Sie hätte es nicht gemusst, aber sie machte es dennoch: Die Führungsriege der Raiffeisenbank Main-Spessart ließ die Mitglieder bei der Vertretersammlung am Dienstag abstimmen, ob letztere künftig immer in der Lohrer Stadthalle stattfinden solle. Im Fusionsvertrag vereinbart waren wechselnde Versammlungsorte. Hatte es im Vorfeld durchaus engagierte Diskussionen gegeben, so war das Votum an diesem Abend eindeutig: 94 Prozent der 197 anwesenden stimmberechtigten Mitglieder votierten für den Vorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat.
„Die Stadthalle ist in allen Belangen optimal“, erklärte Elmar Menzel bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Tags zuvor war der Aufsichtsratsvorsitzende für seine 25-jährige Tätigkeit in diesem Gremium mit der Silbernen Ehrennadel des Raiffeisenverbands ausgezeichnet worden. „Wir wollen aber nicht alles nach Lohr verlegen“, beruhigte der 62-Jährige.
Tendenz durchweg steigend
Diese Grundsatzentscheidung ist schon fast das einzige Neue, was die beiden Direktoren Andreas Fella und Manfred Heuer zu berichten hatten. Denn nahezu alles andere lässt sich – auf einen Nenner gebracht – zusammenfassen mit: „Es geht aufwärts!“ Die Bilanzsumme stieg auf 1,43 Milliarden Euro (+4,1 Prozent), das bilanzierte Kreditgeschäft auf 754 Millionen Euro (+6,6 Prozent) und die bilanzierten Einlagen auf 1,15 Milliarden Euro (+3,1 Prozent). Das bilanzierte Eigenkapital wurde um neun Millionen Euro auf nunmehr 136,8 Millionen Euro aufgestockt, der Jahresüberschuss lag mit 4,43 Millionen Euro weit über dem der drei Vorjahre, in denen er um die drei Millionen Euro gependelt hatte.
So zufrieden allein diese Zahlen die Vorstände und den Aufsichtsratschef schon stimmen: Am wichtigsten scheint ihnen gar, dass die Basis weiter gewachsen ist, auf denen sie beruhen: Die Zahl der Girokonten ist im vergangenen Jahr „gegen den Trend“ (Fella) unterm Strich um 500 auf nunmehr 48 700 gestiegen. Noch wichtiger: die Zahl der Mitglieder wuchs um rund 1250 (drei Prozent) auf fast 43 000. Für dieses Jahr, in dem sich der Geburtstag des Friedrich Wilhelm Raiffeisens zum 200. Mal jährt, sind sogar 44 444 angepeilt.
Ein Viertel aller bayerischen Neumitglieder
Die Idee des Gründers steht bei der Main-Spessarter Raiba so hoch im Kurs wie bei kaum einer anderen Genossenschaftsbank. Mit „Keine Bank wie jede andere“, damit werben alle Raiffeisenbanken. Was die Raiba Main-Spessart angeht, könne man schon sagen: „Keine Genossenschaftsbank wie jede andere“, verdeutlichte Heuer. Mit 2000 neuen Teilhabern stellten allein die Main-Spessarter ein Viertel der bayerischen Neumitglieder im vergangenen Jahr. Mit ihrer Bilanzsumme behaupten sie im Ranking der 244 Raiba-Banken Platz 29, in Unterfranken den dritten Platz.
An ihre Mitglieder schüttet die Bank für 2017 insgesamt 1,12 Millionen Euro aus: ein Prozent Dividende auf Geschäftsguthaben machen ein Viertel davon aus, der Großteil von drei Vierteln entfällt auf die Auszahlung von Bonuspunkten.
Keine Änderungen für Kunden
Wichtig für die Kunden: An den Kontoführungsgebühren – laut Aussagen der Vorstände ohnedies die niedrigsten aller Banken im Landkreis, für Mitglieder durch das Bonus-Punkt-System zudem noch niedriger – wird sich nichts ändern. Bei den Zinsen vermutlich auch nichts: „Ich rechne mit keinen nennenswerten Veränderungen“, sagt Fella für dieses und das kommende Jahr. „Alles andere würde mich positiv überraschen.“ Aufs Sparbuch gibt es ohnedies nichts (0,01 Prozent), aber: Negativzinsen für Einlagen „wird es bei uns nicht geben“, versichert er. Was es auch nicht gibt sind Provisionen für Berater bei abgeschlossenen Verträgen.
Fazit der Direktoren: dem Raiffeisen-Jubiläumsjahr „angemessen“.
Zahlen & Fakten zur Raiffeisenbank Die Raiba als Arbeitgeber: Ende 2017 waren bei der Raiba Main-Spessart 312 Personen angestellt, davon 190 Frauen (in den neunköpfigen Aufsichtsrat wurde bislang allerdings nur eine Frau gewählt). Mehr als die Hälfte der Beschäftigten (155) arbeiteten in Teilzeit. Wie 2017 werden auch heuer wieder sieben Auszubildende eingestellt. Das Netzwerk: Nach der Schließung von elf Filialen unterhält die Bank jetzt noch 31 Geschäftsstellen mit regelmäßigen Öffnungszeiten. Dazu kommen drei Filialen mit SB- und Beratungsservice und vier reine Selbstbedienungsfilialen mit 46 Geldautomaten und Kontoauszugsdrucker. Auszugsdrucker verlieren an Bedeutung: 52 Prozent aller privaten Girokonten werden inzwischen online geführt und die Zahl derer, die auch das elektronische Postfach nutzen, hat sich binnen eines Jahres auf ungefähr 18 000 Kunden verdreifacht. Mehr als verdoppelt hat sich auch die Zahl der Aktionen, die per App getätigt wurden. 2017 waren es 4,2 Millionen.