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KARLSTADT (SB): Reisbrei gegen Pilzgericht

KARLSTADT (SB)

Reisbrei gegen Pilzgericht

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    Kostproben ihres druckfrischen Werks servierten Ursula und Eckehard Klug ihren Zuhörern im Saal der Karlstadter Volkshochschule. Gemeinsam hatten sie sich im nahen und weiteren Bekanntenkreis auf die Suche gemacht nach Geschichten, die das Leben schreibt. 16 Personen aus Main-Spessart standen bereitwillig als Interview-Partner Rede und Antwort. Aus dem Raum Karlstadt blickten Erwin Dorsch, Edith Kießner und Friedrich Kohl mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf ihr Leben zurück.

    Der jüngste Interview-Partner ist Erwin Dorsch, Jahrgang 1936. Sein Motto lautet: Mit Humor lebt es sich besser. Daher steht auch den Zuhörern ein Lachen in den Augen, wenn der Metzgermeister in seinen Erinnerungen kramt: Lausbübisches birgt seine Schulzeit mit nassen Schwämmen, dicken Honigbroten und Nachsitzen mit Überstunden.

    Eine ökonomische Glanzleistung ist der zehntägige Urlaub für 35 Mark in seiner Lehrzeit. Und Abwechslung auf dem Mittagstisch bringt die Devise: Tausche Reisbrei gegen Pilzgericht.

    An strenge moralische Grundsätze und an nahezu alle Kinderkrankheiten kann sich Edith Kießner, geborene Porstendörfer, gut erinnern. Sie erblickte 1925 in Nordböhmen zwischen Eger und Karlsbad das Licht der Welt. Lebendig sind ihre Beschreibungen der großelterlichen Schmiede und des väterlichen Arbeitsplatzes im Kaufhaus eines Juden. Leidvoll sind ihre Erfahrungen der Internierung, der landwirtschaftlichen Zwangsarbeit und der Vertreibung. Doch ohne Groll schaut sie heute auf die Heimat ihrer Kindertage zurück.

    Wald und Holz prägten das Leben des Unternehmers Friedrich Kohl. Wie das Langholz von Pferden an den Main geschleppt und in großen Flößen bis nach Amsterdam befördert wurde, sind frühe Erinnerungen des 1927 in Würzburg geborenen Unternehmersohns. Nach dem Notabitur griff die eiserne Hand der Kriegsmaschinerie nach ihm. Aus amerikanischer und französischer Kriegsgefangenschaft kehrte er erst im Herbst 1948 nach Hause zurück. Er trat in den elterlichen Betrieb ein und baute das Furnierwerk in Karlstadt auf.

    Seine Lebensgeschichte ist auch eine Glaubensgeschichte, geprägt von religiösem Drill der Internats-Zeit im Kloster Ettal, den existenziellen Gesprächen mit einem evangelischen Pfarrer in der Gefangenschaft und der Erfahrung lebensbedrohlicher Krankheit eines Familienmitglieds.

    Als Dankeschön durften Erwin Dorsch und Edith Kießner das druckfrische Buch von Ehepaar Klug entgegennehmen. Für Friedrich Kohl, der aus gesundheitlichen Gründen nicht dabei sein konnte, bekam Rösle Kohl-Paul die Lebenserinnerungen ihres Vaters. Die lesenswerten "Lebenslinien am Main" sind im Buchhandel erhältlich.

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