Steigende Spritpreise sind nicht nur ein Ärgernis und finanzielles Problem für viele Autofahrer, sondern auch für Landwirte und Unternehmer, die Fahrzeuge und Arbeitsmaschinen mit teurem Treibstoff laufen lassen müssen. Die Suche nach Alternativen wird inzwischen ernst genommen und sie rechnen sich zunehmend. Für Bernd Hepp, Landwirt aus Urspringen, waren die jüngsten Preisanstiege beim Diesel auf 1,15 Euro und darüber sowie die Tatsache, dass er mit seinen Mähdreschern und Schleppern in der Erntezeit über 9000 Liter Sprit benötigt, Anlass genug, um den Schritt zur eigenen Energieerzeugung und -nutzung zu wagen.
Aus 20 Kilo werden sieben Liter
Mit dem Restbestand des "Schwarzen Goldes" aus der Vorjahresernte und der neuen Rapsernte ließ er die selbst installierte Rapsmühle anlaufen, seine Maschinen umrüsten und seine Familie auf das selbst erzeugte Öl als Kochzutat oder Salatmarinade wechseln. Stolz führt Bernd Müller interessierte Besucher oder Kunden - er verkauft Öl, das er nicht selbst benötigt, für 70 Cent auch an andere Dieselfahrer oder Hausfrauen - durch sein Reich. Ein großer Edelstahlbottich, der gut 5000 Liter fasst, nimmt den größten Teil des Raumes ein. "Bis dieser Behälter aber voll ist, dauert es lange", sagt Ölmüller Hepp, denn eine ganze Stunde dauert es, um aus 20 Kilogramm Rapssaat sieben Liter Öl zu gewinnen.
Fast unscheinbar zeigt sich die Technik, mit der das Öl gewonnen wird. Kaum größer als ein Metzgerei-Fleischwolf thront der Motor mit der vorgelagerten Schnecke über dem Bassin für das Öl und gibt im feinen Faden eine goldgelbe, appetitlich nussig duftende Flüssigkeit in die Edelstahlrinne ab. Bevor es in reiner Form in den Tank der umgerüsteten Maschinen oder anteilig (je nach den technischen Voraussetzungen) in den von Diesel-Pkw getankt werden kann, durchläuft das Öl einen Vliesfilter, in dem alle festen Bestandteile ausgefällt werden, bis er die so genannte "Weihenstefaner Norm" erfüllt.
Viehmäster holen sich den Rest
Wie die Asche einer Zigarette bricht von Zeit zu Zeit der übrig bleibende Rapskuchen, bestehend aus Schale und Staub des Samens, in eine zweite Sammelmulde ab. "Diesen Rest holen Rinder- und Schweinemäster als Ersatz für teuren Sojaschrot oder Hausbesitzer als Ergänzung für ihre Holzpellets-Heizanlagen", informiert Hepp und nimmt eine Handvoll der Würstchen aus dem Behälter, um daran zu riechen.
Für das Rapsöl in Flaschen, das im Haushalt Verwendung findet, gelten laut Bernd Hepp bei weitem nicht so strenge Reinheitsvorschriften wie für das Motoröl. Die Lebensmittelüberwachung erwarte sogar, dass noch Fruchtbestandteile als Trübstoffe enthalten blieben. Diese seien mit für den typischen, angenehmen Geschmack des Rapsöls

Im kommenden Jahr will Bernd Hepp seine Ölerzeugung sogar durch eine zweite Presse verdoppeln. Angst vor der anstehenden, teilweisen Versteuerung nachwachsender Treibstoffe hat er dabei nicht, denn: "Die Mineralölpreise und die Steuern darauf werden sicherlich auch dort bleiben, wo sie derzeit stehen."