Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten
Gemünden
Icon Pfeil nach unten

DUTTENBRUNN: RTL 2 in Duttenbrunn: "Trödeltrupp" in vermülltem Haus

DUTTENBRUNN

RTL 2 in Duttenbrunn: "Trödeltrupp" in vermülltem Haus

    • |
    • |
    Während der Dreharbeiten: Mauro Corradino, Moderator der RTL 2-Sendung „Der Trödeltrupp“, beim Flohmarkt auf dem Anwesen in Duttenbrunn.
    Während der Dreharbeiten: Mauro Corradino, Moderator der RTL 2-Sendung „Der Trödeltrupp“, beim Flohmarkt auf dem Anwesen in Duttenbrunn. Foto: Foto: Silvia Krönert

    Von außen macht das Haus in einer schmalen Gasse in Duttenbrunn einen soliden Eindruck. Auch der Hof sieht ganz passabel aus. Doch wer das Gebäude über die schmale Eingangstreppe betritt, dem kommt sogleich ein modriger Gestank entgegen. Es riecht so streng, dass man einen Mundschutz braucht. Überall liegt kniehoch der Hausrat herum, dazu Spinnenweben und Mäusekot. Ein Durchkommen ist fast unmöglich. Die neue Besitzerin des Hauses, die völlig entgeistert mitten im Raum steht, fragt sich: Wie konnte man in solch einer Umgebung überhaupt (über)leben?

    Die Frau, die das etwa 1500 Quadratmeter große Anwesen von ihren verstorbenen Eltern geerbt hat, ist nicht alleine. Sie hatte sich vor einiger Zeit an den Fernsehsender RTL 2 gewandt und angefragt, ob die Ausräumarbeiten nicht ein Fall für den „Trödeltrupp“ wären. So nennt sich eine Sendung, bei der ein Team überforderten Hausbesitzern behilflich ist, Ordnung zu schaffen. Oft handelt es sich dabei um Hinterbliebene – so wie im Fall der Frau in Duttenbrunn. Das Ganze wird mit der Kamera begleitet und später im Fernsehen ausgestrahlt. Der Münchener Privatsender hatte großes Interesse – und so stehen an diesem Karsamstag etwa 25 junge Leute auf dem Grundstück herum, um zu entrümpeln und zu filmen.

    Ungeahnte ZUstände

    Niemand aus Duttenbrunn hat von den Zuständen in diesem Haus gewusst. Der Hof, die Pferdeställe, die Scheune – alles war verhältnismäßig sauber und ordentlich. Nicht einmal die nächsten Verwandten der Verstorbenen hatten geahnt, was für ein chaotisches Bild sich im Inneren bieten würde. Viele Dinge, die da herumliegen, sind nagelneu, original verpackt und mit Preisschild versehen. Es finden sich Eingemachtes, Körbe, bestialisch stinkende Müllsäcke, alte Sofagarnituren, Vasen, Bilder, Kleidung und ein Wust an Kabeln. Unzählig viele Dinge. Zu viele, um sie alle aufzuzählen. Das Meiste landet in einem 33 Kubikmeter großen, orangenen Sperrmüllcontainer, der vor dem Haus aufgestellt wurde. Für das Fernsehen muss das Wegschmeißen natürlich ein wenig spektakulärer ablaufen. So wird die Besitzerin von den Kameraleuten angehalten, einen lauten Schrei auszustoßen und einen maroden Stuhl gegen die Wand zu werfen. Danach knallt sie altes Geschirr mit viel Schmackes in den Container.

    Alleine erledigt die Frau aber nur das Wenigste. Bei der Ausräumaktion wird von der Haustüre zum Container eine Menschenkette gebildet. Das Gerümpel wird so nach und nach weitergereicht. Manches wird auch aus einem Fenster im ersten Stock nach unten geworfen.

    Während der Dreharbeiten müssen sich alle ruhig verhalten. Es dürfen keine Bilder vor der Kamera gemacht werden, die Benutzung der Blitzfunktion ist strengstens untersagt. Das Fernsehteam möchte so wenig wie möglich gestört werden. Denn schließlich sind insgesamt drei Drehtage nötig, um eine Sendung mit der Länge von 45 Minuten zu produzieren.

    Einer der drei Moderatoren ist persönlich vor Ort. Er heißt Mauro Corradino und ist nicht nur beim Fernsehen, sondern auch Antiquitätenhändler. „Man muss bei Häusern häufig hinter die Fassade schauen, da sind dann oftmals die Hilferufe versteckt“, sagt er während einer Drehpause. „Alleine hätte die Besitzerin das Entrümpeln sicher niemals geschafft.“ Corradino glaubt, dass die heutige Konsumgesellschaft der Grund dafür ist, dass es zu einer solchen Verwahrlosung wie in Duttenbrunn kommen kann. „Schließlich mangelt es den Menschen an nichts. So verlieren sie das Gespür für Wertvolles und sind mit den Dingen häufig überfordert.“ Die Besitzerin des Hauses, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, ist zwar im Raum Karlstadt aufgewachsen, hat aber mittlerweile nur noch wenig Bezug zu ihrer Heimat. Sie wohnt in Baden-Württemberg.

    Mehrere Container nötig

    Elisabeth Beikel, Produzentin des „Trödeltrupps“, findet, dass die Frau mit der Situation sehr offen umgeht. „Vor allem überrascht mich aber die Größe des Anwesens. Wir haben insgesamt zwei Container voll bekommen“, sagt sie am Ende der groß angelegten Dreh-Aktion. Sie schätzt, dass noch einige Container mehr nötig sind, um das Haus komplett zu säubern.

    Am Ostersonntag findet dann ein Flohmarkt statt. Hier werden alle Sachen zum Verkauf angeboten, die noch einen gewissen Wert haben. Gemessen an der Anzahl an Dingen, die ausgeräumt wurden, sind aber nur wenige noch zu gebrauchen. Schätzungsweise 300 Menschen schauen nach und nach vor dem Haus vorbei, um zu schauen, ob sie etwas Verwertbares für sich finden. Es kommen nicht nur Leute aus dem Ort und aus dem Umkreis, sondern auch aus den Landkreisen Würzburg und Miltenberg, ja sogar aus dem Raum Lörrach. Viele wollen gezielt alte Sachen kaufen. Eine Besucherin aus Würzburg sagt, ihr gefallen Antiquitäten. „Bei alten Sachen, da habe ich noch Qualität. Wenn ich heute etwas Neues kaufe, kann ich davon ausgehen, dass es morgen schon kaputt ist.“ Sie schaue sich im Internet daher speziell nach Flohmärkten dieser Art um.

    Am Ende der drei überaus anstrengenden Tage ist die Besitzerin erleichtert, dass ein Großteil der Arbeit erledigt ist. Doch ihr ist bewusst, dass noch längst nicht alles geschafft ist. „Es fehlen noch die Ställe, der Dachboden und einige weitere Räume“, sagt sie. Bis sie damit beginnt, wird es allerdings noch ein Weilchen dauern. Erst einmal möchte die Frau etwas Abstand gewinnen. Einmal ausspannen, Urlaub machen und neue Kraft schöpfen, bevor es mit der Aufräumaktion weitergeht. Dann allerdings ohne das Fernsehen.

    Wann die Sendung auf RTL 2 zu sehen sein wird, ist noch nicht klar. Produzentin Beikel sagt, der Termin der Ausstrahlung könne sich bis zu sechs Monate hinziehen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden