Nach der Planung ist vor der Planung. So könnte das Motto von Christoph von Hutten lauten. Seit wenigen Tagen erst hat der 56-Jährige die Baugenehmigung für sein Fahrradhotel auf dem ehemaligen RMD-Gelände in Steinbach in der Tasche. Und schon hat er dem Landratsamt den nächsten Antrag für ein größeres Projekt vorgelegt. Diesmal geht es um ein Wohngebäude mit 14 Appartements.
Entstehen soll es im "Pfarrgarten", der sich an der Steinbacher Ortsdurchfahrt direkt unterhalb der Abzweigung nach Hofstetten befindet. Von Hutten hat das rund 1200 Quadratmeter große Grundstück in Erbpacht für 99 Jahre von der Kirche übernommen. Sein Plan ist es, die Wohnungen ab Sommer 2023 zu vermieten.
Bereits ein Jahr vorher, im Frühsommer 2022 soll das Fahrradhotel mit 98 Betten den Betrieb aufnehmen. Das Konzept steht, eine Hotelmanagerin ist bereits gefunden. Sie wechselt aus Norddeutschland nach Lohr und soll ihren Dienst vier Monate vor Eröffnung antreten. Insgesamt werde das Hotel verteilt auf Management, Küche und Servicepersonal rund sieben Vollzeitstellen bieten, sagt von Hutten.
Vier Mitinvestoren
Der Bau, für den er zusammen mit vier Mitinvestoren einen Betrag zwischen zwei und drei Millionen veranschlagt hat, soll bald beginnen. Auch der Name stehe schon fest, sagt von Hutten: "BikeLodge Schönrain Park".
Er definiert die Zielgruppe: Rad-Touristen. Auf sie ist alles ausgerichtet, sagt von Hutten und zählt auf: 42 Zimmer, darunter 14 größere für Familien; 100 überdachte Fahrradstellplätze und ebenso viele Lademöglichkeiten für E-Bikes; eine Werkstatt mit Fahrradservice; ein Waschsalon mit Trockner. Auch einen Speisesaal für 80 Gäste hat das Hotel. In ihm wird die hoteleigene Küche täglich zum Abendessen immer die gleichen zwei Gerichte anbieten, ein vegetarisches und ein nicht-vegetarisches.
Schwimmbad für später geplant
Da die meisten Radtouristen nur eine Nacht blieben, sei mehr Abwechslung nicht nötig, erklärt von Hutten das Konzept. Exklusiv für die Hotelgäste soll es einen kleinen Biergarten geben, jedoch kein Mittagessen, da die Gäste zu dieser Zeit üblicherweise unterwegs seien. Geplant ist auch ein Schwimmbecken im Freien, etwa 15 mal sieben Meter groß. Es solle aber abhängig vom Erfolg des Hotels erst später gebaut werden, "als Zuckerl", wie von Hutten sagt.

Der Umbau des ehemaligen RMD-Betriebshofs zum Fahrradhotel soll im September starten. Zwei der drei Schenkel des U-förmigen Gebäudes werden aufgestockt. Im Erdgeschoss bleiben nur die Außenwände stehen. Der derzeitige Dachstuhl wird laut von Hutten wiederverwendet. Das aus dem eigenen Wald stammende Bauholz, rund 220 Festmeter, hat von Hutten bereits von einem regionalen Sägewerk schneiden lassen. Eine Zimmerei, ebenfalls aus der Region, fertige die Holzelemente für den ersten Stock vor. Vier Außentreppen und umlaufende Außengänge werden die Zimmer dort erschließen. Ein Aufzug sei zwar vorgesehen, aber vor allem für das Personal gedacht.
Fassade aus Lärchenholz
Von Hutten rechnet damit, dass das Aufstocken des Gebäudes sechs bis acht Wochen dauern wird, der anschließende Innenausbau sechs bis acht Monate. Die Fassade werde am Ende komplett mit Lärchenholz verkleidet. Angestrebt sei "kein gelecktes Hotel", sondern ein eher rustikaler Charakter "für naturliebhabende Radfahrer".
Saison von Ostern bis Oktober
Nach dem geplanten Start im Frühsommer 2022 soll die Saison in der BikeLodge jeweils von Ostern bis "tief in den Oktober" gehen, sagt von Hutten. Für die restliche Zeit des Jahres sperre man entweder zu oder vermiete die Zimmer anderweitig. Die Hotelküche werde jedoch sicher nur während der Radsaison betrieben. Ob man den Speisesaal außerhalb der Saison für Veranstaltungen wie Familienfeiern vermiete, sei noch offen.
Die Vermarktung der BikeLodge soll laut von Hutten vor allem über einschlägige Internetportale erfolgen. Daneben werde man Veranstalter von Radreisen direkt ansprechen. Teilweise seien solche Veranstalter mit Gruppen von 50 Leuten unterwegs, weswegen die BikeLodge auch einen Busparkplatz haben werde.
Laut von Hutten ist die klare Ausrichtung der BikeLodge auf Radfahrer in dieser Form im weiteren Umkreis einzigartig. Ihm seien nur aus Norddeutschland und Südbayern einige wenige Häuser mit ähnlichem Konzept bekannt. Davon, dass das Konzept aufgehen wird, ist von Hutten überzeugt. Radtourismus sei groß im Kommen, Lohr mit dem Maintalradweg und den Abzweigungen auf die fränkische Platte und ins Lohrtal "ein Knotenpunkt für Radfahrer".
Goldbach begrüßt Initiative
Auch Jürgen Goldbach, Leiter der Touristinfo der Stadt Lohr, bewertet von Huttens Radhotel positiv. Fahrradtourismus verzeichne starke Zuwächse, was sich nach Corona noch verstärken werde. Durch den Wegfall der Jugendherberge fehlten in Lohr 96 Betten. Wenn von Hutten mit seinem Radhotel zu eher moderaten Preisen die Zielgruppe abdecke, die bei einer Radreise ein Bett, eine Dusche und eine Mahlzeit suche, "kann er nichts falsch machen", so Goldbach. Er begrüße die Initiative zum Radhotel jedenfalls sehr.
Wohnkomplex im Pfarrgarten
Ein ganz anderes Konzept verfolgen von Hutten und seine Frau Eli (46) indes an anderer Stelle in Steinbach. Im "Pfarrgarten" an der Ortsdurchfahrt wollen sie bis Sommer 2023 zusammen mit einem Mitinvestor in Holzbauweise ein zweistöckiges Wohnhaus mit Walmdach und 14 Wohnungen hinstellen. Wie beim Radhotel ist auch für das Wohnhaus eine Naturholzfassade vorgesehen. Die überwiegend Zwei-Zimmer-Wohnungen sollen zwischen knapp 40 und 70 Quadratmeter groß werden, beschreibt von Hutten. Man werde die Wohnungen ausschließlich vermieten, nicht verkaufen. Baubeginn soll im Frühjahr 2022 sein.
Bisherige und künftige BauvorhabenChristoph von Hutten hat das rund 14 000 Quadratmeter große ehemalige RMD-Gelände in Steinbach 2015 gekauft. Das ehemalige Verwaltungsgebäude hat er seither zu einem Wohnhaus mit zwölf Wohnungen umgebaut, die vermietet sind. Im Erdgeschoss baut von Hutten derzeit die ehemaligen Garagen zu zwei weiteren Wohnungen um. Auf der übrigen Fläche hat von Hutten bislang vier Wohnhäuser im skandinavischen Stil und zwei Doppelhäuser gebaut, die allesamt verkauft sind. Der Bau eines weiteren Doppelhauses am Grundstücksrand zum Feld hin ist laut von Hutten genehmigt. Der Betriebshof, der schon bald zum Fahrradhotel umgebaut werden soll, hätte nach von Huttens ursprünglicher Vorstellung eigentlich abgerissen werden sollen, um den Platz für ein Baugebiet mit 28 Reihenhäusern zu vergrößern. Doch nach mehrjähriger Vorplanung verabschiedete sich von Hutten im vergangenen Jahr von dieser Idee. Als Grund nannte er nicht zuletzt zu hohe behördliche Auflagen hinsichtlich des Lärmschutzes. Auf dem noch unbebauten Teil des Areals seien nun "noch ein paar Reihen- oder Doppelhäuser" denkbar, sagt von Hutten. Doch dies sei "Zukunftsmusik".(joun)