier zu sehen. Das gesamte Ensemble machte bei dem anspruchsvollen Stück eine gute Figur. Um so mehr, als dass es sich – man darf es nicht vergessen – um ein Amateurtheater handelt.

    Unterstützt wurden die Schauspieler von einem Chor bestehend aus Sängerinnen von „Just for fun“ Halsbach, Leuchtspur Oberndorf, Liederkranz Wiesenfeld und Frohsinn Bergrothenfels, instrumental begleitet von Tobias und Gerd Jessberger und Oliver Baumann. Franz und Miceli sangen in manchen Szenen umgetextete Lieder bekannter Lieder wie „Big in Japan“ von Alphaville. Gerade Miceli beeindruckte durch ihre Gesangkunst, die sie bisher selten auf der Bühne gezeigt hat.

    Cyrano – am Ende ein gebrochener Mann.
    Cyrano – am Ende ein gebrochener Mann. Foto: Ralf Thees

    Interessant ist auch die Inszenierung. Auf der Bühne wurden leuchtende Würfel zu einem Tisch, Bett, Stuhl oder Kreuz zusammengestellt – ein Effekt, der leider erst wirkungsvoll zum Tragen kam, als es dunkel wurde. Die begrünten Terrassen hinter der Bühne brauchten gut genutzte Höhe und Tiefe in den bespielten Raum. Für die Bühnentechniker war die Vorstellung eine Herausforderung – aber eine erfolgreiche.

    Die letzten Minuten des Stück hat sich das Ensemble sicher anders vorgestellt – aber in gewisser Weise passte es doch. Als Cyrano im im Sterben lag und Roxane erkannte, wen sie die ganze Zeit wirklich liebte, konnte auch der Himmel nicht mehr an sich halten und öffnete die Schleusen zu einem heftigen Regenguss. Aber nur wenige Zuschauer flüchteten vor dem Unwetter und verabschiedete tropfnass das Ensemble des Krimikellers mit verdienten stehenden Ovationen.

    Termine „Cyrano 2016“: 30./31. Juli; 5., 6., 7., 11., 12., 13., 14., 18., 19. und 20. August. Mehr Informationen unter www.krimikeller.de

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