Viele Taschentücher werden am 1. Dezember in der Gemündener Scherenberghalle gebraucht. Nicht nur auf der Bühne, sondern auch in der garantiert vollen Halle werden die Tränen fließen: Nach 16 eigentlich unbeschreiblichen Jahren setzt „femina musica“ den Schlussakkord. Der aus der Wernfelder Frauen-Schola entstandene Chor der acht „Power-Frauen“, der weit über die Region hinaus bekannt ist und problemlos die größten Säle füllt, gibt das letzte Konzert.
Soll man aufhören, wenn es am schönsten ist? Die Frage stellte sich nicht. Vielmehr können einige Sängerinnen die Vielzahl und die Anforderungen der mehrstündigen Auftritte aus beruflichen und auch gesundheitlichen Gründen nicht mehr leisten. Und nach zehn Jahren zum zweiten Mal die Besetzung zu ändern, kommt für die Frauen nicht infrage. „Dann lieber aufhören“, sagt Fridericke Kraus, die einmal in einem Pressebericht als „Kopf, Herz und Seele der Gruppe“ bezeichnet wurde. Dabei ist das, was „femina musica“ ausmacht, das Gemeinschaftswerk aller Acht. Deswegen auch steht für sie fest: „,femina musica‘ ist einzigartig und soll es bleiben!“
Am 1. Dezember also heißt es „Schlussakkord“. Der Kartenvorverkauf für das Abschiedskonzert in der Scherenberghalle – ausschließlich über die Touristinfo Gemünden (Tel. 0 93 51/80 01 70) – beginnt am heutigen Samstag. Ein tiefer Einschnitt in das Leben der acht Frauen: Nicole Fischer (Bad Kissingen), Fridericke Kraus (Wernfeld), Hedi Krieg (Stetten), Ingrid Lengler-Amthor (Karlstadt), Andrea Römlein (Adelsberg), Birgit Seubert (Stetten), Evi Söllmann (Wernfeld) und Elke Weidner (Retzstadt). Am Abend beim Pressegespräch ist von Traurigkeit (noch) keine Spur. Statt einem Päckchen Taschentücher wird eine Flasche Sekt geöffnet – lieblich, wie es sich für Frauen ziemt. Mit zig Anekdoten und viel Gelächter vergeht der Abend wie im Flug. Fehlte nur noch, dass Fridericke Kraus ihre Gitarre auspackt und gesungen wird, wie es die Acht immer tun, unterwegs oder nach Konzerten.
Das Frausein ebenso wie die Musikalität lebt „femina musica“ auf der Bühne aus, unterstützt von Joachim Kraus (Wernfeld) am Keyboard und seit 2002 Peter Hemmelmann (Himmelstadt) am Schlagzeug. Ihre Kunst konzentriert sich nicht im steifen Vortrag, vielmehr ist ihre Musik pralles Leben mit vollem Körpereinsatz und voller Emotionalität. Die Entwicklung dahin war letztlich auch der Grund, weshalb 2001 Barbara Beitel, Elfi Dotter, Juliane Odziomek und Reinhilde Schiebel aus der Stammbesetzung ausschieden. Für sie rückten binnen vier Wochen Nicole Fischer, Andrea Römlein, Birgit Seubert und Elke Weidner nach.
Die Sängerinnen lösten sich vom Notenständer, wie unter Fridericke Kraus ohnehin die Lieder allein nach Gehör (und Wirkung) und nicht mehr nach Noten erarbeitet wurden. Showteile, Kostümwechsel und Erzählpassagen kamen in den Auftritten hinzu. „femina musica“ engagierte einen Choreografen, und Nicole Fischers Mann Christian brachte die Großleinwand ins Programm ein. Das Repertoire verbreiterte sich: von Kirchenliedern, neuen geistlichen Liedern und Gospels um Oldies, Evergreens und selbst geschriebene und komponierte Songs (Kraus und Krieg), meist in Englisch, aber auch Deutsch, Spanisch und Schwedisch.
Wie alles begann: 1996 bat Juliane Odziomek ihre Mitsängerinnen der Wernfelder Schola im Gemündener Konfirmationsgottesdienst zu singen, „Wir sagten: Wir brauchen dafür Freddy mit ihrer Gitarre.“ Einstudiert wurden „Hail Holy Queen“, „I will follow him“ und „Von guten Mächten“ – bis heute Standardstücke der Truppe. Sofort bekam die neue Formation Folgeangebote: eine Hochzeit, ein geistliches Konzert in Gräfendorf, das Weinfest Wernfeld. „Das war ein Selbstläufer, wir konnten's nicht mehr aufhalten“, so Freddy Kraus. Von da an hieß es, zwei- oder dreimal in der Woche zu proben. Bei einem Treffen auf Schloss Saaleck war nach vier Stunden der Name gefunden: femina musica.
Der weitere Erfolg kam schnell und überbordend – Schlangen vor den Vorverkaufsstellen, im Nu ausverkaufte Konzerte mit zum Teil weit über 1000 Zuhörern. „Frauen lassen Funken überspringen“, „Bei ,femina musica‘ hält es niemand auf den Stühlen“, „Fulminante feminas“, „Frauen mit Herz, Mut, Verstand und Gefühl“ lauteten Schlagzeilen in den Zeitungen.
Was außer berauschenden Erinnerungen von all dem bleiben wird: die drei CDs „Mächte“, „Mosaik“ und „Mittendrin“.
„femina musica“ geben bis zum letzten Auftritt am 1. Dezember in Gemünden noch einige Konzerte, unter anderem: 10. November Bad Kissingen-Winkels, 24. November Vogel-Convention-Center Würzburg und 25. November Kirchenkonzert in Bad Neustadt.