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RETZSTADT: Retzstadt ist Stromselbstversorger

RETZSTADT

Retzstadt ist Stromselbstversorger

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    Neues Ehrenamt: Marco Keller (links) und Thomas Adelmann (rechts) leiten als gleichberechtigte Vorsitzende die Genossenschaft BürgerEnergie Retzstadt eG. Aufsichtsratsvorsitzender ist Karl Gerhard (Mitte), Bürgermeister von Retzstadt.
    Neues Ehrenamt: Marco Keller (links) und Thomas Adelmann (rechts) leiten als gleichberechtigte Vorsitzende die Genossenschaft BürgerEnergie Retzstadt eG. Aufsichtsratsvorsitzender ist Karl Gerhard (Mitte), Bürgermeister von Retzstadt. Foto: Foto: Martina Amkreutz-Götz

    Knapp zehn Prozent der Retzstadter Bevölkerung lauschten dem Angebot der Gemeinde zur Gründung einer Genossenschaft zur eigenen Nutzung von erneuerbarer Energie. Von den rund 160 Anwesenden gründeten 128 die BürgerEnergie Retzstadt eG. Die Ziele sind gesteckt: 2011 Photovoltaik auf Dächern von sechs gemeindlichen und privaten Gebäuden, 2013 das erste Windrad auf der Retzstadter Höhe Richtung Binsfeld, 2030 Nahwärmeversorgung für 600 Haushalte (nach heutigem Stand) als Selbstversorger mit Energie.

    Seit Sommer vergangenen Jahres verfolgt die Gemeinde Retzstadt den Gedanken, auf Gebäuden mit Photovoltaikmodulen Strom zu erzeugen, um weitgehend unabhängig von überregionalen Stromerzeugern zu werden. Warum sollen die Dächer an Unternehmen verpachtet werden? Warum sollen die Konzerne den Reibach machen? Warum sollen nicht die Retzstadter selbst Gewinn erlösen?

    Gesellschaftsform gesucht

    Als die Fragen beantwortet waren, ging es um die Umsetzung. „Wir diskutierten die Gesellschaftsform, sondierten mit Firmen, die Anlagen betreiben, die Möglichkeiten und entschieden uns für die Gründung einer Genossenschaft“, erzählt rückblickend Marco Keller (33), der nun mit Thomas Adelmann (49) gleichberechtigter Vorsitzender der Genossenschaft BürgerEnergie ist. Keller, seit 2008 Gemeinderat, erläutert: „Die Genossenschaft bietet Rahmenbedingungen aus dem Genossenschaftsgesetz, ohne dass man erst wie bei einer GmbH einen Gesellschaftsvertrag ausformulieren müsste.“

    Bis zu 160 Retzstadter hörten sich bei der Gründungsversammlung am 11. Mai den Vorschlag der Gemeinde an. „128 von ihnen zeichneten Anteile zwischen 500 und 20 000 Euro“, berichtet Adelmann. Der Gemeinderat zeichnete für die Kommune vier Anteile zu 500 Euro, informierte Bürgermeister Karl Gerhard, der Aufsichtsratsvorsitzender ist.

    Photovoltaik auf Dächern

    Nach drei Stunden und der Verabschiedung einer Satzung verfügte die neue Genossenschaft über 306 000 Euro, von denen noch in diesem Jahr 230 000 Euro plus Mehrwertsteuer in das erste Anlagenprojekt fließen: Module auf den Dächern der Schule und eines gemeindlichen Mietshauses sowie auf vier landwirtschaflichen Hallen auf der Höhe Retzstadts. Alle Dachflächen pachtet die Genossenschaft von den Eigentümern an.

    Außen vor bei der Bestückung der Retzstadter Dächer bleiben denkmalgeschützte und sanierungsbedürftige Anwesen. Vorsitzender Thomas Adelmann erklärt: „Wir wissen, dass es eine erhöhte Akzeptanz für Photovoltaik auf den Dächern der Retzstadter Häuser, gibt, wenn wir die Bürger mitnehmen.“ Jeder der bislang 128 Anteilzeichner hat eine Stimme in der Versammlung. In der Genossenschaft entscheiden die Mitglieder über alle Fragen und Projekte die Mitglieder, auch über die Ertragsverteilung oder ob potenzielle auswärtige Antragsteller aufgenommen werden, denn zunächst sollen nur Retzstadter Bürger berücksichtigt werden.

    Eintrittsgeld

    Wer bis Ende des Jahres Anteile zeichnet, gehört noch zu den Gründern, die nicht zögernd die Entwicklung abwarten. Sie werden wohl einen Bonus bekommen. Oder die ab 2012 Hinzukommenden zahlen eine Art Eintrittsgeld.

    Die nächste Idee soll ab 2013 umgesetzt werden: das erste Windrad in Retzstadt, finanziert aus dem Eigenkapital der Genossenschaftsmitglieder und mit einem Partner. „Das kann eine Bank oder eine Firma sein. Wir starten konkrete Planungen“, erklärt Thomas Adelmann: „Wir haben bei den Bürgern herausgehört, dass sie Windräder der Photovoltaik vorziehen, weil die wegen der Rendite attraktiver sind.“

    Die beiden Vorsitzenden rechnen mit einer jährlichen Rendite von vier bis sechs Prozent pro Mitglied bei der Photovoltaik und mit über zehn Prozent bei Windrädern.

    Das große Ziel – Karl Gerhard nennt die Jahreszahl 2030, hofft aber auf Innovationen, die einen früheren Termin ermöglichen – soll die Nahwärmeversorgung sein, die die Retzstadter Haushalte von den Öllieferanten und Konzernen weitgehend selbstständig machen sollen. „Eine völlige Unabhängigkeit ist technisch noch nicht lösbar, weil die Anlagen wetterabhängig noch keinen Dauerstrom erzeugen“ erläutert Adelmann, der zu Hause eine eigene Anlage fährt.

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