Die Vereine im Markt Zellingen müssen sich auf höhere Nutzungsgebühren für die Friedrich-Günther-Halle und die Turnhalle der Grundschule in Zellingen einstellen. Sie wurden seit Jahrzehnten nicht mehr angepasst, was der Bayerische Kommunale Prüfungsverband mehrfach kritisierte. Die von der Verwaltung vorgeschlagene Anpassung stieß im Gemeinderat allerdings auf breite Ablehnung, sie hätte zu einer sprunghaften Erhöhung insbesondere für Sportvereine bis hin zum Vierfachen geführt.
So sollten für den regelmäßigen Trainingsbetrieb statt bisher sieben künftig 25 Euro je Stunde fällig werden, bei Jugendtraining statt fünf künftig 15 Euro, auch in der Schulturnhalle Retzbach. Die Sätze für die Kegelbahn von derzeit fünf Euro je Stunde (Training des TV-Zellingen die Hälfte) hätten sich verdoppelt. Für den kleine Saal in der Friedrich-Günther-Halle war mit zehn Euro je Stunde sogar eine Vervierfachung vorgeschlagen.
Niedriger Kostendeckungsgrad der Friedrich-Günther-Halle
Für Veranstaltungen schlägt der große Saal der Friedrich-Günther-Halle derzeit mit 130 Euro am Tag (Aufbautag 30 Euro) zu Buche, der kleine mit 65 Euro. Zudem zahlt die Gemeinde die Gebühr für die Sondernutzungserlaubnis und die Sicherheitswache der Feuerwehr. Hier stand grob eine Verdoppelung auf 250 Euro (Ausbau 70 Euro) für den großen und auf 125 Euro für den kleinen Saal im Raum.
Hintergrund der vorgeschlagenen Anpassungen ist auch der niedrige Kostendeckungsgrad der Friedrich-Günther-Halle von weniger als 30 Prozent. Der TSV Retzbach beantragte, die Benutzungsgebühren für die Schulturnhalle Retzbach getrennt zu bewerten. Bei allen Handlungsbedarf seien derartige Erhöhungen für die Verein zu viel, befand Gemeinderätin Susanne Gehrig und schlug eine schrittweise Anpassung vor, die Schulturnhalle dürfe auch nicht gleichgesetzt werden, "da kann man ja nicht mal duschen". Vollständige Kostendeckung durch die Vereine könne auch nicht das Ziel sein.
Keine kostendeckenden sondern politische Gebühren
Das sah Gemeinderat Jürgen Keller ähnlich. Gerade während Corona habe sich gezeigt, wie wichtig Vereine und ehrenamtliche Engagement ist. Bei der Friedrich-Günther-Halle dürften 100 Prozent Kostendeckung kaum zu erreichen sein. Auch bestehe die Gefahr, dass Vereine wegfallen. Konkret wurde Stefan Herrmann: "Bei den Gebühren für Veranstaltungen wurde ich mitgehen, für Sport und Training sollte es aber maximal eine Verdoppelung sein." Auch Sonja Rupp fand 250 Euro bei Veranstaltungen okay.
Bürgermeister Stefan Wohlfart erinnerte an andere Bereiche, wie die Friedhöfe, wo letztlich auch keine kostendeckenden sondern politische Gebühren beschlossen worden seien. Auch er hielt unterschiedliche Preise in Zellingen und Retzbach für angemessen. Zudem kündigte er an, dass in der Friedrich-Günther-Halle in 14 Tagen die Sanierung der Nassbereiche (Duschen und Toiletten) beginnt. Daraufhin verständigte sich der Rat darauf, mit einer Erhöhung noch drei bis vier Monate zu warten. Nachdem es 20 Jahre keine Anpassung gab, komme es jetzt nicht auf sechs Monate an, befand Susanne Gehrig. Zudem mahnte sie Transparenz an, wenn die Vereine wussten, welche Kosten da sind, fördere das die Akzeptanz.
Kommunale Verkehrsüberwachung wird fortgeführt
Einen Beschluss gab es dagegen zur Verlängerung des Dienstleistungsvertrages mit der Firma Radarwacht aus Würzburg zur kommunalen Verkehrsüberwachung des ruhenden Verkehrs. Die Zusammenarbeit hatte der Gemeinderat am 16. März 2021 beschlossen, "ernst" wurde es ab dem 1. Oktober 2021. Bei Einstellung hätte er wohl weniger Ärger, bemerkte Bürgermeister Stefan Wohlfart dazu. Andererseits habe er den Eindruck, es werde wieder mehr behindernd geparkt. Und beim Umbau der Ortsdurchfahrt in Retzbach sei die Durchgängigkeit der Ortsstraßen essentiell.
Wenig Erfolg in seinem Umfeld sah dagegen Gemeinderat Michael Heßdörfer. Die anfänglichen Erfolge seien verpufft. Auch Matthias Günther sah kaum Veränderungen an den neuralgischen Punkten sondern eher dort, wo es nicht so wichtig sei. Gemeinderätin Sonja Rupp sprach dagegen von einem Erziehungseffekt, auch bei sich selbst. Für "weiter machen" plädierte auch Jürgen Keller, in der Maingasse und der Langgasse in Zellingen sei jetzt wesentlich mehr Platz zum Durchfahren als früher. Der Gemeinderat beschloss gegen zwei Stimmen, den Dienstleistungsvertrag nicht zu kündigen. Damit verlängert er sich um ein Jahr bis zum 1. Oktober 2024. Vereinbart sind mit der Radarwacht 20 Stunden im Monat, davon zwei in der Verwaltung zur Erstellung der Strafmandate, zum Preis von 25 Euro.