Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten
Lohr
Icon Pfeil nach unten

PFLOCHSBACH: Riesenwaller gefangen: Wenn sich die Angel richtig biegt

PFLOCHSBACH

Riesenwaller gefangen: Wenn sich die Angel richtig biegt

    • |
    • |
    Dicker Fisch an der Angel: Fast zwei Meter lang ist der Wels, den Thomas Christ geangelt hat. Ein Waller dieser Dimension geht im Main nur sehr selten an die Angel.
    Dicker Fisch an der Angel: Fast zwei Meter lang ist der Wels, den Thomas Christ geangelt hat. Ein Waller dieser Dimension geht im Main nur sehr selten an die Angel. Foto: Fotos: Johannes Ungemach

    Es geschah nachts um 1 Uhr. Erst ein kräftiger Anschlag. Dann bog sich die Angel richtig durch. „Ich wusste gleich, dass es ein Großer ist“, sagt Thomas Christ. Das, was er da schildert, ist der Moment, in dem ihm am Main bei Pflochsbach ein wirklich dicker Brocken an den Haken ging. Nur eine Viertelstunde später war der Drill vorbei. Da lag er: ein zwei Meter langer und gut 60 Kilo schwerer Waller.

    Dass ein Wels dieser Größenordnung aus dem Main gefischt wird, ist eine absolute Seltenheit. Für Christ war es der erste Wels-Fang in diesem Jahr. Früher hat er schon einmal einen gefangen, der sogar noch etwas größer war: 2,17 Meter.

    Die Fische mit ihrem wuchtigen Körper, dem riesigen Maul und den markanten Barteln darum herum sind den Winter hindurch eher träge. Jetzt, wo das Wasser des Mains langsam wieder wärmer wird, werden sie umtriebiger. Auch ihr Hunger wächst. Eine gute Zeit für Waller-Angler.

    Christ bezeichnet das Angeln auf diesen Fisch als sein „absolutes Steckenpferd“. Es sei vor allem die Größe, die den Reiz für ihn ausmache. Eine Rolle spiele natürlich auch, dass der Waller ein ausgesprochen schmackhafter Speisefisch ist. Der wohl rund 40 Jahre alte Koloss, der nun vor ihm liegt, wird portioniert in der Kühltruhe landen, sagt der 53-jährige Fernfahrer.

    Jede freie Minute verbringt Christ am Main und beim Angeln. Und das, seit er 18 ist. Er ist eines von 14 aktiven Mitgliedern der Lohrer Fischerzunft. Das ist gerade für das Angeln auf Waller kein Nachteil. Denn als Zunftmitglied darf Christ auch vom Boot aus die Angel auswerfen. So kann er besser die Stellen ansteuern, an denen sich die Waller offenbar besonders gerne tummeln. Das sind die eher ruhigeren Bereiche des Flusses.

    Dort verbringen Waller die Tage eher in Trägheit. Aktiv werden die Allesfresser erst in der Nacht. Sie gelten als wahre Fressmaschinen und verschlingen mit ihrem riesigen Maul von Fischen über Bisam-Ratten bis zu kleinen Enten so ziemlich alles, was sie von der Größe her bewältigen können. Manchmal auch ein bisschen mehr. An der Mainschleuse bei Goßmannsdorf strandete einmal ein großer Wels – erstickt an einem Fußball.

    Regenwürmer als Köder

    Der Pflochsbacher Angler Thomas Christ hatte als Köder natürlich keinen Fußball an seine Angel gehängt, stattdessen ein Bündel Regenwürmer. Über die beste Strategie zum Fang eines Wallers gehen die Meinungen auseinander. Christ kann mit seiner nicht so verkehrt liegen. Acht bis neun Waller fängt er in durchschnittlichen Jahren.

    Anders als in den angestammten Wels-Revieren wie der Donau oder dem italienischen Fluss Po wird am Main erst seit gut zehn Jahren intensiver auf den größten Süßwasserfisch Europas geangelt. Die Bestände haben im einst wohl welsfreien Main nach Ansicht von Alfred Höfling, dem Vorsitzenden der Lohrer Fischerzunft, in den vergangenen Jahren zugenommen. Zum einen seien Welse zeitweise im Main ausgesetzt worden. Zum anderen gibt es seit der Öffnung des Main-Donau-Kanals im Jahr 1992 auch eine direkte Zuwandermöglichkeit aus der Donau.

    Der gefräßige Zuwanderer ist einerseits ein attraktiver Fisch für die Angelsportler. Doch Höfling sieht seine Existenz auch skeptisch: „Er gehört eigentlich nicht hierher. Überall, wo der Mensch in die Natur reinpfuscht, kommt nichts Gescheites raus“, sagt er über die Anwesenheit des Fremdlings.

    In welchem Ausmaß sich dieser auf die heimische Fischwelt auswirkt, ist nicht abschließend geklärt. Es gibt jedoch Hinweise, wonach der Hunger der Waller gerade Weißfischbestände dezimiert und auch den Laich mancher Fische nicht verschont.

    Auch um das Wachstum der Waller-Population zu bremsen, hat die Lohrer Fischerzunft vor einigen Jahren die „Aktion Waller“ ins Leben gerufen. Der Angler, der im sich von Neuendorf bis knapp vor Erlach erstreckenden Zuständigkeitsbereich der Zunft den größten Waller fängt, erhält für das folgende Jahr eine kostenlose Angelkarte. Das gleiche gilt für denjenigen, der die meisten Waller an den Haken bekommt.

    Bestand im Zaum halten

    Allerdings verlangt die Zunft auch einen Nachweis, dass die Fische nach dem Fang verwertet und nicht wieder in den Fluss zurückgesetzt wurden. „Wir wollen das nicht auf einen Wettkampf reduziert wissen, sagt Höfling. Ziel sei zum einen, den Waller-Bestand im Zaum zu halten. Zum anderen handle es sich um ein Lebewesen, das nicht ohne vernünftigen Grund gefangen werde dürfe. Dies verlange auch das Fischereigesetz. Und schließlich handle es sich eben auch um einen schmackhaften Speisefisch.

    Auf den kulinarischen Genuss desselben freut sich Thomas Christ bereits. Knapp 20 Kilo Filet wird er aus dem 62-Kilo-Fisch wohl herausbringen. Und das Bemühen um den nächsten Fang geht bei ihm schon weiter.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden