Mit mehr als 50 Besuchern übertraf Sonja Henricis Vorstellung von „Future My Love“ am Mittwoch im Lohrer stattKino die Erwartungen der Gastgeber. Der Erstlingsfilm der Schwedin Maya Borg, der bisher nur auf Festivals und im schwedischen Fernsehen zu sehen war, ist ein ungewöhnlich dichter und poetischer Film über Finanzkrise, Zukunftsvisionen für eine gerechtere Welt und das Drama einer unerfüllten Liebe. Eine kleine Kostbarkeit also, die trotz Originalfassung mit eigens für die Lohrer Aufführung geschriebenen Untertiteln vom Lohrer Publikum dankbar aufgenommen wurde.
Nach den Vorstellungen gab es intensive Gespräche mit der Produzentin Sonja Henrici, die ihren ersten Langfilm über fünf Jahre Dreharbeiten sehr persönlich und mit viel Engagement betreut hatte. Aus dem Experiment abseits des Mainstream wurde ein gelungener Höhepunkt in der kurzen Geschichte des stattKino.
Nach drei Filmen, in denen die Finanzkrise auf unterschiedliche Weise thematisiert wurde, wendet sich das stattKino nun „höheren Dingen“ zu: Die tiefschwarze Komödie mit Happy End „Das brandneue Testament“ des Belgiers Jaco Van Dormael läuft am Mittwoch, 23. November, um 18 und 20.30 Uhr im Mehlingskeller. Zur Abwechslung mal keine tragische, sondern eine lustige, doch auch tiefschwarze Komödie um den Zweikampf zwischen Gottvater und Gotttochter, der durch die Einmischung von Gottfrau mit einem Sieg des Guten endet – ein Happy End, wie es verrückter nicht sein kann.
Zu „Das brandneue Testament“: Gott lebt – und zwar in Brüssel. Doch das ist leider nur die eine Seite der Medaille. Denn der Allmächtige (Benoît Poelvoorde) ist kein weiser Weltenlenker, sondern ein Familienvater, der frustriert im Bademantel durch die Wohnung schlurft und Frau (Yolande Moreau) und Tochter Éa (Pili Groyne) tyrannisiert.
Ansonsten hockt Gott vor seinem Computer und tüftelt mit diebischer Freude jene Gebote aus, die zu den Fragen führen, die die Menschheit bewegen: Warum fällt der Toast immer auf die Marmeladenseite, und weshalb erwischt man im Supermarkt grundsätzlich die langsamste Schlange an der Kasse?
Die zehn Jahre alte Éa will ihrem herrschsüchtigen, prolligen Daddy mal so richtig eins auswischen und damit nimmt die wunderbar absurde Komödie Fahrt auf. Sie haut sie von Zuhause ab, sammelt eigene Apostel um sich und beginnt damit, ein neues Neues Testament zu schreiben.