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Schnallen-Abdruck an der Backe

Marktheidenfeld

Schnallen-Abdruck an der Backe

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    Schnallen-Abdruck an der Backe
    Schnallen-Abdruck an der Backe Foto: FOTO SONJA DRESSEL

    Mit dem Vorwurf, die Busse seien überfüllt, sehen sich die hiesigen Busunternehmer immer wieder konfrontiert. Eltern klagen, ihre Kinder müssten ungesichert in den Bussen stehen, da die Sitzplätze nicht ausreichten. Die Beschwerde über den "Abdruck von einer Schultaschenschließe an der Backe" richtete sich an Wolfgang Väth vom Busunternehmen Wandervogel-Reisen aus Urspringen. Väth fährt jeden Mittag um 13 Uhr im Auftrag der Omnibusverkehr Franken GmbH (OVF) die Erlenbacher und Tiefenthaler Schüler von Marktheidenfeld nach Hause. In seinem Bus gibt es 60 Sitzplätze und 96 Stehplätze. So steht es auf einer Plakette über dem Fahrersitz geschrieben.

    Väth selbst würde das seinen Fahrgästen nicht zumuten. Er sieht 30 bis 40 Stehplätze als Maximum an. Aus Sicht des Gesetzgebers und laut Straßenverkehrszulassung könnte allerdings das auf der Plakette genannte Potenzial komplett genutzt werden. Wenn es Engpässe gibt, was gerade in den ersten Wochen nach Schulbeginn immer wieder vorkommt, setzt Väth jedoch zusätzliche Busse ein. Die Stehplätze werden nach seinen Worten nie vollends ausgeschöpft, "da dies unzumutbar wäre".

    Reneé-Maria Krebs vom Elternbeirat der Hauptschule in Marktheidenfeld stellt fest, dass es oft einzelne Beschwerden gebe. Diese würden aber meist unter den Tisch fallen. Das Problem mit den Stehplätzen "ist fast nicht lösbar. Man muss wohl warten, bis etwas passiert." Gabriele Hofstetter vom Elternbeirat des Marktheidenfelder Gymnasiums meint, das Problem mit den überfüllten Bussen "sollte nicht in Vergessenheit geraten", auch wenn es aktuell keine Klagen gebe.

    Dass die Busse so voll wirken, hat mehrere Gründe, meint Väth. Oft sei es so, dass Kinder extra nicht sitzen bleiben wollten und sich beispielsweise in den Drehkranz des Busses stellten, weil der sich so schön drehe. Oder sie wollten neben ihren Kameraden stehen bleiben, obwohl es noch Stehplätze gebe. Wenn Fahrgäste im Gang stehen, fährt er aus Gründen der Sicherheit grundsätzlich langsamer. Für Väth ist der Bus "eines der sichersten Verkehrsmittel nach dem Flugzeug und der Bahn."

    Für Väth "ist der Schüler Kunde und der Kunde muss zufrieden sein." Er selbst hält Seminare für seine Busfahrer, bei denen sie lernen, mit Konflikten und Belastungen umzugehen. Bei kleinen Kindern, die sich schwer tun, solle der Fahrer nicht zaudern und ihnen beim Einsteigen mit der Schultasche helfen. So versucht er, aktiv etwas gegen das verbreitete Image des maulenden und patzigen Busfahrers zu tun.

    Auch Klaus Schneider vom Busunternehmen Schneider aus Röttbach macht klar: das Stehen in den Schulbussen ist "absolut zulässig." Er setzt zwei Schulbusse im Landkreis Main-Spessart ein. Klagen von Seiten der Eltern gäbe es eher wenige. Von Beschwerden wegen Überfüllung der Schulbusse ist auch Franz-Josef Grasmann von der Grasmann GmbH in Hafenlohr "nichts bekannt." Grasmann ist Vorsitzender der Gesellschaft der privaten Verkehrsunternehmer und gleichzeitig Geschäftsführer der MSP-Nahverkehrsgesellschaft (MSP-NV) in Gemünden.

    Wenn Klagen kommen, verweist Monika Mützel von der MSP-NV grundsätzlich an die OVF. Mit Elternbeiräten, Polizei und OVF arbeite man zusammen, um für mehr Sicherheit im Schulverkehr zu sorgen. Seine Leidenschaft, das Busfahren, hat Alfred Leischner von der OVF zum Beruf gemacht. "Busfahren ist mein Hobby!" schwärmt er. Er hätte kein Problem, weitere Busse einzusetzen. Jedoch sei die OVF bei der Schülerbeförderung nur für die Disposition zuständig. Kostenträger für den Einsatz weiterer Busse wären die Stadt und der Landkreis. Wer eine Verbesserung der Sicherheit in den Bussen wolle, der müsse sich an die Verkehrspolitik wenden.

    Wenn es zu wenig Sitzplätze im Bus gebe, so lautet der Rat von Helmut Schrödel vom Bayerischen Gemeindeunfallversicherungsverband, dann könnten sich auch bis zu drei Schüler eine Sitzbank teilen. Das sei auf jeden Fall besser, als wenn die Kinder stehen müssten. "Die freigemachten Stehplätze dürfen dann aber nicht mehr aufgefüllt werden."

    Eine noch bessere Zusammenarbeit zwischen den Busunternehmen und den Schulen wünscht sich Wolfgang Väth. Wenn der Unterricht zu unterschiedlichen Zeiten beginnen würde, stünden die Fahrer nicht so stark unter Druck und man könne die ganze Situation wirkungsvoll entspannen.

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