Er war ein Kämpfer - um Arbeitsplätze, um Arbeitnehmer-Interessen und vor allem um eine gerechte Entlohnung: Franz Friedel, jahrzehntelang Betriebs- und Aufsichtsrat bei Rexroth in Lohr. Am letzten Februar-Wochenende hat er seinen letzten Kampf verloren, starb im Alter von 71 Jahren nach langer Krankheit.
Zuletzt lebte er zurückgezogen in seinem Heimatort Frammersbach. Am Freitag, 8. März, um 15 Uhr wird seine Urne dort auf dem Schwartler Friedhof beigesetzt.
In bewegten Zeiten stand Franz Friedel zusammen mit Karl Heinz Ebert und den Mitstreitern wie ein Fels in der Brandung beim größten Industriebetrieb der Region.
Die Gießerei mit geprägt
Seine Betriebsratskollegen gedenken eines Mannes, "der unsere Gießerei über viele Jahre mit geprägt hat, der wusste, was Menschlichkeit ist", formulierte sein Nachfolger an der Guss-Betriebsratsspitze, Peter Urlaub. Friedel galt als Spezialist in Tariffragen, vor allem bei den Löhnen, den Akkordbestimmungen und den Leistungsentgelten.
Der Sohn eines Heimschneiders war am 15. Januar 1948 in Frammersbach geboren worden und hatte dort von 1954 bis 1962 die Volksschule besucht. Von 1962 bis 1966 ließ er sich bei der Firma Seelmann in Lohr zum Werkzeugmacher ausbilden. Anschließend arbeitete er zwei Jahre in der Messwerkzeugfabrik Fäth in Aschaffenburg.
1968 bei Rexroth gestartet
1968, als die Mannesmann AG zur Hälfte beim Lohrer Eisenwerk G. L. Rexroth einstieg, kam Franz Friedel in das Lohrer Traditionsunternehmen, fand Beschäftigungen im Musterbau, in der Modellschlosserei und der Kontrolle. Am 1. August des gleichen Jahres trat der Frammersbacher in die Industriegewerkschaft Metall ein, für die er 1971 als Vertrauensmann im Musterbau tätig wurde.
1974 bis 1976 und von 1980 bis 1991 fungierte er als Leiter des gewerkschaftlichen Vertrauenskörpers, vier Jahre dazwischen als Stellvertreter. 1975 wurde Friedel erstmals in die Vertreterversammlung der IGM gewählt, drei Jahre später in den Betriebsrat und 1981 stellten ihn seine Kollegen für die Betriebsratsarbeit frei.
Jahrzehnte im Aufsichtsrat
Von 1987 bis ins Jahr 2000 wirkte Friedel als stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei Mannesmann Rexroth, von 1984 bis 1994 führte er sogar den Gesamtbetriebsrat des Unternehmens, für sechs weitere Jahre übernahm er die Stellvertretung. Seit 1981 saß er als Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat der damals hundertprozentigen Mannesmann-Tochter Rexroth, ab 2001 dann im Kontrollgremium der Bosch Rexroth AG.
Als 53-Jähriger gab er 2001 den stellvertretenden Betriebsratsvorsitz auf, entschied sich für das kleinere Gremium, um den neuen neunköpfigen Betriebsrat der damals verselbständigten Rexroth Guss GmbH zu führen. Er kümmerte sich gezielt um die Anliegen der über 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gießerei, wehrte sich vor allem immer wieder gegen Personalabbau.
Bis Ende 2009 blieb er Betriebsratsvorsitzender der Gießerei, bis 30. April 2010 Stellvertreter. Ab Mai 2010 gehörte er nochmals dem Betriebsrat an bis zum Beginn des Ruhestands im Frühjahr 2012. Neben seiner jahrzehntelangen Arbeit in Rexroth-Arbeitnehmer-Vertretungen gehörte Friedel ab 1975 Jahrzehnte der Vertreterversammlung der IG-Metall Aschaffenburg an.
Im heimischen Frammersbach, wo er Frau und Töchter hinterlässt, engagierte er sich trotz starker zeitlicher Anspannung unter anderem für den Ortsverein der Sozialdemokraten, dem er fast fünf Jahrzehnte angehörte. Als SPD-Mann kandidierte er mehrfach für den Gemeinderat. Viele Frammersbacher und vor allem Rexröther können ihm für seinen großen Einsatz für seine Mitmenschen danken.