Erfolgreich abgeschlossen hat die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde in Lohr ihr Projekt einer Erweiterung und Modifizierung der Orgel in der Auferstehungskirche. Nicht nur Musikfreaks, sondern auch ganz normale Hörerinnen und Hörer würden erkennen, dass das Instrument jetzt anders klingt, sagte Dekanatskantor Mark Genzel im Gespräch mit dieser Redaktion.
"Im Prinzip ist alles gemacht, technisch gesehen ist das Projekt abgeschlossen", betonte Genzel. Jetzt gehe es noch um einige "kosmetische" Arbeiten wie das Verbergen bisher noch frei herumliegender Kabelstränge. Nach seinen Worten hat sich bei Orgeln schon immer der Zeitgeschmack niedergeschlagen.
Orgeln seien teure Instrumente, aber im Vergleich etwa zum Klavier oder der Violine, die seit über 150 Jahren ausgereift seien, habe man Orgeln immer wieder anders gebaut. Die Orgel in der Auferstehungskirche, 1982 von der Firma Hey aus der Rhön eingebaut, sei dem damaligen Geschmack eines praktischen und klaren Klangs gefolgt.
Kein "brüllendes Monster"
Jetzt dagegen wolle man eine Orgel haben, "auf der man letztlich so gut wie alles spielen kann", so Genzel. Diese Erwartungen an die Modifizierung hätten sich erfüllt. Rein äußerlich sei die Orgel unverändert, obwohl einige neue Register (Reihen von Pfeifen gleicher Klangfarbe) dazugekommen seien. Um in der Orgel Platz zu schaffen, sei ein Register entfernt worden, das klanglich nicht nötig gewesen sei.
Dennoch sei die Orgel nicht lauter geworden: "Das ist jetzt kein brüllendes Monster, sondern immer noch sehr angenehm." Der Dekanatskantor sprach von einer "großen Orgel in einem relativ kleinen Raum", ohne dass es zu einem Missverhältnis komme.
Vor der Modifizierung seien alle Register mechanisch angesteuert worden. Die neuen Register hätten eine elektrisch gesteuerte Windlade mit Einzeltonmagneten bekommen, so dass die Orgel jetzt mit einer Kombination aus beiden Systemen gespielt werde. Elektrisch werde synchronisiert, dass die Signale gleichzeitig ankämen.
Für Genzel ist die Neuerung nur folgerichtig: "Wir empfinden die Orgel als ein traditionelles Instrument, aber bereits in den vergangenen Jahrhunderten ist alles, was man an moderner Technik hatte, in Orgeln eingebaut worden." Das sei auch jetzt geschehen, allerdings bei der Signalverarbeitung und nicht bei der Klangerzeugung.
Gekostet hat das Projekt gute 50.000 Euro. Laut Genzel kam der Großteil durch Spenden und Zuschüsse zusammen. Die Stadt Lohr, die Gemeinde Rothenbuch, die Gustav-Woehrnitz-Stiftung, die Sparkassenstiftung und die Bayerische Landesstiftung hätten das Vorhaben gefördert.
Zwei Leute trugen wesentlich zum Erfolg bei
Die Gemeinde habe ihr Ziel erreicht, für die Orgelmodifizierung keine Schulden machen zu müssen. Das zeige auch, "dass es genügend Leute gibt, die die Orgelmodifizierung interessant und wichtig finden". Auf den neuen Klang habe es positive Reaktionen "auch von ganz normalen Hörern" gegeben.
Wesentlich zum Erfolg beigetragen haben nach Genzels Worten zwei Männer. Orgelbaumeister Edgar Töpfer aus Albertshofen habe die Arbeiten am Instrument ausgeführt. Er sei Spezialist für Klangfarben, in die modifizierte Orgel sei viel von seiner Kreativität eingeflossen.
Zudem habe die Lohrer Gemeinde in Erik Schwarz einen Elektroingenieur in den eigenen Reihen, der unter anderem Orgelelektronik entwickle und verbaue. Schwarz habe jahrzehntelang für einen großen deutschen Orgelbauer gearbeitet und beim Lohrer Projekt geholfen. Weil wegen der Corona-Pandemie die Chöre nicht probten, konnte auch Genzel selbst viel Zeit auf der Baustelle verbringen.
Am 1. Mai hat Genzel die kleineren und größeren klanglichen Veränderungen und Ergänzungen bereits bei einem Konzert vorgestellt. Das nächste Konzert ist für Pfingstsamstag, 4. Juni, ab 19.30 Uhr vorgesehen. Neben Genzel an der Orgel wird Barbara Pöggeler-Möller auf der Violine Musik der Spätromantik spielen. Das dritte Konzert soll es anlässlich des Todestags von Johann Sebastian Bach (28. Juli) geben. "Dann haben wir eine kleine Sommerreihe", so Genzel.