Ohne seine tägliche „Schreibdosis“ von mindestens zwei bis drei Stunden geht es nicht mehr. „Ich brauch das“, sagt der 19-jährige Gymnasiast Tobias Jennewein, der in Würzburg geboren wurde und seit rund zehn Jahren in Steinfeld lebt. Schreiben habe für ihn etwas „Drogenartiges“.
An Literatur interessiert sei er „schon immer“ gewesen. Als er klein war habe er Kinderbücher gelesen, dann Klassiker. Die Jugendbücher habe er ausgelassen. Die Frage, wie alt er war, als er mit den Klassikern begann, beantwortet er mit leichtem Zögern. Weil er weiß, dass er sich dieser Art Literatur außergewöhnlich früh widmete: bereits mit acht, neun Jahren.
Unumwunden räumt der junge Mann ein, dass er damals nicht alles verstand, was in den Büchern zu lesen war. Aber allein die Sprache der Klassiker habe ihn begeistert. Heute zählen zu seinen Lieblingsautoren Thomas Mann (1875 – 1955), James Joyce (1882 – 1941) und Marcel Proust (1871 – 1922).
Mit dem Verfassen eigener Texte begann Jennewein vor ungefähr zwei Jahren. „Ich hatte einfach mal Lust, das auszuprobieren“, beschreibt er seine Motivation. Zunächst schrieb er Gedichte, die er selbst als „Sprachverdichtungskunst“ sieht.
Vor etwa einem Jahr stellte er dann fest, „Prosa liegt mir mehr“. Seitdem schreibt er an seinem Computer („das handschriftliche Schreiben hab' ich fast verlernt“) Erzählungen, die im Durchschnitt 30 bis 40 Seiten umfassen. Vornehmlich befasst sich Jennewein in seinen Texten mit Künstlertypen, exzentrischen Existenzen, Außenseitern.
Vor einiger Zeit nahm der junge Mann, der so gar nicht ins Bild der heutigen Jugend passen will, an einem Seminar im „Schreibzimmer“ der Literaturwerkstatt Frankfurt bei dem freischaffenden Schriftsteller Matthias Göritz teil. „Das war sehr hilfreich“, sagt Jennewein. Göritz könne „wunderbar analysieren und erfassen, was jemand kann“ sowie wirklich gute Tipps geben. Mittlerweile sei zwischen ihm und dem mehr als doppelt so alten Schriftsteller „fast 'ne kleine Freundschaft“ entstanden.
Schreiben sei für ihn „eine Lebensaufgabe“, sagt Jennewein. Er glaube aber nicht, dass er später davon leben kann. Deshalb wolle er in Frankfurt Literaturwissenschaften und Philosophie studieren, mit dem Ziel, an der Uni eine Dozentenstelle zu bekommen.
Warum gerade Frankfurt? Weil diese Stadt „so lebendig“ sei, sagt Jennewein. Er ist sich sicher, dass sich dort „viele Möglichkeiten ergeben“. Schon jetzt fährt er hin und wieder für ein paar Tage in die Mainmetropole, um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Neben der Literatur und Philosophie interessiert er sich übrigens noch für Architektur, Kunsttheorie und klassische Musik. Und ab und zu wandert er auch gerne.
Vor einiger Zeit bewarb sich Jennewein – Göritz hatte ihn darauf aufmerksam gemacht – beim Wettbewerb „Junge Autoren für Literaturupdate 2010“ der Literaturstiftung Bayern. Zum ersten Preis reichte es dabei zwar nicht, aber vielleicht klappt es ja ein andermal. . .
Auf www.literaturupdate.de werden noch bis 28. November neben den beiden Siegerarbeiten des Wettbewerbs (Text und Video) neun weitere Beiträge veröffentlicht, darunter auch der von Tobias Jennewein: ein Auszug aus seiner Erzählung Resurrection (Wiederauferstehung).
Literaturstiftung Bayern
Ziel der 2009 gegründeten Literaturstiftung Bayern ist es, junge Autorinnen und Autoren bei ihrem Start in den Schriftstellerberuf zu unterstützen. In diesem Jahr hat die Stiftung erstmals einen Wettbewerb ausgeschrieben. Beteiligen konnten sich Autoren bis 35 Jahre mit Texten oder Videobeiträgen. In der Kategorie Text gewann die Slam-Poetin Pauline Füg (Eichstätt), im Bereich Video Lino Wirag (München). Beide erste Preise sind mit einem Preisgeld von jeweils 1500 Euro verbunden. In einer Pressemitteilung nennt die Stiftung namentlich neun weitere Nachwuchsautoren, unter anderem Tobias Jennewein aus Steinfeld bei Lohr. Wie viele Autoren sich insgesamt an dem Wettbewerb beteiligten, gebe die Stiftung nicht nach außen, war auf Nachfrage zu erfahren.