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MARKTHEIDENFELD: Rock Class: Eine CD abseits des Mainstreams

MARKTHEIDENFELD

Rock Class: Eine CD abseits des Mainstreams

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    Reichlich Bühnenerfahrung: Rock Class mit (von links) Xaver Hauck, Tim Jäger, Tobias Pawlick und Kristen Kunder.
    Reichlich Bühnenerfahrung: Rock Class mit (von links) Xaver Hauck, Tim Jäger, Tobias Pawlick und Kristen Kunder. Foto: Foto: Rock Class

    „End of Time“ war nur der Anfang: So hieß die erste eigene CD, die Rock Class vor gut drei Jahren im Holzwurm vorstellte. Die Marktheidenfelder Musikkneipe gibt's inzwischen nicht mehr, die Band von Tim Jäger aber immer noch. Am Freitagabend stellt das Quartett seine zweite CD vor – „Off Road“ – diesmal in der Katakombe, die sich nach einjähriger Pause seit Oktober 2014 wieder als Musikkeller zu etablieren beginnt.

    „Tim ist der Boss.“ So sagt es sein Schlagzeuger Xaver Hauck, der jüngste im Bunde. Der Weg zum Boss aber war mühsam und steinig. Als Tim Jäger noch die Hauptschule besuchte, spielte er schon in diversen Schülerbands. Klassische Gitarre hatte er gelernt – bis sein Lehrer seiner Mutter empfahl, ihn abzumelden. Er könne dem kleinen Tim nichts mehr beibringen, sagte er Mama Jäger. Der Junge wollte Rock-Gitarre spielen.

    Nach der Schule lernte Jäger dann Maurer. Die Musik lief nebenher, auch während seines Zivildienstes. Danach ließ er die Maurerkelle liegen und griff vollends zur Gitarre: Der damals 20-Jährige begann sein Studium in der Frankfurter Musikwerkstatt. Dort lernte er den Gitarristen und Bassisten Tobias Pawlick kennen und schätzen. Rock Class war geboren. Schlagzeuger Xaver Hauck kam 2008 dazu, Keyborder Kristen Kunde zwei Jahre später. Von der Instrumentierung her eine klassische Rock-Band, spielt sie jedoch keinen Klassik-Rock, wie Jäger betont.

    „Mich interessieren mehr Bands, die eigene Musik machen – nicht das ganze Cover-Zeug“, bekundet er etwas leger. Schon die erste CD beinhaltete 13 eigene Songs. Abseits der gängigen Straßen, also „Off Road“, gibt es nun ein Dutzend neue. Nur für „Don't keep me wonderin'“ von Gregg Allman haben sie einen Platz freigemacht.

    „Es ist eine Mischung aus gutem Handgemachten Blues-Rock, Funk ist auch dabei, ein bisschen in Richtung progressiv und eine Balade“, fasst Jäger zusammen. So gesehen eine ausgewogene Sache. Und doch auch eine individuelle: „Wir fahren nicht auf eingefahrenen Spuren, sondern etwas abseits des Mainstreams“, macht Keyboarder Krister Kunde deutlich. „Wir kommen ja ein bisschen aus verschiedenen Richtungen und bringen das in die Songs ein.“

    „Ich find eigentlich alle Titel gut“, haut Jäger selbstbewusst auf die Pauke. Allerdings, so räumt er ein, hätten sich die Songs „anders entwickelt, als gedacht“. Eine „totale Überraschung“ sei für ihn „Small-Town-Boy“ geworden. „Der ist sogar radiotauglich, würde ich sagen“, sagt Jäger – und prompt fällt der schlagfertige Schlagzeuger ein: „Wenn er nicht so lang wäre . . .“

    5:45 Minuten lang ist das gute Stück vom Kleinstadtjungen mit der starken Stimme, der das glückliche Zuhause verlässt und sein Glück in der großen Stadt sucht. „Pass auf Dich auf und hör nicht auf das, was diese Kumpel sagen. Sei einfach Du selbst und verlier nicht Deinen Weg“, rät ihm seine Mutter. Ein autobiografischer Text? Tim Jäger lächelt: „Vielleicht“, sagt er. „Gilt eigentlich für viele Musiker. Aber ein bisschen hab ich schon an Andreas Kümmert gedacht . . .“

    Jäger schreibt die Texte. An der Musik arbeitet er zusammen mit Pawlick – gleichgewichtig, wie Jäger betont. Pawlick kann auch „Deep“ viel abgewinnen, einer Balade „mit schöner Atmosphäre“, wie er meint. „Da war im Kopf ein bisschen Pink Floyd dabei“, verrät er. „Tiefe ist es, die ich erreichen will“, heißt es im Refrain. „Bitte gib Deinem Leben jetzt Sinn“ und „Sei keine Kopie von Jedermann“, singt der Mann mit den markanten Koteletten im Chorus des Refrains mit.

    Die vier haben reichlich Bühnenerfahrung, tingeln durch die Clubs, auch mit anderen Musikerkollegen und Bands. Zwischen Weihnachten und Neujahr erst gewann Jäger die 21. Auflage der Guitar Fight Night in Bamberg, bei der sich jährlich acht Gitarristen aus dem fränkischen Raum messen. Der Sieg ist gut fürs Renommee. Für den Geldbeutel brachte es nicht mehr als die übliche Gage. „Reich wirst Du nicht dabei“, macht Jäger deutlich. „Wenn Du Glück hast, kommst Du Null zu Null raus.“

    So gab er schön während seines Studiums Gitarrenstunden, übernahm er 2010 den Marktheidenfelder Ableger der Musikschule Deußer, wo er – zusammen mit Dieter Weimann aus Esselbach und Petra Röhrig aus Röttbach – rund 80 Schüler unterrichtet.

    Szenenwechsel: Haslocherstrasse 11 in Kreuzwertheim. Das ist die Heimat des Musizierkreises Kreuzwertheim, dort unterrichtet Pawlick Gitarre und Bass. Im Keller des ehemaligen Schulgebäudes, das jetzt Musikschulgebäude ist, steht ein Schlagzeug. Die Musiker grüßen sich vertraut und kurz. Geredet wird nicht viel. Jeder weiß, was er zu tun hat. Die Akustik-Instrumente der beiden Gitarristen sind schnell eingestöpselt, Kundes Hammond-Orgel mit ein paar Handgriffen spielbereit. Jäger, der Boss, legt sein Tablett auf den Notenständer – und los geht's, ohne viel Umschweife.

    Jäger hat die CD in seinem Studio abgemischt. Sie ist bereits im Handel, zu haben in der Trendgalerie B2 in Marktheidenfeld und im Café Bernhard in Lohr, online downzuloaden. Jetzt, wo sie im Vertrieb ist, ist sie dür die vier Musiker fast schon Vergangenheit. Denn die Band probt Unplugged-Versionen. „Die Läden werden immer kleiner“, begründet Jäger diesen Vorstoß. „Wir haben das mal ausprobiert und es läuft ganz gut.“

    Draufhauen kann jeder. Hauck ist eher das Gegenteil: Ein sehr feinfühliger Schlagzeuger, der sich auch zurücknehmen kann. Einer, der sehr viel gelernt hat mit dem erfahrenen Bassisten Pawlick, wie er sagt. Die beiden von der Rhythmus-Sektion haben ihren Part zur CD gemeinsam live eingespielt – im Kreuzwertheimer Probenraum. Erst in einem zweiten Arbeitgang haben Jäger und Kunde ihre Soli und Klangteppiche darüber gelegt.

    Mit Kunde hat Jäger schon in der Schülerband Voodoo zusammengespielt. Er wirkt wie ein ruhender Pol, immer einsatzbereit, als könnte er sich nie vergreifen. „Snow flakes“, so der einzige Amateur neben den drei Musikprofis, der Titel Schneeflocken sei für ihn eine richtig überraschende Nummer geworden. Live auf der Bühne habe er sie „nie als so herausragend erachtet“, sagt er. „Auf dem Album ist sie tierisch geil produziert, kommt total gut rüber und ist auch eine schöne, radiotauglich Nummer – hat was.“

    Ja, die CD hat was. Je öfter man sie hört, desto vertrauter werden die Stücke. Erdiger Rock mit starken Riffs, klaren Breaks, schrägen Einlagen, reichlich Gitarren-Soli und soliden Bassläufen. Ein „Lazy Bugger“ mit Hit-Potenzial, eine überraschende Swing-Passage in „Can't get Over You“. Abseits der Straße gibt es jede Menge Überraschendes zu hören.

    Rock Class

    Gründung: 2005

    Besetzung: Tim Jäger (Gitarre, Gesang), 36, Staatlich anerkannter Berufsmusiker und Instrumentalpädagoge für Jazz und Popularmusik aus Marktheidenfeld mit eigener Musikschule („Musikwerkstatt“). Tobias Pawlick (Bass), 37, Berufsmusiker (wie oben) aus Lengfurt, unterrichtet im Musizierkreis Kreuzwertheim.

    Krister Kunde (Keyboard, seit 2010), 36, Druck-Ingenieur aus Marktheidenfeld.

    Xaver Hauck (Schlagzeug, seit 2008), 23, studiert Jazz an der Frankfurter Musikwerkstatt in Frankfurt, lebt in Lengfurt und Aschaffenburg.

    CD-Veröffentlichungen: End of Time (2012), Off Road (2015).

    Release-Concert: 15. Januar, 21 Uhr, Katakombe Marktheidenfeld, Vorgruppe: Copper Smoke aus Würzburg. Weitere Stationen der Off-Road-Tour in der Nähe: Laufach Hain (16. Januar), Lohr (27. Februar), Würzburg (29. April).

    Homepage: rock-class.com

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