Nach rund 300 Stunden intensiver Vorbereitungen und Anstrengungen durch den Wiesthaler Mühlenverein ist am Dienstag das Mühlrad an der Ruhmühle am Aubach eingebaut worden. Mit viel Liebe zum Detail sind so die umfangreichen Instandsetzungsarbeiten am Aushängeschild der Gemeinde Wiesthal einen entscheidenden Schritt weitergekommen.
Der Vorsitzende des Mühlenvereins, Reinhard Kunkel, erläuterte, dass sowohl Rad als auch Zulauf "total marode" waren. 40 bis 50 Jahre soll das bisherige Mühlrad nach Aussagen "der Altvorderen auf dem Buckel haben".
Den Verantwortlichen war schnell klar, dass ein Herrichten der ehemaligen Getreidewassermühle nur Sinn ergibt, wenn das Mahlwerk mit Mahlstuhl von oben her trocken ist. Deshalb ließ der Verein die Dachhaut mit neuer Lattung und neuen Ziegeln sanieren.
Auch die Fenster und eine neue Tür im Stil von einst sind bereits erneuert worden. Eine Herausforderung war die Dimensionierung des Wassereinlaufkanals. Eine enge und maßhaltige Führung des Wassers spielen bei der Funktion des Mühlrades eine große Rolle. Nur so könne die volle Wasserkraft auf das neue Mühlrad und schließlich auf den Mahlstuhl übertragen werden, erklärte Reinhard Kunkel.
Um dies zu gewährleisten, schweißte Kai Schießer die Wasserführung im Bereich des Mühlrades aus Metallplatten zusammen. Dank einer Materialspende der Firma Franz Kunkel aus Neuhütten, die Zement und Kies zur Verfügung stellte, konnte der Kanal kostengünstig beigemauert und mit Sandsteinen verkleidet werden.
Neu ist jetzt, dass der Mahlstuhl entkoppelt werden kann, um unnötigem Verschleiß entgegenzuwirken. Bislang drehte der einzige im Aubach- und Lohrbachtal noch erhaltene Mahlstuhl immer mit.
Eine große Hilfe bei den umfangreichen Sanierungsarbeiten ist eine "Kernmannschaft" von zehn Leuten, die kräftig mit anpackt. Besonders freut sich der Vereinsvorsitzende, dass sowohl die Gemeinde Wiesthal als auch das Amt für ländliche Entwicklung die Arbeiten finanziell sehr gut unterstützen.
Durch die Pandemie haben sich die Arbeiten etwas verzögert, dennoch konnte der Verein die Vorleistungen bringen, damit am Dienstag das Mühlrad mit einem Durchmesser von rund vier Metern gestellt werden konnte. Dazu hat die Firma Trendel das Rad aus Eichenvollmaterial in Bauteilen angeliefert. Gemeinsam mit den zahlreichen Helfern des Mühlenvereins wurde es bis zum Nachmittag montiert.
Ende Juli wird beschaufelt
"Die letzte Aktion ist die Beschaufelung", erläuterte Kunkel die nächsten Arbeitsschritte. Bis Ende Juli sollen nun in Eigenregie noch die Schaufeln an das Mühlrad aus Eiche angebracht werden. Um die Radfelge nicht unnötig zu schwächen, werden sie nicht wie früher angeschraubt, sondern geklemmt.
Dann kann sich das Mühlrad der letzten von einst sechs im Aubachtal angesiedelten Mühlen wieder drehen. Die Ruhmühle, die 2025 ein Jubiläum feiert, ist bis dahin bestens herausgeputzt. 1625 wurde sie erstmals in den Geschichtsbüchern erwähnt.