Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten
Lohr
Icon Pfeil nach unten

LOHR: Raiba-Chef Michael Zeuch sagte Ade

LOHR

Raiba-Chef Michael Zeuch sagte Ade

    • |
    • |
    Michael Zeuch und seine beiden kleineren Töchter nahmen gleich Platz im Geschenk, mit dem die Raiffeisenbank Main-Spessart ihren Vorstandsvorsitzenden verabschiedete. Im Hintergrund Elmar Menzel, seit 18 Jahren Aufsichtsratsvorsitzender.
    Michael Zeuch und seine beiden kleineren Töchter nahmen gleich Platz im Geschenk, mit dem die Raiffeisenbank Main-Spessart ihren Vorstandsvorsitzenden verabschiedete. Im Hintergrund Elmar Menzel, seit 18 Jahren Aufsichtsratsvorsitzender. Foto: Fotos (2): Roland Pleier

    Der Schulterschluss mit Aufsichtsratsvorsitzendem Elmar Menzel und seinen Vorstandskollegen, das Umarmen der beiden Betriebsrätinnen, das Herzen seiner beiden Sekretärinnen – Michael Zeuch zeigte sich bei seiner Abschiedsfeier als Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank Main-Spessart als der Mensch, als den ihn viele vorher beschrieben hatten: Als einer von ihnen, als Familienmensch, mit vielen Kollegen auch befreundet, mit den meisten per Du, so schien es zumindest.

    Fünf Stunden währte das Dinner mit gut 100 Gästen im Casino von Bosch Rexroth, reichlich garniert mit Begrüßung, sieben Lobreden, seinen eigenen Schlussworten und kurzen Musikstücken des neuen Saxofonensembles der Sing- und Musikschule Lohr.

    Für Schmunzeln sorgte ein Foto, das Zeuchs Nachfolger Andreas Fella bei der Begrüßung an die Wand projizierte: Es zeigte den späteren Bankdirektor als Jugendlichen mit schulterlangem Haar. Seine Lausbubenzeit, in der er einen ganzen Eimer Molche durchs klösterliche Fenster auf die Arbeitsplatte der Nonnen gekippt haben soll (so trugen es die Betriebsrätinnen Susanne Roth und Birgit Riethmann vor), hatte er da schon hinter sich. Das Trikot des FSV Neustadt trug er als Fußballer lange, auf allen Positionen einsetzbar, wie sein Trainer ihm attestiert haben soll, bevorzugt als Stürmer. „Du bist ein Teamplayer von Natur aus“, sagte Fella, „ein Gewinn für alle.“

    „Er hat Raiffeisentreibstoff im Blut – und das hat gezündet“

    Elmar Menzel, Vorsitzender des Aufsichtsrats

    „Zeuch, Dir fehlt jegliche mathematische Fantasie“, soll ihn sein Lehrer an der Realschule gescholten haben, erwähnten Roth und Riedmann bei ihrem humorvollen Zeuch-Alphabet-Vortrag. Als Banker, als Kreditberater hat er dennoch Karriere gemacht. Von den Firmen, die er betreut habe, sei keine einzige in Insolvenz gegangen, sagten die beiden Betriebsrätinnen, machten eine kurze Kunstpause und schoben dann zum großen Amüsement aller nach: „ ... ohne dass er es nicht vorher schon gewusst hat.“

    Spuren hat er hinterlassen, würdigten einige. „Aber keine Kriechspuren“, betonte Elmar Menzel, seit 18 Jahren Vorsitzender des Aufsichtsrats. Er berichtete von legendären Schapfkopfrunden in den Mittagspausen, charakterisiert Zeuch als fleißig, zuverlässig, einsatzbereit, als einen, der viele gute Entscheidungen getroffen habe, als „Glücksfall“ und als „Treiber und Lenker bei der Fusion“ dreier Main-Spessart-Banken zur jetzigen. Mit 1,43 Milliarden Bilanzsumme zählt diese laut Menzel zu den 20 größten Banken in Bayern.

    Als „ehrbaren Kaufmann, der den Menschen hinter dem Kunden sieht“ beschrieb ihn Andreas Martin, Vorstandsmitglied des Bundesverbands der Volks- und Raiffeisenbanken. Zeuch mit der Goldenen Ehrennadel des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbands auszuzeichnen, überließ er Jürgen Gros, dem Präsidenten der Genossenschaftsbank Bayern.

    Thomas Ullrich, Vorstandsmitglied Deutschen Zentral-Genossenschaftsbank in Frankfurt, hat mit Zeuch die Schulbank bei der Akademie Deutscher Genossenschaften in Montabaur gedrückt. Ihn beeindruckte vor allem dessen Zeitmanagement: „Vater Zeuch“, wie er dort als einer der ältesten Diplom-Anwärter genannt wurde, habe viel getrunken, wenig gelernt und dennoch gute Ergebnisse erzielt, plauderte er aus dem Nähkästchen – was Zeuch übrigens später noch ausdrücklich bestätigte: „So war's halt!“

    Anekdoten mit Unterhaltungswert einerseits prägten den Abend. Aber natürlich wurden auch ernsthafte Aspekte gewürdigt. Im Mittelpunkt stand dabei immer wieder der Genossenschaftsgedanke, den Zeuch offenbar vehement und erfolgreich vorangetrieben hat. Als er zu Beginn seiner Vorstandskarriere nicht auf Gewinnmaximierung abgezielt, sondern Anstand, Ehrlichkeit und soziale Verantwortung eingefordert habe, sei er belächelt worden, blickte Menzel zurück. Dies habe sich grundlegend geändert, führte er aus. Zeuch habe „Raiffeisentreibstoff im Blut“, und das habe gezündet.

    Auch das Dienstende an Zeuchs 63. Geburtstag vermochte Menzel (mit einem kleinen Wortspiel) zu würdigen: „Es zeucht von einer gewissen Größe, auf dem Höhepunkt aufhören zu können.“

    Nach den vielen Lobreden zeigte sich der scheidende Vorstandsvorsitzende, Chef von immerhin 312 Beschäftigten im Landkreis Main-Spessart, „geplättet“. Viel Arbeit habe er gehabt, blickte er zurück, „aber es hat auch verdammt viel Spaß gemacht.“

    „Die Wiederbelebung des genossenschaftlichen Gedankens hat meinem Beruf einen Sinn gegeben“, betonte er und zeigte sich im Klaren darüber, „viele Impulse auf diesem Weg gegeben“ zu haben.

    Vom üblichen Ritual, einem scheidenden Chef eine Reise zu gönnen, wich das Raiba-Team diesmal ab: Mit dem neu erworbenen Wohnmobil, das tags darauf vor seiner Tür stehen sollte, geht's erst einmal nach Portugal. So versüßte die Bank ihrem Chef den Abschied mit einem Schlauchboot nebst Schwimmreifen, Luftmatratze, Grill und sonstigen Accessoires. Am meisten darüber gefreut haben sich wohl die beiden kleinen Töchter mit seiner zweiten Ehefrau Ulrike, die ebenfalls mit Dank überhäuft worden war dafür, dass sie ihm immer den Rücken freigehalten hat.

    Michael Zeuch: Seine Vita ist geprägt von der Raiffeisenbank Geboren am 31. März 1955, wuchs Michael Zeuch mit vier Brüdern in Neustadt am Main auf, besuchte dort die Volksschule und machte dann in Marktheidenfeld Mittlere Reife. 1973 begann er seine Lehre bei der Raiffeisenbank Lohr, wurde drei Jahre später angestellt, 1993 dann nach acht Stellvertreterjahren Leiter der Kreditabteilung. 1997 machte er sein Diplom als Bankbetriebswirt in Montabaur, erhielt ein Jahr darauf Prokura und wurde 2003 in den Vorstand berufen. Als die Raiffeisenbank Lohr 2010 mit denen in Marktheidenfeld und Karlstadt-Ge münden fusionierte, wurde Zeuch stellvertretender Vorstandsvorsitzender an der Seite von Helmut Kraft und trat, als dieser 2016 in Ruhestand ging, dessen Nachfolge an. Beruflich wurde er in zahlreiche Fachausschüsse des Bundes- und Landesverbands berufen, meist mit den Schwerpunkten Personal und Bildungswesen, darüber hinaus war er ehrenamtlich tätig, etwa im Prüfungsausschuss der IHK und im Vorstand des BRK-Kreisbands. Zeuch lebt mit seiner zweiten Frau Ulrike und zwei Töchtern in Wombach. Die beiden Töchter aus erster Ehe haben ihn inzwischen zum Opa gemacht.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden