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Sack Zement!: Besser als Michael Jackson

Karlstadt

Sack Zement!: Besser als Michael Jackson

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    Jetzt im Herbst sind die Zugvögel wieder unterwegs. Die Schwalben sind schon fort und die Stare zum Teil auch nach Süden gezogen. Aber auch in der Gegenrichtung waren am vergangenen Wochenende Vögel unterwegs – allerdings Spatzen. Die aus Kastelruth flatterten von der Seiseralm an den Main zum ersten Südtiroler Zeltfest. Mehr als 1000 Besucher waren am großen Musikabend am Samstag da, auch ein paar Karlstadter.

    Da muss man aber auch bedenken, dass der Eintrittspreis schon arg happig war. Wenn man zusätzlich noch von dem Bündnerfleisch oder dem alpenländischen Kassler kostete und ein paar Maß dazu trank, war schon mal ein Hunderter weg – pro Person natürlich. Auch ist der Karschter an sich bei solchen Neuheiten sowieso sehr zurückhaltend.

    Schon vor Jahren bei der ersten Kulinarischen Meile blieben die Einheimischen ganz konsequent daheim. Sie machten es genauso wie beim jeweils neuesten Theaterstück in der Gerbergasse oder im Hofriethgärtlein: Erst einmal abwarten, was die Zeitung und die anderen dazu sagen. Wenn's dann gut war, kann man ja beim nächsten Mal ganz unverbindlich reinschauen.

    Für den, der's mag, war das Südtiroler Zeltfest aber wirklich das Höchste. Vor Leinwand-Alpenglühen, unterstützt von einer ständig aktiven Stickstoff-Nebelmaschine zwitscherten die Spatzen samt musikalischer Spießgesellen ihren Dolomiten-Pop. Wer aber glaubte, dass das Ganze eine Art Musikantenstadel am Main eine Veranstaltung für Seniorenheimbewohner sei, irrte gewaltig. Eine große Zahl der Dirndl- und Lederhosenträger im Publikum bewegte sich altersmäßig noch deutlich in der ersten Lebenshälfte – oder nur knapp darüber.

    Um seine Fans bei Laune zu halten oder gar zum Mitsingen zu bringen, braucht es in der Volksmusik allerdings etwas mehr als beim Beatabend. Schließlich verstehen die da unten ja, was die da oben singen, zumindest besteht die Möglichkeit dazu.

    Wenn da der abgestürzte Bergsteiger seine letzte Botschaft haucht: „Ich wollt‘ es nicht, dass in Eis und Schnee mein Auge bricht!“, macht man sich als Zuhörer so seine Gedanken – oder auch nicht. Aufpassen hieß es da zum Beispiel beim Spatzenlied von der Weißen Rose, in dem der Liedtext so raffiniert um das Wort Rose herum drapiert, dass es in dem 214 Wörter langen Text gefühlte 500 Mal vorkam.

    Das Publikum aber war hellauf begeistert, eine Legion von jüngeren und reiferen Groupies umlagerte die Bühne mit einer Inbrunst: Und als dann der Alpen-Caruso Marc Pircher voller Inbrunst sein „Schatzl, ich schenk‘ dir ein Foto!“ schmetterte, gab es kein Halten mehr. Selbst Michael Jackson oder gar Georg M. Schneider konnte nicht so viel Sehnsucht in so kurzer Zeit in so vielen Frauenaugen hervorrufen.

    Doch zur Ehrenrettung der Karlstadter sei jetzt noch darauf hingewiesen, dass am Sonntag doch sehr viele von ihnen den Weg ins erste Südtiroler Zeltfest gefunden haben. Da war der Eintritt frei und man musste nur für die köstlichen Speisen zahlen. Beim nächsten Mal jedenfalls kommen mehr Karschter. Versprochen!

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