Bei umfangreichen Untersuchungen aller Anlagen in der betroffenen Produktionshalle wurde eine undichte Stelle in einer Maschine zur Reinigung von Ventilen festgestellt, schreibt das Unternehmen. Aus dieser Maschine seien während eines Reinigungsvorgangs „Dämpfe des wässrigen Reinigers“ in die Raumluft gelangt. Dies führte zu einer „vorübergehenden Belastung der Raumluft“ und habe bei den betroffenen Mitarbeitern eine „Reizung der Atemwege und Schleimhäute“ ausgelöst. „Eine weitere Gefährdung bestand nicht.“
Die von der Werkfeuerwehr nach dem Vorfall durchgeführten Messungen hätten „keine Anhaltspunkte für Schadstoffe in der Hallenluft gezeigt“. Untersuchungen eines unabhängigen chemischen Labors bestätigten dies ebenfalls. Die Reinigungsmaschine wurde sofort nach Feststellung außer Betrieb genommen und umgehend repariert.
„Allen Mitarbeitern geht es gut“, versicherte Stephan Ippers von der Unternehmenskommunikation der Bosch Rexroth AG, gegenüber der MAIN-POST. Die drei Mitarbeiter, zwei Männer (32 und 58 Jahre) und eine Frau (28 Jahre), die am vergangenen Dienstag mit Atemnot, Hustenreiz und Übelkeit ins Lohrer Krankenhaus gebracht wurden, arbeiten bereits wieder in der besagten Produktionshalle. Zehn weitere Mitarbeiter seien am Tag des Vorfalls noch bis zum Ende der Nachtschicht „ambulant beobachtet“ und später nach Hause geschickt worden.
Die Firma habe allen Mitarbeitern, auch denjenigen ohne Beschwerden, werksärztliche Untersuchungen ans Herz gelegt, betonte Ippers. Diese seien auch wahrgenommen worden. „30 ärztliche Konsultationen“ habe es seit dem Zwischenfall gegeben. Die Zahl sage jedoch nichts darüber aus, wie viele Personen im Endeffekt einen Arzt aufsuchten, da einzelne Mitarbeiter wohl mehrmals dort waren. Es gebe „keine Nachwirkungen oder gar Folgeschäden“ bei den Betroffenen durch den Vorfall.
Die undichte Stelle trat bei einer Maschine auf, die Ventile reinigt. Was für Chemikalien hier im Spiel waren? Der Reiniger, der Stickstoffverbindungen enthalte, sei „kein Gefahrenstoff im Sinne des Gefahrenstoffrechts“, sagte Ippers. Es handele sich um Reinigersubstanzen, die in „zahlreichen handelsüblichen Industriereiniger“ enthalten seien.
Was passiert, um so einen Zwischenfall in Zukunft auszuschließen? An der Reinigungsmaschine würden zusätzliche Wartungsarbeiten durchgeführt. „Und zwar über die vom Hersteller hinaus empfohlenen, festgelegten Service-Intervalle.“
Wie geht Bosch Rexroth mit dem Vorfall um? Fühlt sich das Unternehmen in irgendeiner Weise den betroffenen Mitarbeitern verpflichtet? Rexroth fühle sich dem Wohl seiner Leute verpflichtet, sagte dazu Ippers. Daher werde sämtliche Arbeitszeit, die durch den Vorfall ausgefallen ist, „selbstverständlich“ vergütet. Auch die an den folgenden Tagen durchgeführten ärztlichen Untersuchungen werden nicht mit der Arbeitszeit „verrechnet“. Freie Tage für die Betroffenen oder andere Entschädigungen sieht das Unternehmen jedoch nicht vor.
Dr. Stephan Vögeli, Chefarzt der Unfallchirurgie im Lohrer Gesundheitszentrum, war einer der behandelnden Ärzte der ins Krankenhaus gebrachten Mitarbeiter. Die aufgetretenen Symptome seien „unspezifisch“ gewesen. Der Zustand des 58-Jährigen, der auf die Intensivstation gelegt wurde, sei ernst, aber nicht lebensbedrohlich gewesen. „Er hatte gute Blutsättigungswerte“. Die anderen beiden Patienten wurden auf die normale Station gebracht, da ihre Beschwerden schon im Krankenhaus abgeklungen waren. Vögeli findet die Erklärung von Rexroth „plausibel“ und „glaubhaft“.