Die erste Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen. „An diesem Tag wurde Laudenbach nach Karlstadt eingemeindet“, sagt Paul Kruck. Radio-Charivari-Reporter Thomas Heß hatte den Bürgermeister gerade gefragt, welches Ereignis er mit dem 1. Mai 1978 verbindet – und natürlich liegt Kruck goldrichtig. Das bestätigen ihm kopfnickend auch die Laudenbacher Stadträte Horst Wittstadt, Gerhard Kraft und Wolfgang Tröster sowie die Dritte Bürgermeisterin Anja Baier. Sie alle sitzen an diesem Donnerstagmorgen in einem Wohnmobil, direkt vor dem Biergarten am Schloss, von wo der Würzburger Radiosender live aus Laudenbach sendet.
Es ist genau 8.11 Uhr. Und weil bei einer Direktübertragung Schnelligkeit geboten ist, haben Kruck und seine Stadtratskollegen beim „Bürgermeister-Quiz“ keine Zeit zum Durchatmen. Als Nächstes will Heß wissen, wie der Raum an der ehemaligen Synagoge heißt, in dem einst die Verstorbenen rituell gereinigt und auf die Beerdigung vorbereitet wurden. Hier kennt sich Wittstadt, der sich im „Förderkreis ehemalige Synagoge“ engagiert, am besten aus: „Das ist der Tahara-Raum“, sagt er – und auch diese Antwort stimmt.
Bei der nächsten Frage müssen die fünf Politik-Experten jedoch passen. Keiner weiß auf Anhieb, welchen runden Geburtstag der örtliche Obst- und Gartenbauverein in diesem Jahr feiert. Die Lösung: Es ist der 90., der Verein wurde 1924 gegründet. Sei's drum, dafür sind Kruck und die anderen Kandidaten bei der vierten und letzten Frage wieder bestens im Bilde. Mindestens zwei Getreidearten, aus denen das für die jüdische Küche typische Matzenbrot gebacken wird, sollen sie nennen. Alle fünf bringen sie zusammen: Weizen, Roggen, Gerste, Hafer und Dinkel.
„Wir haben hier mit Abstand das größte Programm unserer Tour.“
Moderator Daniel Pesch über das rege Interesse der Laudenbacher
Eine tolle Leistung, sind sich Radioreporter Heß und Moderator Daniel Pesch einig. Seit 5.30 Uhr sind die beiden in Laudenbach auf Sendung, der vorletzten Station ihrer „Muntermacher-Mainfranken-Tour“, die am Freitag in Kitzingen endet. Am Montag waren sie in Sommerhausen, am Dienstag in Röttingen, am Mittwoch in Burgsinn, ehe sie noch am selben Abend gegen 22 Uhr in Laudenbach ankamen. „Als Erstes haben wir ein Bad im Main genommen“, erzählt Pesch, während im Hintergrund die Musik läuft und seine Stimme für ein paar Minuten mal nicht in ganz Unterfranken zu hören ist. „Die Dusche hier im Wohnwagen ist nämlich ziemlich eng.“
Pesch teilt sich das mobile Studio die ganze Woche mit Heß. Schlafen können beide dort sehr gut. „Die Betten sind ein Traum, außerdem schnarcht keiner von uns“, sagt Pesch und grinst. Der Tagesablauf der beiden ist stets der gleiche: Gegen 4 Uhr klingelt der Wecker, wenig später kommen die Techniker hinzu und dann beginnt auch schon die Absprache, damit alles reibungslos funktioniert, wenn sie „on air“ gehen. In Laudenbach, direkt am Main, gefällt es den Radio-Männern richtig gut. „Das ist unsere kleinste Tour-Gemeinde, aber wir haben hier mit Abstand das größte Programm“, sagt Pesch. So richtig los geht es aber erst am frühen Abend, wenn die Morgenshow längst vorbei ist. Getreu dem Motto der Tour: „Morgens wird gesendet, abends wird gefeiert.“
Pesch zieht sein Handy aus der Hosentasche und schaut auf das Display. Gleich ist es 8.35 Uhr. Höchste Zeit, die Schüler der 6 b von der Karlstadter Johann-Rudolph-Glauber-Realschule zusammenzutrommeln. Sie dürfen sich gleich dem „Pisa-Test“ stellen und Fragen rund um Franken beantworten. Gemeinsam treten an: die Klassensprecher Tim Biener (Karlstadt) und Pia-Sophie Hafner (Retzbach), dazu Jan Amrhein (Zellingen), Ben Rosenberger (Karlstadt), Imran Caliskan (Zellingen), Pauline Rumpel (Retzbach) und Marie Wittstadt (Laudenbach). Die Sieben schlagen sich mindestens genauso gut wie die Erwachsenen zuvor: Sie wissen, dass der Schutzpatron der Franken der heilige Kilian ist und auch, dass Wuppertal nicht in Franken liegt. Nur bei der Frage, bei welchem großen Unternehmen der gebürtige Erlanger Heinrich von Pierer Vorstandschef war, lagen sie falsch: Er war bei Siemens – und weder bei Playmobil noch bei Google.
Als Belohnung dürfen sich die Schüler ein Lied wünschen, das dann im Radio gespielt wird. Erst wollen sie „Atemlos durch die Nacht“ von Helene Fischer hören – doch weil sie damit die Nerven der Moderatoren arg strapazieren würden, entscheiden sie sich noch mal um. Schließlich nehmen sie „I Follow Rivers“ von Lykke Li – ein Lied, das sie genauso gut mitsingen können. Das beweisen sie allen Zuhörern. Natürlich live.
-> Einen Bericht über das Programm vom Donnerstagabend lesen Sie morgen.