In der derzeitigen Wirtschaftskrise ist für Rexroth das Geschäft mit Getrieben für die Windräder eines der wenigen, das noch vergleichsweise gut läuft . Mit den Gezeitenkraftwerken ist nun die Hoffnung auf eine ähnlich erfreuliche Entwicklung verbunden. In der Tat wird der Technologie eine erfolgreiche Zukunft vorhergesagt.
Allerdings steckt die Entwicklung noch in den Kinderschuhen. Weltweit tüfteln Forscher und Unternehmen an Lösungen, die das schier unerschöpfliche Energiepotenzial der Meere als Energiespender nutzbar machen könnten. Darunter auch Rexroth. Seit 2007 beschäftigt sich das Unternehmen mit dem Thema Meeresenergie, und zwar in den Werken in Lohr und St. Neots/England.
Nach Ansicht der Wissenschaftler und Ingenieure könnte die Entwicklung schon in 20 Jahren so weit sein, dass Meeresenergieanlagen so viel Leistung wie 100 Kernkraftwerke liefern. Insgesamt, so die Prognose, könnte die Meeresenergie irgendwann rund ein Drittel des weltweiten Strombedarfs abdecken.
Allerdings stehen die Entwickler vor einer enormen technischen Herausforderung. Das aggressive Salzwasser, die enormen Kräfte von Stürmen, die schwierige Installation und Wartung der Anlagen unter Wasser – all das will bewältigt werden.
Zwei Konzepte favorisiert
Derzeit gibt es zwei Erfolg versprechende Konzepte: Die Nutzung der Strömung und die der Wellen. Bei Strömungskraftwerke handelt es sich quasi um „Windenergieanlagen unter Wasser“. Sie erfordern aber dennoch eine völlig eigene technische Lösung. An genau solchen Arbeiten die Rexroth-Ingenieure. „Dabei greifen wir auf das Know-how und die Produkte von ganz Rexroth zu“, sagt Nik Scharmann, Leiter des Anwendungszentrums Meeresenergie am Standort Lohr. Rexroth ist bereits bei etlichen internationalen Projekten mit im Boot. Erste Meeresenergieanlagen laufen schon im Atlantik vor der portugiesischen Küste.
Mechanische Getriebe von Rexroth
Rexroth hat für solche Anlagen unter anderem mechanische Getriebe im Angebot. Daneben aber auch hydraulische Lösungen, die beispielsweise dabei helfen, plötzliche Energiespitzen bei Sturm abzudämpfen, da die Getriebe durch solche Spitzen extrem belastet würden.
Ein weiteres Konzept der Meeresenergieanlagen ist die Nutzung des Aufs und Abs der Wellen. Das Problem sind auch hier die natürlichen Schwankungen zwischen ruhiger See und Orkan. Da herkömmliche Getriebe solche Schwankungen nicht abdecken können, bietet Rexroth auch hier eine passende hydraulische Lösung. Dabei arbeitet ein Hydraulikzylinder wie eine Luftpumpe. Der dabei entstehende Druck treibt einen verstellbaren Motor an, der an die extremen Schwankungen der Wellenenergie angepasst werden kann.
Rexroth-Komponenten im Test
Derzeit wird die Rexroth-Technik von den Herstellern solcher Meeresenergieanlagen getestet. Die Zukunft der Nutzung von Meeresenergie hängt entscheidend von den Kosten ab, ist man sich bei Rexroth sicher. Zum einen ist der Bau solcher Anlagen relativ aufwändig. Zum anderen wird auch die Wartung durch die raue Umgebung erschwert.
Allerdings können die Spezialisten aus Lohr aus einem reichen Erfahrungsschatz schöpfen. Schließlich hat Rexroth mit seiner Technik auch schon Schiffe und Hafenanlagen ausgestattet und ist deswegen mit den besonderen Herausforderungen der maritimen Umgebung vertraut. Auch in „Off-Shore Windparks“ und Ölplattformen hat sich Rexroth-Technik bereits bewährt.
Rasantes Wachstum erwartet
Für die Zukunft geht man bei Rexroth davon aus, dass sich der Markt der Meeresenergieanlagen weltweit rasant entwickeln wird. In den nächsten Jahrzehnten, so die Prognose, werden weltweit tausende Anlagen errichtet werden.
Windkraftanlagen als Vorbilder
Rexroth investiert daher schon jetzt viel Geld in die Entwicklung. Der Erfolg, den man in den vergangenen Jahren auf dem Feld der Windenergie erzielt hat, ist dabei Vorbild und Triebfeder. Auch bei den Windanlagen war Rexroth von Anfang an als Ausstatter von Prototypen beteiligt. Heute zählt das Lohrer Unternehmen zu den weltweit größten unabhängigen Zulieferern auf diesem Gebiet. Erst vor wenigen Monaten hat Rexroth in Nürnberg ein neues Werk eröffnet, in dem Komponenten für Windkraftanlagen gebaut werden.
Einen gravierenden Unterschied gibt es freilich zwischen der Windkraft und der Meeresenergie: Die Entwickler von Windkraftanlagen wurden in den 80er Jahren auch schon mal als Spinner abgetan. Ein Schicksal, dass den Wissenschaftlern und Ingenieuren, die heute an Meeresenergieanlagen tüfteln, sicher erspart bleibt.