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GEMÜNDEN: Schwalbendreck am Mietshaus

GEMÜNDEN

Schwalbendreck am Mietshaus

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    Großartige Baumeister: Schwalben kleben mit Kügelchen aus Lehm und Speichel ihre Nester an Dachtraufen.
    Großartige Baumeister: Schwalben kleben mit Kügelchen aus Lehm und Speichel ihre Nester an Dachtraufen. Foto: Foto: dpa

    „Sind wir Mieter in der Frankfurter Straße Leute zweiter Klasse?“, fragt Benno Bilek. Der Rentner wohnt mit seiner Frau im Haus Frankfurter Straße 6 und 8 der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft GmbH (GWF) und leidet unter dem Dreck und dem ständigen Anflug von Schwalben vor den Fenstern. Eine Vergrämung der streng geschützten Vögel hat die Regierung von Unterfranken der GWF bislang nicht gestattet – der Stadt und der VG Gemünden am Nebengebäude des Huttenschlosses dagegen schon.

    Wie mehrfach berichtet, hatte die Stadt Gemünden Anfang vorigen Jahres die Traufe der 1999 neu erbauten Remise am Huttenschlosshof rundum mit Drahtgeflecht gegen den Nistbau von Schwalben gesichert. Das wie auch das Abschlagen der Nester ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz ganzjährig streng verboten. Zudem waren die Arbeiten unfachmännisch ausgeführt, mindestens ein Tier verfing sich im Drahtgeflecht und verendete. Auch die GWF hatte den Dachüberstand ihres Haus mit Drähten bespannt.

    Auf Anordnung der Höheren Naturschutzbehörde an der Regierung von Unterfranken mussten das Drahtgeflecht und die Drähte umgehend entfernt werden. Überdies leitete das Landratsamt Main-Spessart Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen Bürgermeister Georg Ondrasch und die GWF ein. Beide beantragten daraufhin naturschutzrechtliche Ausnahmegenehmigungen. Während die Regierung der Stadt diese Genehmigung am 5. Dezember 2011 erteilte (die Front und der Giebel der Remise wurden verbrettert), womit auch das Bußgeld entfiel, hat die GWF bis heute keinen Bescheid und musste die verhängte Strafe von 125 Euro zahlen. Dies teilt Dirk Esser von der GWF in Würzburg auf Anfrage der Main-Post mit.

    Den letzten Kontakt mit der Regierung habe er vor einigen Monaten gehabt, berichtet Esser. Ein Mitarbeiter werde sich die Situation anschauen, habe es damals geheißen. Seither habe er nichts mehr gehört. Mieter Bilek beklagt sich unterdessen weiter bei der GWF, beim Landratsamt Main-Spessart und bei der Main-Post über die Ungleichbehandlung und die Belastungen durch die Schwalben: der Dreck an Fassade, Fenstern und Fensterbänken.

    Was andere als putzig empfinden – das emsige Geflatter beim Nestbau und beim Füttern der Brut – versetze seine Frau in Angstzustände. Er verlangt Hilfe von den Behörden. „Nicht nur für die Schwalben, auch für die Leute im Hause ein bisschen Verständnis“ erbittet Benno Bilek. Der GWF ist das Bekleckern ihrer Fassade mit Kot und Lehm vom Nistbau ebenfalls nicht einerlei.

    Die Ausnahmegenehmigung für die Remise begründete die Regierung von Unterfranken mit der hohen Zahl an Besuchern und den Arztpraxen dort, weshalb es für die Stadt unzumutbar sei, dem Zustand nicht abhelfen zu können. Dirk Esser und Benno Bilek hoffen, dass diese Entscheidungsgründe ähnlich auch für das angrenzende große Mietshaus der GWF gelten.

    40 bis 50 Mehlschwalbenpaare nisteten alljährlich im Huttenschlosshof. Nach einer Zählung vom Montag ist der Hof nunmehr schwalbenfrei. Auch an der unverbretterten Stirnseite, wo der Naturpark Spessart und der Bund Naturschutz Büros unterhalten, brüten keine Vögel. An der Rückseite der Remise nisten 15 Schwalbenpaare. Am Mietshaus Frankfurter Straße 6 und 8 sind beidseits insgesamt 27 bewohnte Nester zu zählen sowie 20 unfertige.

    Schon während der ersten Vergrämungsaktion Anfang vorigen Jahres mit Drahtgeflecht hatte die Stadt Gemünden Ausweichnester an der rückwärtigen Seite des Stirngebäudes zum Friedhof hin anbringen lassen. Diese 16 Doppelnester aus Beton nahmen die Vögel vergangenes Jahr nicht an und heuer wieder nicht. Wo sich die zusätzlichen zehn Paar Kunstnester befinden, die als Auflage in der Ausnahmegenehmigung gefordert waren, ist nicht bekannt. Anfragen im Stadtrat dazu hat Bürgermeister Ondrasch bis jetzt nicht beantwortet.

    ONLINE-TIPP

    Die bisherige Berichterstattung zum Thema finden Sie unter www.mainpost.de/regional/main-spessart/gemuenden

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