„Ich bin so froh und dankbar, dass ich mir noch selbst helfen kann“, sagt die Jubilarin. Jeden Tag ist sie mit ihrem Gehwägelchen im Kloster unterwegs, nimmt an den gemeinsamen Mahlzeiten teil und betet in der Kapelle. Es gehe zwar langsam, aber sie komme zurecht, „im Rahmen meiner Möglichkeiten“.
Als Ludwine Baier, wie Schwester Borromea mit bürgerlichem Namen heißt, wurde sie am 2. März 1908 als ältestes von drei Mädchen in Volkers geboren. In dem Ort in der Nähe von Bad Brückenau in der Rhön wuchs sie auch auf und besuchte die Volksschule. Danach erlernte sie Hauswirtschaft bei den Dominikanerinnen auf dem Volkersberg (Rhön). „Eigentlich wollte ich nach Brückenau in eine große Schule, doch meine Mutter hat mich zu den Schwestern geschickt“, erzählt sie. Damals habe sie auch gar nicht vorgehabt, Ordensschwester zu werden und sei im Winter mit Freundinnen lieber zum Schlittenfahren ausgebüxt, statt in die Schule zu gehen.
Am 1. November 1924 trat sie im Alter von 16 Jahren auf dem Volkersberg in den Dominikanerorden ein. Drei Jahre später legte sie am 8. Oktober 1927 ihre Erste Heilige Profess im Missionshaus St. Josef in Neustadt ab. Nur ein paar Monate später, im Mai 1928, ging die damals 20-Jährige schon in die Mission nach Südafrika. Fast ein halbes Jahrhundert lebte und arbeitete die Dominikanerin dort in den Missionsstationen Montebello und Ekukanyeni in der Provinz Natal, nur rund 80 Kilometer entfernt von der Hafenstadt Durban am Indischen Ozean.
Schon in jungen Jahren übernahm Borromea zahlreiche Aufgaben in der Mission und unterrichtete die Kinder der Eingeborenen. Manchmal habe man fast 50 Kinder in einem Zimmer zum Unterricht gehabt. „Dann sind wir rausgegangen und haben unter den Bäumen Unterricht gehalten“, erzählt sie. In ihrer Freizeit studierte Borromea selbst noch und büffelte für ihre Lehramtsprüfungen zur Grundschullehrerin.
20 Jahre lang übte sie diesen Beruf in der Missionsstation Ekukanyeni aus. „Dort haben wir auch eine Kirche und eine Grundschule gebaut“, erzählt sie stolz. Das sei damals die einzige Schule für die Eingeborenenkinder aus dem Umkreis gewesen. „Die Eingeborenen waren sehr gut zu mir“, erzählt sie. Auch mit einigen ihrer damaligen Schülerinnen, von denen ein paar heute selbst Lehrerinnen sind, hat sie noch Kontakt.
Dass es diese Missionsstation heute noch gibt, freut Sr. Borromea ganz besonders. Eine Zeit lang war sie dort auch als Oberin tätig. Von 1961 bis 1977 arbeitete sie als Lehrerin in der Grundschule in Oakfoard Priory, dem Mutterhaus der Dominikanerinnen, in der Provinz Natal. Sr. Borromea spricht heute noch neben ihrer Muttersprache Deutsch fließend Englisch und Zulu, die Sprache der Eingeborenen. Sie freut sich stets, wenn Schwestern aus Afrika zu Besuch nach Neustadt kommen, damit sie im Gespräch mit ihnen ihr Zulu wieder auffrischen kann.
1977 kehrte Sr. Borromea OP. endgültig nach Deutschland zurück. Sechs Jahre lang war sie noch Priorin im Kloster der Dominikanerinnen in Dießen am Ammersee, ehe sie sich 1983 in das Stammhaus der Dominikanerinnen, in das Kloster St. Josef in Neustadt in den verdienten Ruhestand zurückzog – womit sich der Kreis schließt, denn hier legte sie ja auch vor 80 Jahren ihr Gelübde ab.
Das Fest der 80-jährigen Profess sei etwas ganz Besonderes und in der Kongregation einmalig, erklärt die Generaloberin der Dominikanerinnen, Schwester Dagmar Fasel OP., die zusammen mit Schwester Borromea und den Mitschwestern das Jubiläum feiern wird. Die Messe in der Klosterkapelle wird Prälat Wilhelm Heinz, der Leiter des Missionsreferats der Diözese Würzburg, halten.