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HOFSTETTEN: Schmuckstück: Fachwerkhaus von 1717 jahrelang renoviert

HOFSTETTEN

Schmuckstück: Fachwerkhaus von 1717 jahrelang renoviert

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    Fester Halt: Mächtige Sandsteinpfosten halten das tonnenschwere handgeschmiedete Hoftor.
    Fester Halt: Mächtige Sandsteinpfosten halten das tonnenschwere handgeschmiedete Hoftor. Foto: Fotos: F. Helgenthal

    „Mensch, wie die Zeit vergeht“ – dieser Ausspruch von Opa und Oma, wenn sie die Enkelkinder wieder einmal sehen, ist allgemein geläufig. Erwin Höfling, entfährt eine solche Feststellung beim Blättern in den Unterlagen zu dem von ihm und seinem Sohn Christoph renovierten Fachwerkhaus in der Mainbrückenstraße 6. Beinahe zwei Jahrzehnte werkelten die Höflings, beide Handwerker mit Schwerpunkt Innenausbau, aber auch in anderen Bereichen versiert, an den Gebäuden in der Dorfmitte, die beim Kauf 1995 in manchen Teilen baufällig waren.

    Heute ist das Ensemble ein Hingucker, ein Schmuckstück und vorbildlicher Beleg dafür, wie alte Bausubstanz vor der Zerstörung gerettet und zur Bereicherung eines Ortskerns beitragen kann. Vor kurzem wurde zum Abschluss der Renovierungen das über zwölf Zentner schwere, handgeschmiedete Tor endgültig in die Angeln gehoben, nachdem nach dem ersten Versuch vor einem Jahr noch Nachbesserungen erforderlich waren.

    „Wir wollten ja keinen Museumsbau, sondern mit Wohnqualität hier leben.“

    Christoph Höfling

    Die asymmetrischen Flügel sind an zwei mächtigen Sandsteinpfosten befestigt und lassen sich mit Elektroantrieb nach innen in den leicht ansteigenden Hof öffnen und schließen. Generell vereint das Wohnhaus mit Gewölbekeller, Nebengebäuden, Backhaus und gepflastertem Innenhof historische Bausubstanz mit modernen Elementen, wie sie für zeitgemäßes Wohnen üblich sind.

    „Wir wollten ja keinen Museumsbau, sondern mit Wohnqualität hier leben“, sagt Christoph Höfling, der als Malermeister das Baugeschäft des Vaters übernommen hat und mit seiner Frau Anne jetzt in der Dorfmitte wohnt. Im Rückblick und beim Betrachten alter Fotos wird noch einmal deutlich, welcher Anstrengungen es bedurfte, bis das Schmuckstück entstehen konnte, wie es jetzt dasteht und auch von vielen Touristen beachtet wird.

    Höfling berichtet von der Spannung zu Beginn der Bauarbeiten. „Wir wussten nicht, wo wir anfangen sollten: Das war wie beim großen Knochen und dem Hund.“ Es stellte sich die Frage, was noch alles zu verwenden sei und was nicht, wo die Balken noch tragen, oder wo sie schon zu sehr der Feuchtigkeit und dem Holzwurm zum Opfer gefallen waren.

    So musste beispielsweise der kleine Gaubengiebel vollständig erneuert werden, weil das Fichtenholz total verwittert war. Die langen Eichenbalken konnten noch zu zwei Dritteln aufgearbeitet werden und sind jetzt die Zierde des großen, offenen Wohnraums. Schaden hatten sie beispielsweise über der ehemaligen Küche genommen, wo man an den rußgeschwärzten Stellen unter dem später aufgetragenen Putz noch sehen konnte, wo früher der Kessel über dem offenem Feuer hing. Das Haus wurde 1717 erbaut, etwa fünf Jahre nach dem Pfarrhaus.

    Es hatte allerdings schon Vorgänger, was zu Beginn der Bauarbeiten an freigelegten Grundrissen zu erkennen war und worauf auch die eingemeißelte Jahreszahl 1566 über dem Eingang zum Gewölbekeller hinweist. Das jetzt renovierte Haus wurde entgegen „fränkischer Sitte“ im Lauf der Jahrhunderte nicht ange-

    „Wir wussten nicht, wo wir anfangen sollten: Das war wie beim großen Knochen und dem Hund.“

    Christoph Höfling

    gebaut oder stückweise erweitert, sondern bestand aus einem Teil, wie die 18 Meter langen durchgehenden Eichenbalken belegen, sagt Erwin Höfling. Im hinteren Teil befanden sich die Ställe für die Schweine und Kühe, die Böden hatten Abdeckungen mit Sandsteinplatten und auf dem abschüssigen Untergrund konnte man den Mist hinaus ziehen.

    Bei Höflings Schilderungen kann man gut nachvollziehen, wie sich das Leben in einem typischen kleinbäuerlichen Hof der Region über Jahrhunderte hinweg abspielte. Dazu zählte neben Scheune und Stall auch das Backhaus, das die Höflings ebenfalls herrichteten und das heute nicht nur gelegentlich dem Backen von Brot dient. Auch Kuchenploatz und Pizza geraten darin von besonderer Qualität.

    Keller und Nebengebäude werden ebenfalls zeitgemäß genutzt, sind aber so gestaltet, dass sie mit dem Fachwerkhaus und dem Hof ein harmonisches Ensemble bilden, ohne zu sehr mit Historie beladen zu sein. Eine Historie hat das Haus aber noch: Es wurde 1886 von Adam Schuhmann erworben, dem Sohn des zweifachen Raubmörders Heinrich Schuhmann, der als letzter Delinquent im November 1850 in Würzburg mit dem Schwert vom Leben zum Tod befördert wurde. Aber diese Geschichte haben wir bereits erzählt.

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