Dorfgeschichte ist interessant und spannend, weil sie - eigentlich direkt vor Augen, dennoch für viele unentdeckt - die Bürger einer Gemeinde unmittelbar berührt und vielleicht sogar die eigne Familie oder eigene Grundstücke betreffen könnte. Die Wurzeln seiner Heimatgemeinde näher zu beleuchten ist schon seit mehr als drei Jahrzehnten Hobby von Hans Stegerwald. Er hat neben seinem Beruf als Grabungstechniker beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege in Würzburg und zusammen mit Prof. Christa Peschech, Gründungsmitglied der Gesellschaft für Archäologie in Bayern, vieles aus dem Dunkel staatlicher und kirchlicher Archive ausfindig gemacht. Er unternahm Grabungen in der Birkenfelder Flur und Abhandlungen zur ehemaligen "Brauerei Ludwig", zu Kalk- und Ziegelöfen, zur Geschichte der Birkenfelder Jugend in der Zeit des "Dritten Reiches" (1933 bis 1945), sowie zu alten Backöfen in Birkenfeld und Billingshausen.
Besonders der Straßenname "Burgstraße" verführt innerhalb des Ortes zu Spekulationen über einstige Burgbefestigungen. Denn allenthalben sind Geschichten über Grundmauern oder Standorte zu vernehmen. Um diesem Thema auf den Grund zu gehen, ermittelte Hans Stegerwald in alten Katasterkarten zur Kirchenburg (im Bereich der heutigen Pfarrkirche) und zur Kleinburg zwischen Burg- und Pfetzerstraße. Mit Hilfe eines befreundeten Grafikers (Ulrich Popp) wagte man an Hand einzelner Hinweise und noch existierender ähnlicher Befestigungen unserer Region eine zeichnerische Rekonstruktion, wie sie etwa im 16. Jahrhundert ausgesehen haben könnte. An den vorgelagerten Brunnen können sich aber bis heute noch Bürger erinnern, die vor dem Bau der örtlichen Wasserleitung (1933/34) dort noch Wasser holten.
Mit zwei Türmen, Wehrgängen, Mauern, Herrenhaus, Scheune und Stallungen muss dieses Bauwerk, im Vergleich zu den umliegenden Hütten, imposante Ausmaße aufgewiesen haben.
Was Hans Stegerwald jedoch besonders freut, ist die Tatsache, dass er als Bewohner und Herren dieser "Burg" Ritter, Vögte und Grafen ermitteln konnte, die unbestreitbar Bezug zu Birkenfeld hatten und als Lehensnehmer zeitweise den Fürstbischöfen von Würzburg oder auch für die Grafen von Wertheim tributpflichtig waren und selbst Zehnt-Abgaben von den Bauern und Handwerkern, denen sie Schutz boten, erhielten. Bis ins Jahr 1140, als ein Konrad von Birkenfeld Ministerial des Bischofs Embricho von Würzburg war, reichen erste Belege zurück und belegen so die Bedeutung Birkenfelds zwischen Würzburg, Wertheim und Rothenfels/Kloster Neustadt.
Zur Kirchenburg existiert sogar noch eine amtliche Katasterkarte aus dem Jahr 1835 und eine - allerdings nicht sehr aussagekräftige - Prozesskartenskizze aus dem Jahr 1547, die einen Turm im Zentrum einzelner Gebäude Birkenfelds zeigt, der vermutlich an Stelle des später errichteten "Echterturmes" in der Kirchenburg stand.
Sein neues Buch, das dankenswerterweise von vielen Privatpersonen und Firmen Birkenfelds finanziell mit ermöglicht wurde, stellte Stegerwald jetzt der Öffentlichkeit vor. Der Autor und Heimatforscher übergab das erste Exemplar und 60 weitere Bände an Bürgermeister Werner Schebler und die Gemeinde Birkenfeld, wo das Buch auch erhältlich sein wird.


Stegerwald, der inzwischen sein aktives Berufsleben beendet hat, will sich nun noch einem weiteren Thema - den Brunnen seiner Heimatgemeinde - widmen und damit voraussichtlich ein letztes Buch herausgeben.