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THÜNGEN: Reiten auf dem Stundenplan

THÜNGEN

Reiten auf dem Stundenplan

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    Beeindruckt: Die Jungen sahen sich das Schmiedehandwerk genau an.
    Beeindruckt: Die Jungen sahen sich das Schmiedehandwerk genau an.

    Das Pferdetaxi kommt pünktlich um neun Uhr morgens. Wo normalerweise Eltern, Großeltern oder Geschwister bereitstehen, um die Schüler aus der Grundschule abzuholen, steht an diesem Vormittag das Pony Jule. Gesattelt und gezäumt soll es die 21 Grundschüler der Klasse 1/2 b von der Frühlingsstraße quer durch den Ort bis zum Reitstall des Reitvereins „Thüngener Reyter“ bringen. Denn es ist Freitag. Und da steht seit drei Wochen „Reiten“ auf dem Stundenplan.

    Die Idee entstand vor einem guten halben Jahr. Im Herbst 2013 begannen Nadja von Thüngen, Mutter einer Schülerin in der Klasse 1/2 b und Vorsitzende des Vereins „Thüngener Reyter“, und die Klassenlehrerin Astrid Rosa-Brosemann, über das Thema zu reden. „Wir freuen uns immer, wenn sich Eltern sozusagen als Experten anbieten, um den Kindern ihr Spezialgebiet näher zu bringen, zum Beispiel Musiker oder Förster“, erklärt die Lehrerin. Dass aber auch der Umgang mit Pferden und das Thema „Reiten“ den Kindern viel mitgeben kann, beschrieb Nadja von Thüngen der Lehrerin in den ersten Gesprächen.

    „Die Kinder lernen durch den Umgang mit den Pferden einerseits, wie man einem Tier mit Respekt und Wertschätzung gegenüber tritt. Auf der anderen Seite müssen sie sich durchsetzen, das steigert das Selbstbewusstsein“, erklärt die Vorsitzende Nadja von Thüngen. Dazu kommt der körperliche Aspekt beim Reiten als Sport: Neben dem Muskelaufbau schult Reiten das Gleichgewicht und die Koordination und führt zu einer guten Körperhaltung.

    Wie das aussehen kann, präsentiert auf dem Weg zum Reitplatz bereits Hildolphine von Thüngen. Kerzengerade sitzt sie auf Jules Rücken und führt, begleitet von ihrer Mutter, den Gänsemarsch der 21 Schulkinder an. Auf dem Gelände des Reitvereins angekommen, warten schon einige Vereinsmitglieder. Denn um 21 Kinder anderthalb Stunden lang auf dem Hof zu beschäftigen, braucht es ein paar Hände – und Pferde – mehr.

    Drei Freitage hatten der Reitverein und die Schule zunächst für das Projekt angesetzt. In der Zeit von 9 bis 10.30 Uhr können die Kinder, aufgeteilt in drei Gruppen, entweder beim geführten Ponyreiten erste Erfahrungen auf dem Pferderücken sammeln, erleben, wie man eine Kutsche einspannt und fährt oder bereits an der Longe selbstständig auf einem Pferd erste Übungen machen. Diesen Teil übernimmt die Reitlehrerin Cornelia Trißler. Sie hat selbst eine pädagogische Ausbildung und kommt extra aus Neustadt an der Aisch.

    Sie kennt das Thema „Reiten in der Schule“ schon von anderen Orten. Ob sich das spezielle „Fach“ allerdings etabliere, sei immer von der Kooperationsbereitschaft und dem Engagement von Verein, Schule und Ort abhängig, erzählt sie, während sie ihre erste Schülerin Lena an der Longe mit den Armen große Kreise beschreiben lässt. Auch in Thüngen standen zunächst einmal einige organisatorische Sachen an. So mussten alle Eltern dem Projekt zustimmen. Aus Sicherheitsgründen müssen die Kinder zudem alle einen Helm tragen und möglichst geschlossene Schuhe, mit denen man nicht in den Steigbügeln hängen bleiben kann. Im Lehrplan eingeklinkt ist das Projekt in den Fächern Sport und HSU, im Rahmen der Projektwahl „Mein eigenes Thema“.

    Und die Kinder? Die sind begeistert – selbst die Jungen. Vor allem heute, denn an diesem letzten Freitag hat Nadja von Thüngen noch die Hufschmiede Ralf Beck und Hans Neumeier aus Thüngen engagiert, die den Kindern zeigen, wie man ein Pferd beschlägt. Für die Klasse 1/2 b ist das Projekt mit diesem Freitag zunächst abgeschlossen. Die Kinder, die weiter etwas mit Pferden zu tun haben wollen, können sich beim Verein melden, sagt Nadja von Thüngen. Ob das Projekt auch in der Schule weiter angeboten wird, hängt von den jeweiligen Klassenlehrern ab, sagt Astrid Rosa-Brosemann – und dann muss sie sich ihren Helm anziehen, denn zum Abschluss des Tages muss oder darf auch die Lehrerin einmal rauf auf's Pferd.

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