Das Eine oder keines: So lässt sich das Thema interkommunales Industriegebiet Aspenwurzel zwischen Frammersbach und Partenstein vereinfacht zusammenfassen. Bei einer Entscheidung für das Eine müssten behördliche Vorgaben erfüllt und hohe Kosten bewältigt werden. Über den aktuellen Stand und die Möglichkeiten informierte Hans Joachim Rehbein von Auktor Ingenieure GmbH den Marktgemeinderat Frammersbach am Montagabend.
Wie Rehbein, Ingenieur, Stadtplaner und Geschäftsführer der Auktor GmbH, anhand einer Karte erläuterte, gibt es keine andere Fläche, die als interkommunales Industriegebiet zwischen Partenstein und Frammersbach geeignet wäre. Dort, wo es vom Gelände her möglich wäre – im Talgrund –, gehe aus Gründen des Naturschutzes nichts mehr. Das wüssten beide Gemeinden von den letzten Erweiterungen ihrer Gewerbegebiete. "Wenn Sie sich dagegen entscheiden, wird es kein anderes mehr geben", sagte Rehbein in der öffentlichen Sitzung des Marktgemeinderates am Montagabend in der Aula der Heubergschule zum Thema Industriegebiet Aspenwurzel.
Seit 1990er-Jahre Thema
Die Überlegungen, aus der Waldabteilung Aspenwurzel ein Industriegebiet zu machen, reichen weit in die 1990er-Jahre zurück. Nach Rehbeins Recherche stammt der älteste Flächennutzungsplan für das Gebiet von 1999. Seither wurde die Planung teils geändert und bis 2017 vorangetrieben, aber nicht zu Ende geführt. Das heißt, einen rechtskräftigen Bebauungsplan – Voraussetzung für die Erschließung – gibt es längst nicht.
Über die Frage, ob die Gemeinde wieder in das Bebauungsplanverfahren einsteigen soll, um überhaupt die Grundlage zu haben, eines Tages das Industriegebiet realisieren zu können, sollen sich die Fraktionen Gedanken machen, bat Bürgermeister Christian Holzemer am Montagabend: "Auch wenn wir das nicht heute und morgen entscheiden müssen."
Wie Holzemer erläuterte, war im Plangebiet auch eine Deponie vorgesehen. Sie sollte die Deponie "Gründle" ablösen. Weil der Bedarf an Deponiekapazität laut Bürgermeister im Ort sehr hoch ist, war die Planung dafür separat und vorzeitig begonnen worden. Im Juli vorigen Jahres kam das Aus. Nach Voruntersuchungen des Bodens hatte sich herausgestellt, dass weitere geologische Analysen notwendig wären.
Schon einer halbe Million investiert
Aufgrund der hohen Auflagen und der damit verbundenen enormen Kosten waren die Deponie-Pläne für die Aspenwurzel aufgegeben worden, erinnerte Holzemer. Auf Nachfrage dieser Redaktion teilte er mit, dass stattdessen eine Erweiterung der Deponie "Gründle" angestrebt werde, allerdings als reine Erdaushubdeponie und nicht mehr auch für Bauschutt.
Ein Argument, das laut Rehbein für die Realisierung des Industriegebietes spricht, sind Arbeitsplätze in Wohnortnähe, was wiederum zu einer Verbesserung der Infrastruktur der Gemeinde führe. Diesem Argument schloss sich Norbert Meidhof, Gemeinderat der Freien Wähler, an. Auch das Geld, das schon in das Vorhaben gesteckt worden sei, spreche dafür. Laut Rehbein war das eine halbe Million Euro.
Kläranlage und Naturschutz
Außerdem habe der Bebauungsplan vor rund fünf Jahren schon die erste Stufe im Verfahren durchlaufen, erfuhr Gemeinderätin Elisabeth Ruby (CSU) auf Nachfrage. Bürgermeister Holzemer warf ein, dass aber bei Fortführung dieses Bebauungsplanverfahrens zwangsläufig die Deponie im Gebiet Aspenwurzel Gegenstand sei und sich damit die derzeit laufenden Bemühungen um Deponiekapazitäten deutlich verzögern würden.
Auch eine Änderung der Nutzung beispielsweise mit Photovoltaikanlagen hätte zur Folge, dass ein neuer Bebauungsplan ausgearbeitet werden müsste, erläuterte Rehbein zur Idee von CSU-Ratsmitglied Harald Blank. "Dann steht alles auf null."
Demgegenüber habe der Entwurf von 2016 schon alles berücksichtigt, was damals den Regeln entsprach: Regenrückhaltemöglichkeiten, Straßenverlauf, Wasserversorgung und ähnliches. Mittlerweile müsse man bedenken, dass erst die Kläranlage in Partenstein saniert werden müsse, bevor es eine Genehmigung für die Aspenwurzel gebe.
Und selbst, wenn alles geklärt und der Bebauungsplan genehmigt sei: Liege er erst einmal in der Schublade, müssten die naturschutzrechtlichen Belange immer wieder neu berücksichtigt werden. Hier könne es immer Veränderungen geben. Wenn der Bebauungsplan genehmigt sei, sei es sinnvoll, auch zu bauen, erläuterte der Ingenieur SPD-Rätin Sandra Völp. Einen Zeitraum, ab dem wieder geprüft werden müsse, lasse sich nicht eingrenzen, informierte Holzemer.
Auch im Partensteiner Rat
Martin Desch (CSU) erfuhr, dass es auch möglich wäre, zunächst nur den ersten Bauabschnitt – die Straße bis zur Deponie – zu realisieren. Laut Bürgermeister könnte dieser auch kürzer gefasst werden, wenn man – wie diskutiert – die Deponie herausnähme. Mit dem Komplex wird sich dieser Tage auch der Partensteiner Gemeinderat befassen. Partenstein fehlen wie auch Frammersbach Reserven an Gewerbeflächen.