„Hurra, hurra, die Windräder sind endlich da“, sang der Kinderchor des Männergesangvereins Remlingen unter der Leitung von Hanna Stollberger zur offiziellen Inbetriebnahme des Windparks Remlingen. Trotz des Regenwetters waren über 100 interessierte Bürger zum Windrad Nr. 5 gekommen, um bei der kleinen Feierstunde dabei zu sein. Knapp 200 Meter ragen die sechs Windräder im Remlinger Wald in die Höhe. Zu sehen war von ihnen am Montagnachmittag nicht viel: Die obere Hälfte der Räder mit den Flügeln war in Regenwolken gehüllt.
Gerhard Eck, Staatssekretär im Bayerischen Innenministerium, freute sich, dass auch viele junge Menschen zur Inbetriebnahme in den Remlinger Wald gekommen waren. „Bereits jetzt können wir in Bayern ein Drittel unseres Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien decken. Dem Freistaat ist es wichtig, dass die Energiewende mit den Bürgerinnen und Bürgern gemeinsam entwickelt wird; nur so findet sie auch die Akzeptanz der Bevölkerung“, so Eck.
Mainova-Vorstandsvorsitzender Constantin Alsheimer wies darauf hin, dass Windkraft den Hauptanteil der Energiewende trage, viele Vorteile biete und zuverlässig sei. „Die Marktgemeinde Remlingen war von Anfang an ein fairer Partner und dem Vorhaben gegenüber sehr aufgeschlossen“.
Die vorbildliche und konstruktive Zusammenarbeit mit Gemeinde, Gemeinderat, Forst und Verwaltungsgemeinschaft hob Matthias Bokhold, Vorstand des Projektentwicklers ABO Wind AG, hervor. „Die Erschließung von Wäldern und Standorten mit geringen Windgeschwindigkeiten wird für den Ausbau der Windkraft in Deutschland eine entscheidende Rolle spielen. Das Beispiel Remlingen zeigt, dass auch hier mit der richtigen Technik hohe Stromerträge erzielt werden können.“
Gemeinde kassiert Pacht
Für den erkrankten Remlinger Bürgermeister Klaus Elze stellte sein Stellvertreter Fritz Emmerich fest, dass der Marktgemeinderat sowie der größte Teil der Remlinger Bevölkerung geschlossen hinter diesem Projekt stünden. Da die Pachteinnahmen vollständig in die Gemeindekasse fließen, könne so manche lieb gewonnene öffentliche Einrichtung auch in Zeiten knapper Kassen am Leben erhalten werden.
In 13 Monaten Bauzeit wuchsen die sechs Anlagen des Typs Nordex N117/2.400 gamma auf ihre Nabenhöhe von 140 Metern. Der Rotordurchmesser beträgt jeweils 116,8 Meter, damit erreicht das Windrad eine Gesamthöhe von etwa 200 Metern. Errichtet sind die Türme in Hybridbauweise aus 80 Metern Stahlbeton-Fertigteilen und 58 Meter hohen Stahlrohrelementen. Jede Anlage wiegt rund 840 Tonnen.
Die Fundamente, die für den sicheren Stand der Windriesen sorgen, bestehen jeweils aus 1400 Tonnen Stahlbeton. Durch die Lage im Wald gehen vom Windpark keine Lärm- oder Schattenimmissionen für Wohnhäuser aus. Der Windpark Remlingen ist der erste Mainova-Windpark, der außerhalb Hessens ans Netz geht. Rund 35 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr sollen die je 2,4 Megawatt starken Anlagen insgesamt produzieren. Das reicht, um 14 000 Haushalte mit klimafreundlicher Energie zu versorgen. 18 000 Tonnen Kohlenstoffdioxid jährlich sollen so laut Betreiber im Vergleich zu konventioneller Erzeugung durch die Windkraft eingespart werden.
Mainova AG
Der Energiekonzern mit Sitz in Frankfurt ist Hessens größter Energieversorger und beliefert rund eine Million Menschen mit Strom, Gas, Wärme und Wasser. Hinzu kommen zahlreiche Firmenkunden im gesamten Bundesgebiet. Der Mainova-Konzern erzielte im Jahr 2011 mit seinen fast 3000 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 1,8 Milliarden Euro. Größte Anteilseigner sind die Stadtwerke Frankfurt am Main Holding (75,2 Prozent) und die Münchener Beteiligungsgesellschaft Thüga (24,4 Prozent). Die übrigen Aktien (0,4 Prozent) befinden sich im Streubesitz.
Bis 2015 will die Mainova AG in 15 bis 20 Windparks investieren. Rund 80 Anlagen sollen bis dahin ans Netz gehen und jährlich 500 Gigawattstunden Strom produzieren. Dies entspricht dem Bedarf von mehr als 200 000 Haushalten. Damit könne der Kohlenstoffdioxid-Ausstoß um jährlich 250 000 Tonnen im Vergleich zu konventioneller Erzeugung verringert werden. Text: FKU