Bereits bei seiner ersten Bewährungsprobe hat der „Schutzschirm“ für kleine, von Schließung bedrohte Krankenhäuser versagt, den Ministerpräsident Markus Söder in seiner Regierungserklärung angekündigt und für den sich die Freien Wähler im Landtagswahlkampf eingesetzt hatten: Unmittelbar vor Weihnachten wurde das Krankenhaus Waldkirchen im Landkreis Freyung-Grafenau geschlossen. Gesundheitspolitische Inhalte des Koalitionsvertrags spielten dabei keine Rolle, heißt es in einer Pressemitteilung der Bürgerinitiative (BI) proMar.
„Wir wollen unsere Krankenhausstrukturen und die kleineren Standorte erhalten“ – in diesen Passus des Koalitionsvertrags zwischen CSU und Freien Wählern hatte das Aktionsbündnis gegen das Krankenhaussterben in Bayern, zu dem auch die BI proMar gehört, große Hoffnungen gesetzt. War am Ende alles nur ein politisches Spektakel? So fragt man sich frustriert im Bündnis. Die Enttäuschung ist groß, das Vertrauen in die Zuverlässigkeit politischer Absichtserklärungen nachhaltig erschüttert.
Daher waren Vertreter der Bürgerinitiativen aus Hersbruck und Marktheidenfeld nach Waldkirchen gekommen, um gemeinsam mit den dortigen Mitstreitern Abschied von einem Krankenhaus zu nehmen, das über Jahrzehnte die stationäre medizinische Versorgung der Patienten zwischen Dreisesselgebiet und Passauer Land sichergestellt hatte. Dem Gefühl, von der Landespolitik im Stich gelassen worden zu sein, galt es eine Geste der Solidarität entgegenzusetzen.
Durch das gemeinsame Entzünden und kreisförmige Aufstellen von Grablichtern vor dem Krankenhaus in Waldkirchen verliehen die Bündnispartner ihrem Protest gegen dessen Schließung wirkungsvoll Ausdruck. Der verstreut wohnenden Bevölkerung im weitläufigen Einzugsgebiet von Waldkirchen geht eine wohnortnahe Anlaufstelle verloren. Mit dem erheblich längeren Weg zum Krankenhaus steigen künftig auch die gesundheitlichen Risiken.
Die Aktion am Krankenhaus in Waldkirchen wurde von einem Kamera-Team begleitet, das für die ARD einen Beitrag zum Thema Klinikschließungen dreht. Anschließend wurde eine Gesprächsrunde mit den Vertretern der Bürgerinitiativen aus Waldkirchen, Marktheidenfeld und Hersbruck aufgezeichnet. Diese äußerten sich zu grundsätzlichen Fragen der stationären Versorgung im ländlichen Raum und brachten dabei eigene Erfahrungen im Dialog mit Patienten, Ärzten und Politikern ein. Moderiert wurde die Diskussion von der mehrfach für Dokumentarverfilmungen ausgezeichneten Regisseurin Meike Hemschemeier. Der Beitrag wird am 17. Juni 2019 um 20.15 Uhr im Ersten Deutschen Fernsehen ausgestrahlt.