Die Frammersbacher Firma Rhön-Montage gehört jetzt zu Vinci Energies. Das bestätigt Vinci Energies in einer Pressemitteilung. "Für die Beschäftigten ändert sich nichts", betont Manfred Thurmann (73), der sich nun, wie er sagt, nach über 58 Jahren Berufs- und Unternehmertätigkeit aus der Geschäftsführung zurückzieht. Die Firmenleitung liegt jetzt ganz bei seinen Söhnen, die schon seit Jahren mit in dieser Funktion sind.
Zu Kündigungen soll es laut Manfred Thurmann und Sohn Steffen nicht kommen, betonen sie im Gespräch mit dieser Redaktion. Im Gegenteil: Rhön-Montage sei auch unter dem Dach von Vinci Energies dringend auf sein qualifiziertes Fachpersonal angewiesen. Die 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien bereits Ende Juli in Suhl – wegen Corona in einer großen Halle – über den Verkauf informiert worden.
Suhl war laut Steffen Thurmann gewählt worden, weil die meisten Monteure aus dieser Region kommen und Rhön-Montage in Thüringen und Sachsen stark vertreten sei. Am Firmensitz in Frammersbach arbeiten hauptsächlich Verwaltungskräfte.
Umfangreiche Formalitäten hätten dazu geführt, dass Vinci Energies erst jetzt nach deren Abschluss den Übergang offiziell bestätigt, teilt Steffen Thurmann auf Nachfrage der Redaktion mit. Einig gewesen seien sich Verkäufer und Käufer schon Anfang Juli.
Schwerpunkt Glasfaserausbau
Rhön-Montage bezeichnet sich selbst als einen der führenden Dienstleister in der sogenannten FTTH-Breitbandinfrastruktur. FTTH steht für Fibre to the Home, also für Glasfaser bis ins Haus, was gleichbedeutend mit einem schnellen Internetanschluss ist. Nach eigenen Angaben plant, installiert und wartet Rhön-Montage Kabelnetze und ist spezialisiert auf innovative Lösungen für Messtechnik, Kabel- und Rohrleitungsbau, Glasfasereinblasen und Netz-Instandhaltung.
Zu den Haupteinsatzgebieten gehören laut Unternehmen die Metropolregionen Köln, Dresden, Würzburg und Stuttgart. Rhön-Montage sei tätig für nationale und regionale Auftraggeber in vielen Bundesländern. Damit ist das Unternehmen in einem Bereich tätig, der derzeit sehr gefragt ist. Warum also der Verkauf?
Wie Steffen Thurmann und sein Vater Manfred erläutern, gehen sie davon aus, dass der Boom des Breitbandausbaus in sieben bis zehn Jahren abebbt, weil die Glasfaserkabel dann weitgehend verlegt sind. "Wir stellen Rohrleitungen her und ziehen Kabel ein", sagt Steffen Thurmann. Künftig werde verstärkt Service gefragt sein. "Für die Zukunft werden wir zu klein." Sein Vater Manfred Thurmann spricht von einem Konzentrationsprozess. Außer Rhön-Montage gebe es nur noch in München ein weiteres selbstständiges Unternehmen, das in diesem Bereich agiert und in Familienbesitz ist.
Zu groß für Mittelstand
Laut Steffen Thurmann konsolidiert sich der Markt in Deutschland seit zwei Jahren. Die meisten europäischen Länder seien schon weiter, was die Bereinigung der Branche betrifft. "Wir waren keine lokalen Krauterer", betont er. Die Auftragsvolumina bewegten sich jedoch zunehmend in einer Größenordnung, die für einen mittelständischen Betrieb wie Rhön-Montage nicht zu stemmen sei.
Vater und Sohn betonen, dass der Verkauf dazu diene, im Verbund von Vinci Energies zukunftsfähig zu bleiben. Gemeinsam mit Vinci Energies und seinen vielfältigen Sparten könne Rhön-Montage die Kunden besser bedienen und Komplettlösungen anbieten.
"Der Name Rhön-Montage bleibt als starke Marke erhalten", informiert Manfred Thurmann. Nach Unternehmensangaben gehören zur Rhön-Montage-Gruppe die drei Gesellschaften Rhön-Montage Fernemeldebau, FFK Rohrleitungsbau und Fernmelde-Montage Gotha.
72 Millionen Umsatz
Laut Firmenbericht erreichte die Gruppe 2021 einen Jahresumsatz von 72 Millionen Euro. Neben Steffen Thurmann (Jahrgang 1977) gehören noch seine beiden Brüder Uli (1976) und Jens (1985) zur Geschäftsführung.
In der Pressemitteilung von Vinci Energies wird Manfred Thurmann mit den Worten zitiert: "Genau wie wir selbst agiert der Konzern sehr kunden- und mitarbeitendenorientiert und ist auf dauerhaften Erfolg ausgerichtet. Ich bin mir sehr sicher, dass aufgrund der dezentralen Strategie von Vinci Energies einerseits die Identität unserer Unternehmen erhalten bleiben wird, wir aber gleichzeitig von den Vorteilen eines sehr erfolgreichen Konzerns profitieren werden.”
Der Geschäftsführer von Axians Deutschland, Jacques Diaz, sieht laut Pressemitteilung in der Rhön-Montage einen hochgradig anerkannten und sehr kompetenten Dienstleister. "Wir sind jetzt noch besser in der Lage, Großprojekte zu leisten und im Glasfaserausbau (FTTX) alles aus einer Hand anzubieten. Mit unseren mehr als 1.100 Breitband-Spezialistinnen und Spezialisten von Axians und der Rhön-Montage-Gruppe sowie einer sehr dichten geografischen Abdeckung sind wir in diesem von knappem Personal gekennzeichneten Markt ein führender Anbieter."
Axians ist innerhalb des Vinci-Energies-Konzerns das Unternehmen, das den Bereich Glasfaserausbau abdeckt. Vinci Energies wiederum gehört zum Unternehmenszusammenschluss Vinci. Wie Steffen Thurmann erläutert, bleibt Rhön-Montage im Tagesgeschäft selbstständig. Strategisch werde firmenübergreifend gearbeitet.
Vor über 50 Jahren gegründet
Von dem Verkauf nicht betroffen ist die Hotellerie und Gastronomie der Familie Thurmann in Suhl. Rhön-Montage wurde vor über 50 Jahren vom Frammersbacher Emil Kirsch, dem Großvater der heutigen Geschäftsführer-Brüder gegründet.