Im Alter von 62 Jahren freut sich Walter Fronczek auf eine „neue Herausforderung“, das Johann-Schöner-Gymnasium in Karlstadt. Seit 1986 war er am Friedrich-List-Gymnasium in Gemünden als Lehrer für Biologie, Sport, Sozialkunde und Pädagogik tätig, seit 2006 als Schulleiter. Fronczek, der in Bad Brückenau wohnt, beschreibt die neue Aufgabe, die er zum Schuljahresbeginn angetreten hat, als „spätes Geschenk“.
Das vergangene Jahr war turbulent am JSG. Die neue Schulleiterin Jutta Merwald hatte von Anfang an einen schweren Stand. Erst gab's Streit um die Handynutzung der Schüler, dann wurde ein Lehrer wegen seiner „distanzlosen Beziehung zu einer Schülerin“ (O-Ton Kultusministerium) suspendiert, was die Stimmung auch nicht beruhigte. Jutta Merwald bat aus familiären Gründen um Beurlaubung.
Frage: Herr Fronczek, wie kamen Sie zu der Stelle als Oberstudiendirektor am JSG?
Fronczek: Ich habe mich dafür beworben, ganz normal.
Warum wollten Sie mit 62 Jahren noch mal wechseln?
Fronczek: Ich bin seit 30 Jahren in der Bildungspolitik engagiert, beispielsweise im Bayerischen Philologenverband, dessen stellvertretender Vorsitzender ich war. Da habe ich mitbekommen, dass für Karlstadt ein erfahrener Mann gesucht wurde. Ich war an der Herausforderung interessiert. Der Wechsel ist ein „spätes Geschenk“ für mich.
Sie waren lange in Gemünden . . .
Fronczek: Stimmt. Aber ich brauche eigentlich Bewegung. Jahrelang hatte ich die in der Bildungspolitik. Jetzt war der richtige Zeitpunkt zum beruflichen Wechsel. Die Planung der Schulsanierung in Gemünden ist abgeschlossen und genehmigt. Nun kann ein neuer Schulleiter die Sanierung begleiten; ansonsten hätte ein Wechsel während der Bauarbeiten stattgefunden. Ich habe großes Vertrauen in meinen Nachfolger; das FLG ist gut aufgestellt. Deshalb habe ich bei der Übergabe ein gutes Gefühl.
Was ist Ihr erster Eindruck vom Karlstadter Gymnasium?
Fronczek: Die räumliche Ausstattung ist traumhaft. Das eröffnet viele pädagogische Möglichkeiten, die ich in Gemünden nicht hatte. Das JSG hat einen super Ruf, was die unterrichtliche Arbeit und pädagogischen Aktivitäten angeht. Wir haben auf vielen Gebieten hoch qualifizierte, kompetente Leute. Davon lasse ich mich begeistern und ermutigen. Mein Kerngeschäft ist, für diese Arbeit die Ressourcen zur Verfügung zu stellen.
Wie waren ihre ersten Tage?
Fronczek: Insgesamt wurde ich sehr nett aufgenommen. Ich habe das Gefühl, es gibt hier eine echte Schulfamilie mit Kollegen, Schülern, Elternbeirat und den Freunden des JSG.
Haben Sie auch schon Schüler kennengelernt?
Fronczek: Ich suche den Kontakt zu den Schülern, zum Beispiel während der Pausen. Vorgestellt habe ich mich schon in den Jahrgangsstufen fünf, elf und zwölf. Außerdem unterrichte ich – was ich nicht müsste – drei zehnte Klassen in Sozialkunde, um die Schülerinnen und Schüler kennenzulernen.
Wo packen Sie nun zuerst an?
Fronczek: Wir haben eine neue Personalstruktur, ich habe eine neue Führungsaufgabe. Es geht nun darum, die Verwaltung neu zu gestalten – das ist mein Handwerk. Außerdem muss ich innerhalb eines halben Jahres Beurteilungen für 76 Lehrer schreiben, das ist viel Arbeit.
Gibt's auch mittelfristige Pläne?
Fronczek: Ich möchte mehr junge Leute in Verantwortung bringen. Wir installieren ein schulinternes Fortbildungsprogramm, darin können junge Lehrer in die Verwaltungsarbeit reinschnuppern – Koordination der Oberstufe, Stundenplan-Erstellung, solche Dinge. Außerdem stehen die Sanierung der Außensportanlage und danach der Turnhalle an. Als Sportlehrer freue ich mich darauf, mich damit zu beschäftigen.
Was erwarten Sie durch die Umstellung zurück auf ein neunjähriges Gymnasium?
Fronczek: Das G9 ist eine Herzensangelegenheit für mich. Ich habe mich sehr stark dafür eingesetzt. Das G8 hat zum Gehetzt-Sein der jungen Menschen beigetragen. Wir planen, stark mit den Vereinen in der Stadt zu kooperieren. Das G9 schafft dafür Freiräume. Ich halte es für unsere pädagogische Aufgabe, die Schüler auch fürs Ehrenamt zu begeistern, zum Beispiel für Sportvereine, Feuerwehren, Blaskapellen.
Und das leidige Thema Handynutzung?
Fronczek: Das JSG wurde ausgewählt, an einem zweijährigen Pilotversuch in Bayern teilzunehmen. Wir werden mit der Schülermitverwaltung und dem Elternbeirat ein pädagogisches Konzept erarbeiten. Bald gibt es dazu weitere Infos.