Ein Stückchen Bahngeschichte verabschiedet sich aus Gemünden. Drei achteckige kleine Beton-Unterstände liegen verfallend nahe der Keßler-Brücke im Gebüsch an der Bahnstrecke. Es handelt sich um Schalthäuser, weiß Georg Weßner aus Langenprozelten, früher beim Fernmeldedienst der Deutschen Bahn AG beschäftigt.
Von Grün überwuchert
Aufgefallen waren die eingewucherten Beton-Kabinen dem Gemündener Georg Ziegler schon vor einem Jahr. Mit seinem Enkel Felix besah er sich die Gebäudetrümmer näher. Eines steht noch aufrecht; darinnen befinden sich Reste von Schaltanlagen, radiotechnischen Bauteilen. Die Türen fehlen, oben in den Wandteilen befinden sich Lüftungs- oder Sehschlitze. Offenbar wurde schon einmal mit einer Flex an der Zerlegung gearbeitet, der Versuch aber aufgegeben.
„Ja, der Beton ist hart“, sagt Georg Weßner lachend zu dieser Schilderung. In seiner aktiven Zeit bei der Bahn habe er öfters diese Wände an- oder durchbohren müssen, um neue Teile zu befestigen oder Leitungen hindurchzuführen. Es handle sich um Beton-Schalthäuser, in denen fernmeldetechnische Anlagen der damaligen Bundesbahn und ein Telefon für die Fahrdienstleiter untergebracht waren.
Die Häuschen seien Mitte der 1960er Jahre bis Anfang der 70er aufgestellt worden. Heute, im Zeitalter der Mobiltelefone, werden die Schalthäuschen nicht mehr benötigt. Es gebe sie nicht nur in der achteckigen Variante, am Langenprozeltener Bahnhof seien sie rechteckig.
Keine Einmannbunker
Um sogenannte Einmannbunker oder Splitterschutzzellen aus dem Zweiten Weltkrieg handelt es sich bei den ausgemusterten und am Rand der Gleise auf die Entsorgung wartenden Fertighäuschen nicht. Die sehen zwar ähnlich aus, weiß der Gemündener Jochen Klein, Hobby-Eisenbahner und aktiver Zugleiter der Volkacher Mainschleifenbahn, dürften aber längst abgeräumt sein.
Die Einmannbunker waren ebenfalls Fertigbauteile, entweder glockenförmig aus Stahl oder eben aus Beton, und dienten dem Strecken- und Zugpersonal als Schutz bei den ab 1944 häufigen Tieffliegerangriffen auf die Gleisanlagen. Nach Auskunft von Klein stehen Exemplare der Splitterschutzzellen zum Beispiel bei der Feuerwehr Kitzingen und im Museum Stammheim bei Volkach.