Seit über 15 Jahren arbeitet Gabriele Schneider als Kartenlegerin, hält Seminare und Kurse und hat vor einem Jahr ein Standardwerk zum Kartenlegen mit Skatkarten publiziert. Wenn auch dieses Handwerk allermeist belächelt und als Humbug und Aberglaube abgetan wird, so gibt es doch überall eine gläubige Gemeinde dieser Hellseherei. Schneiders Kunden kommen aus der Schweiz, Österreich, Italien, der Türkei, Spanien, England, den USA und ganz Deutschland. "Die Karschter sind die wenigsten", erzählt die gebürtige Karlstadterin, Jahrgang 1967.
Mit dem Kartenlegen in Berührung kam sie durch ihre Großmutter Babette Schneider, die Ehefrau des Kirchenschmieds. Auch deren Mutter hatte bereits für den Hausgebrauch Karten gelegt. In der umgebauten Schmiede am Kirchplatz 15 hilft nun Gabriele Schneider ihren Kunden, das eigene Glück zu schmieden.
Wer einen abgedunkelten Raum, Kerzenlicht und Weihrauchschwaden erwartet, sieht sich getäuscht. Freundlich und aufgeräumt empfängt die Kartenlegerin in modischen Jeans. Auch die obligatorische schwarze Katze fehlt. Dafür wird Gabriele Schneider von ihrem zwölfjährigen, weißen Kater assistiert. Humor und Trost sind das Arbeitsfeld von "Herrn Kater", der mit seinen Lebensweisheiten inzwischen sogar Kolumnist eines Anzeigenblattes ist. Er könne in manch kritischer Situation humorvoll die Spannung lösen, weiß sein Frauchen. Im Notfall trockne er mit seinem seidigen Fell auch Tränen.
Wer Edmund Stoibers Tränen trocknen würde, ist ungewiss. Aber: Wenig Chancen für ihn als Kanzler sieht Gabriele Schneider. Ein kleines Legebild (siehe unten stehenden Artikel) hat sie mit ihrem erlesenen Jugendstilblatt für ihn gemischt. Ihr Blick gilt nur seiner beruflichen Entwicklung. Viel Unsicherheit liege in seinem Blatt. Er mache sich viele Gedanken, habe sehr viel investiert, um als eine Person dazustehen, die mit dem Herzen angenommen wird. Beim Wählervolk gelte er aber eher als Mensch, der materiell denkt, der auf seinen Vorteil bedacht sei. Er sei bemüht, dies zu verändern, aber es gelinge ihm nur schwer. Ein Trost bleibe aber für ihn: "Stoiber wird glücklicher sein, wenn er sein bisheriges Amt weiter ausübt."
Gerhard Schröders Legebild offenbart der Kartenlegerin eine andere Person: "Schröder ist Mann des Volkes vom Herzen her." Die freundliche Rolle nehme man ihm ab. Er schaue in einen Neubeginn. "Das will er, und das zieht er durch." Er sei entscheidungsfreudig, auch gegen seine Berater. Die Arbeit liege ihm: "Er ist für den Kanzler gemacht, und er wird der Kanzler des Volkes." In seiner Arbeit sei er bemüht, Dinge zu wandeln. In der Familienpolitik und im beruflichen Bereich werde er Erfolge feiern. Aber die Arbeitslosigkeit werde zunächst einen Einbruch erleben. Katastrophen könnten ihm nichts anhaben, daran wachse er noch. Auch kommende Regierungsaffären meistere er.
Gabriele Schneider sieht auch bereits Minister, die ihren Hut nehmen müssen. Schröders Augenmerk gelte dem Abbau der Staatsverschuldung. "Er will das Beste für Deutschland." Die Politik könne es aber allein nicht schaffen. Auch der einzelne müsse seinen Beitrag zum Gemeinwesen leisten.